Christoph Brand, CEO Sunrise: «Wir investieren voll in die Letzte Meile, damit wir noch vor Ende Jahr eigene Angebote für Geschäftskunden sowie im ersten Quartal 08 auch für Privatkunden bringen können»

Christoph Brand, CEO Sunrise: «Wir investieren voll in die Letzte Meile, damit wir noch vor Ende Jahr eigene Angebote für Geschäftskunden sowie im ersten Quartal 08 auch für Privatkunden bringen können»

von Patrick Gunti


Herr Brand, Sunrise hat ein neues Logo: Ein stilisierter Sonnenaufgang ersetzt das Sunrise-Lächeln. Was verbinden Sie mit dem neuen Markenauftritt?


Der neue Marktauftritt zeigt Sunrise als einfaches, ehrliches, mutiges und vitales Unternehmen. Ein wesentlicher Bestandteil davon ist die neue Farbwelt, die vom Sonnenaufgang inspiriert ist. Seit dem 4. Oktober 2007 haben wir zudem unser Mobilangebot vereinfacht: Wir verfügen ab sofort noch über drei Abos und ein Prepaid-Angebot, die den Kundinnen und Kunden massive Preisvorteile bringen. Gleichzeitig schaffen wir die Grundgebühr ab und stellen unsere Mailbox kostenlos zur Verfügung.


Welchen Zeitplan hat Sunrise für die die Umsetzung der neuen Markenstrategie – einerseits bei Produkten und Dienstleistungen, andererseits im Bereich Marketing und Werbung?


Am 4. Oktober erfolgte der Startschuss mit den neuen Mobilangeboten und dem ersten Shop im neuen Kleid am Flughafen Zürich. Nun folgen die Neuerungen Schlag auf Schlag, u.a. werden unsere Kundinnen und Kunden schon bald keine Rechnung von Swisscom für ihren Anschluss mehr erhalten. Bis im Sommer sind dann alle unsere Shops umgestaltet. Die neuen Werbekampagen haben ebenfalls bereits begonnen.

Zu den Finanzen: Sunrise hat im 1. Halbjahr 2007 den Umsatz gehalten, vor Sonderposten stieg der Reingewinn gegenüber dem Vorjahressemester um 13 Mio. Franken. Wie werten Sie das Resultat generell?


Unser Halbjahresergebnis spiegelt die Bedingungen, die für den gesamten Markt gelten; sinkende Tarife und ausgeprägte Wettbewerbshemmnisse durch die Marktbeherrschung des Ex-Monopolisten. Ebenfalls spürbar ist ein Investitionsstau durch die schleppende Entbündelung der Letzten Meile. Insofern ist das Resultat keine Überraschung, sondern ein klarer Auftrag.


Am stärksten zulegen konnte der Mobilfunkbereich, 178’000 Neukunden telefonieren über Sunrise. Welche Entwicklung erwarten Sie in diesem Bereich?


Wir freuen uns, dass wir bei den Mobilkunden erneut zulegen konnten. Wir sind überzeugt, dass wir diesen Kurs mit unseren neuen einfachen Produkten fortsetzen werden. Mit unserem neuen Auftritt werden vor allem auch KMU profitieren, ein Wechsel zu uns lohnt sich bestimmt.



«Wir investieren voll in die Letzte Meile, damit wir noch vor Ende Jahr eigene Angebote für Geschäftskunden sowie im ersten Quartal 08 auch für Privatkunden bringen können.» (Christoph Brand, CEO Sunrise)


Seit 1. April ist das geänderte Fernmeldegesetz in Kraft, mit dem die Voraussetzung geschaffen wurde, dass die Swisscom die letzte Meile der Konkurrenz öffnet. Die Unterschiede bezüglich der preislichen Vorstellungen zwischen Swisscom und Sunrise sind so gross, dass Sunrise Klage eingereicht hat. Wie ist der Stand der Dinge?


Wir haben uns mit Swisscom in vielen Fragen geeinigt, nicht aber beim Preis. Deshalb haben wir Swisscom bei der ComCom eingeklagt, sie soll den Tarif für den Teilnehmeranschluss festlegen. Uns schwebt ein Preis im Bereich von 15-16 Franken vor, was etwa dem europäischen Mittel entspricht, während Swisscom auf 33 Franken beharrt. Das sind 8 Franken mehr als heute ein Anschluss kostet (25.- Franken), der ja neben der letzten Meile auch noch einen kompletten Dienst beinhaltet. Eine offensichtlicher Versuch, den Wettbewerb auch weiterhin zu blockieren.


Welche weiteren Schritte sind von Sunrise bei einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zu erwarten?


