Clariant 2008 mit Verlust – Wirtschaftseinbruch im 4. Quartal

Im Schlussquartal wurde das Unternehmen dann aber vom Rückgang der weltweiten Wirtschaftsaktivitäten und der dadurch verminderten Nachfrage in den Abnehmerbranchen erheblich getroffen. Als Folge ergreift Clariant Restrukturierungsmassnahmen und streicht den Aktionären die Dividende für 2008.


EBIT sinkt auf 530 Mio. Franken – Höhere EBIT-Marge
Clariants Umsatz sank um 5% auf 8’071 Mio CHF, in lokalen Währungen (LW) resultierte ein Umsatzplus von 1%. Vor Einmaleffekten sank der EBITDA auf 783 (VJ 812) und der EBIT auf 530 (539) Mio CHF. Die EBIT-Marge nahm auf 6,6 (6,3)% zu. Unter dem Strich schrieb Clariant nach einem Buchwertabschreiber von 180 Mio CHF für die Leder- und Textilsparte einen Verlust von 37 Mio CHF, nach einem kleinen Gewinn von 5 Mio CHF im Vorjahr. Der operative Cashflow stellte sich bei 391 (540) Mio CHF ein.


Keine Überraschung
Die Höhe der Gewinnzahlen kommt nicht überraschend, hatte doch Clariant bereits Ende Januar eine erste Indikation abgegeben. Ebenfalls bereits vor einem Monat hatte Clariant angekündigt, dass für 2008 auf die Ausrichtung einer Dividende verzichtet wird.


Verkaufspreise um 7 % erhöht
Wie Clariant weiter mitteilte, konnte das Unternehmen seine Verkaufspreise im Berichtsjahr um 7% erhöhen, was den Anstieg der Rohstoffkosten (+15%) kompensiert habe. Das Unternehmen habe aber vor allem im vierten Quartal in den meisten Geschäftsfeldern einen Volumenrückgang erfahren.


«Beispielloser» Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten im 4. Quartal
Im vierten Quartal 2008 wurde Clariant den Angaben zufolge von einem «beispiellosen» Rückgang der weltweiten Wirtschaftsaktivitäten getroffen. Der Umsatz sackte im Schlussquartal auf 1’744 (2’086) Mio CHF ab. Das operative Ergebnis vor Einmaleffekten auf Stufe EBIT sank auf 42 (122) Mio CHF.


Nettoverschuldung 150 Mio. Franken tiefer
Die Nettoverschuldung des Konzerns lag per Ende 2008 auf 1’209 Mio CHF, nach 1’361 Mio CHF per Ende 2007. Bei einem Eigenkapital von 1’987 (2’372) Mio CHF stieg das Gearing leicht auf 61 (57)%. Dem Konzern ständen über einen Zeitraum von fast drei Jahren keine Fälligkeiten an den Kapitalmärkten bevor, heisst es weiter. Deshalb weise Clariant eine starke Liquidität auf und sei auf einen möglichen weiteren Abschwung der Wirtschaft vorbereitet.


Pigment & Additives: Umsatz in Landeswährungen unverändert
Im vergangenen Geschäftsjahr blieb der Umsatz der Division Pigments & Additives in LW unverändert, in CHF ging er jedoch um 6% zurück. Das solide Wachstum der ersten neun Monate habe den dramatischen Einbruch der Nachfrage im vierten Quartal in wichtigen Abnehmerbranchen wie der Automobil- und Kunststoffindustrie nicht ausgleichen können, heisst es.


Verschlechterung der Leder- und Textilmärkte
Die Division Textile, Leather & Paper Chemicals von Clariant litt den Angaben zufolge erheblich unter der Verschlechterung der Leder- und Textilmärkte. Der Umsatz sank um 6% in LW und um 13% in CHF. Auch die Nachfrage nach den Produkten der Division Masterbatches ging im Laufe des Jahres mit zunehmender Geschwindigkeit zurück; es resultierte ein Umsatzrückgang von 1% in LW und 7% in CHF.


Functional Chemicals mit höherem Umsatz
Ein Umsatzsteigerung verzeichnete dagegen die Division Functional Chemicals, die Division legte um 9% in LW und 3% in CHF zu. Insbesondere das Agrochemiegeschäft sowie die Geschäftsgebiete Oil and Mining Services hätten zur erfreulichen Umsatzentwicklung beigetragen, so die Angaben.


1650 Stellen abgebaut
Bis zum Jahresende 2008 hatte Clariant von den etwa 2’200 zu streichenden Stellen, die 2006 angekündigt wurden, rund 1’650 realisiert. Bis Ende 2009 wird das Unternehmen weniger als 19’000 Mitarbeiter beschäftigen, 22’000 waren es noch per Ende 2006.


Abbau weiterer 1000 Stellen geplant – zusätzlicher Stellenabbau nicht ausgeschlossen
Bereits vor Monatsfrist hatte Clariant darüber hinaus den Abbau von weiteren 1’000 Stellen bekannt gegeben. Ein zusätzlicher Stellenabbau sei nicht ausgeschlossen, betonte CEO Hariolf Kottmann am Dienstag an einer Telefonkonferenz. Zudem soll die Organisation vereinfacht werden, um zusätzliches Cashflowgenerierungs- und Kostensenkungspotenzial freizusetzen. Die Restrukturierungskosten werden im Jahr 2009 etwa 200 bis 300 Mio CHF betragen.


Verhaltener Ausblick
Mit Blick in die Zukunft gibt sich Clariant verhalten. Die ersten sechs Wochen 2009 hätten den schwachen Industrietrend bestätigt, sagte der CEO. Die Nachfrage habe ungefähr auf dem Niveau des sehr schwachen Schlussquartals 2008 gelegen. Kottmann geht davon aus, dass die Nachfrage im laufenden Jahr mehr oder weniger auf dem tiefen Niveau des ersten Quartal verharren wird. Die Rohstoffpreise dürften sich hingegen 2009 leicht zurückbilden.


Trotz laufender Restrukturierungen schliesst Clariant Akquisitionen zur Arrondierung des Portfolios nicht aus. «Clariant will aktiv am Konsolidierungsprozess teilnehmen», so der CEO.  (awp/mc/pg/03)

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