CH-Verlauf: Über Tagestief markant schwächer – Banken unter Druck

Defensive Valoren kommen besser weg. Ein Händler führte die Abgaben in den Finanztiteln auf neuerliche Ängste über die Auswirkungen der US-Finanzkrise zurück. Die zyklischen Werte würden unter Stagflationsbefürchtungen leiden.


Insbesondere die Kursverluste an der Wall Street nach Schluss der europäischen Börsen und Einbussen in Fernost würden deutlich auf die Kurse drücken, so Marktbeobachter. In den USA waren die Titel der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac nach einem Kommentar von Lehman Brothers über notwendige Kapitalerhöhungen abgestürzt. Die Präsidentin der regionalen US-Notenbank von San Francisco, Janet Yellen, rechnet zudem bis ins Jahr 2009 nicht mit einer Erholung der Immobilienpreise. Allerdings gab sie in ihrem Kommentar keine Hinweise über eine bevorstehende Zinssatzerhöhung.


Bis um 11.45 Uhr verliert der SMI um 1,5% oder 101,12 Zähler auf 6’714,61 Punkte. Intraday hat der SMI ein neues Jahrestief von 6’661,13 Stellen erreicht. Der SLI verliert um 1,84% auf 1000,20 Zähler. Zuvor ist der Index Intraday erstmals seit der Einführung unter die 1’000er Marke gesunken (993,39). Der SPI gibt um 1,56% auf 5’634,87 Punkte nach.


Im Gegensatz zu den sukzessive tiefer tendierenden Kursen in den vergangenen zwei Wochen, beobachte man heute einen Sell-off, so der Händler. Dies könne in Kombination mit höheren Volumen ein Indikator für eine bevorstehende technische Korrektur sein. Hierzulande sei der Gesamtmarkt deutlich überverkauft. Auch die Call-/Put-Ratio im S&P-500 und das Investorenvertrauen in den USA würden in diese Richtung deuten, so der Händler weiter. Er hält in den kommenden ein bis zwei Wochen eine solche technische Reaktion für möglich.


Bis zur Eröffnung der US-Börsen dürfte der SMI um die schwache technische Unterstützung von 6’700 Punkten tendieren, so der Händler weiter. Neue Impulse werden von den heutigen Reden von Fed-Chef Bernanke und Finanzminister Paulson über die Hypothekarkreditvergabe sowie von den Lagerbestände und den Umsätzen im Grosshandel und den schwebenden Hausverkäufen erwartet.


Markante Verluste verzeichnen die Banktitel, die im frühen Geschäft teilweise neue 52-Wochen- oder Allzeittiefs erreicht haben: CS verlieren um 4,8% auf 41,48 CHF, UBS um 3,7% auf 19,24 CHF und Julius Bär um 3,2% auf 61,50 CHF.


Unter den Versicherungsvaloren notieren unter anderen ZFS um 3,2% auf 245,80 CHF tiefer, Swiss Re um 3,0% auf 63,90 CHF und Bâloise um 2,5% auf 97,35 CHF. Dabei biete der Beginn der Hurrikan-Saison mit dem ersten Sturm «Bertha» vor den Küsten Bermudas vor allem Swiss Re keine Stütze, so Marktbeobachter. Dies zumal in den beiden Vorjahren die Hurrikan-Schäden gering ausgefallen waren und die Prämien dadurch unter Druck geraten seien.


Weiter im Angebot liegen konjunktursensitive Werte, am schlechtesten weg kommen dabei OC Oerlikon (-4,2% auf 258,50 CHF) und ABB (-3,9% auf 27,52 CHF).


Als einzige SMI-/SLI-Titel legen Novartis (+1,2% auf 58,75 CHF) und Lonza (+1,5% auf 139,50 CHF) zu. Nestlé (-1,1% auf 45,44 CHF) und Novartis haben vorbörslich den Abschluss des ersten Schrittes der im April unterzeichneten zweistufigen Übernahme einer Aktienmehrheit am Augenheilmittelunternehmen Alcon durch Novartis bekanntgegeben. Lonza würden von einer Empfehlungsänderung durch die Deutsche Bank profitieren, hiess es im Handel. Das Institut bewertet die Aktie neu mit «Buy» von zuvor «Hold».


Roche (-0,2% auf 178,80 CHF) halten sich ebenfalls besser. Andere defensive Valoren wie Swisscom (-0,7% auf 330,75 CHF) und Synthes (-0,8% auf 141,60 CHF) werden auch weniger korrigiert.


Im breiten Markt hat Partners Group (-0,2%) gemeldet, dass sie ihre Assets under Management (AuM) per Ende Juni 2008 auf 25,4 (VJ 22,0) Mrd CHF gesteigert hat. Entsprechend positiv reagierten die Anleger und zeigt sich die Aktie widerstandsfähig.


Vontobel (-3,8%) können sich der allgemeinen Tieferbewertung der Bankbranche trotz eines Interviews von CEO Herbert Scheidt in der Presse nicht entziehen. Im Interview bezeichnete er die Neugeldentwicklung als den Vorstellungen entsprechend und weiterhin positiv. (awp/mc/pg/18)

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