Wir investieren voll in die Letzte Meile, damit wir noch vor Ende Jahr eigene Angebote für Geschäftskunden sowie im ersten Quartal 08 auch für Privatkunden bringen können. Das sind Investitionen im dreistelligen Millionenbereich. Bis 2010 decken wir 80% der Hausanschlüsse ab. Wir freuen uns, insbesondere im Breitband-Bereich nun freie Hand zu haben und den Kunden endlich eigene Angebote zu machen. Man darf aber nicht vergessen, wie spät das alles kommt und dass Swisscom mittlerweile 70% aller Breitbandanschlüsse im Markt beherrscht. Eine solche Marktdominanz geht immer zu Lasten der Kunden.


Bereits am Ende des 1. Quartals hat bei Sunrise der HSDPA-Traffic denjenigen von UMTS übertroffen. Wie sehen die HSDPA-Ausbaupläne aus?


Unser HDSPA-Netz deckt heute bereits über die Hälfte alle Städte in der Schweiz ab, damit sind wir der führende Anbieter, vor Swisscom und Orange. Mit unserem neuen USB Modem, dem take away, ermöglichen wir das mobile Surfen mit HSDPA-Speed, d.h. mit bis zu 3.6 Mbps, für günstige CHF 3.50 pro Tag. Diesen Service bezahlen Sie also nur, wenn Sie ihn brauchen. Auch das ein sehr erfolgreiches Beispiel für unsere neue Einfachheit.


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Ende des vergangenen Jahres ist Ihre Muttergesellschaft TDC in den dänischen TV-Markt eingetreten. Stecken «Triple-Play»-Pläne auch in den Schubladen von Sunrise?


Wir werden sicher Fernsehen bringen, es gibt auch schon gute Dienste im europäischen Ausland. Die Lösung, die heute im Markt ist, hingegen scheint noch zu teuer und zu komplex..


Sunrise hatte sich nicht um eine Konzession für Handy-TV beworben. Die Konzession ging an Swisscom Broadcast. Wird diese nun auch im Auftrag von Sunrise ein Netz aufbauen und welche Erwartungen hegen Sie im Zusammenhang mit Handy-TV?


Sunrise war am erfolgreichen Feldversuch zum Handy-TV in Bern beteiligt und hat mit der Zusammenarbeit mit Swisscom Broadcast gute Erfahrungen gemacht. Wir standen zwischenzeitlich auch mit dem zweiten Bewerber für eine Konzession in Kontakt. Nachdem sich das BAKOM nun für Swisscom Broadcast entschieden hat, ist die Ausgangslage klar. Für uns ist wichtig, beim Handy-TV mit einem Partner zusammenzuarbeiten. Die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur ist eine ideale Lösung.  Sie bietet u.a. auch den Vorteil, dass weniger Antennen nötig sind.


Aller Dementis zum Trotz ist Sunrise immer wieder Teil von Übernahmespekulationen. TDC-Chef Jens Alder sagte in einem Interview, zuerst müsse jetzt einmal kräftig investiert werden. Ist es also Ihre Aufgabe, die Braut für die Hochzeit herzurichten?


Mein Auftrag ist es, mit dem Unternehmen möglichst viel Erfolg am Markt zu haben. Dazu sind auch Investitionen nötig, kurzfristige extreme Kostensenkungsübungen zu Lasten der Nachhaltigkeit betreiben wir nicht. Ob und wenn ja, wann Sunrise einmal andere Aktionäre bekommt, steht in den Sternen – wie bei jedem anderen Unternehmen übrigens auch, selbst bei solchen im Staatsbesitz.


Sie waren unter Jens Alder Strategiechef bei der Swisscom, jetzt arbeiten Sie bei TDC wieder mit ihm zusammen. Was charakterisiert die Zusammenarbeit Alder-Brand?


Sehr hohes gegenseitiges Vertrauen und hohe Effizienz in der Zusammenarbeit. Jens Alder unterstützt natürlich mit dem Verwaltungsrat von Sunrise die Neupositionierung und steht voll hinter unserer Strategie.


Herr Brand, wir bedanken uns für die Beantwortung unserer Fragen





Zur Person

Christoph Brand, (1969), Schweizer Staatsbürger, seit November 2006 CEO bei sunrise.


Akademischer Werdegang: lic. rer. pol. an der Universität Bern, 1995. Advanced Management Programme, INSEAD, 2001. Finance for Executives, INSEAD, 2002.


Frühere berufliche Tätigkeiten: diverse Tätigkeiten bei Ascom, 1991-1995. Project Manager, Swisscom International, 1995. CEO, Bluewin, 1998. Executive Vice President, Swisscom Fixnet Wholesale, 2002. Chief Strategy Officer, Swisscom Group, 2005. CEO, Sunrise/TDC Switzerland AG, 2006.

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