Clariant-Abbau erzürnt Angestellte und Gewerkschaften

Die Jobs werden nach Asien verlagert. Laut Unia handelt es sich dabei um «eine der grössten Massenentlassungen der letzten Jahre». Bereits 2009 hatte Clariant in Muttenz 137 Arbeitsplätze gestrichen. Von einem «schwarzen Tag für die Nordwestschweiz» sprach die Gewerkschaft Syna. Der Führung von Clariant gelinge es nicht, das schlingernde Schiff zu stabilisieren, heisst es in einer Mitteilung der Syna vom Dienstag.


Syna verlangt Verbesserung und Verlängerung des Sozialplans
Die Angestellten-Vereinigung Clariant Schweiz (AVCS) reagierte erschüttert auf den neuerlichen Abbau. Der Verein, der zur Arbeitnehmerorganisation Angestellte Schweiz gehört, forderte das Management auf, «alles Erdenkliche zu tun», um Entlassungen zu vermeiden. Der bis 2012 gültige Sozialplan müsse «konsequent und grosszügig» angewendet werden. Die Syna verlangte angesichts des Ausmasses des Stellenabbaus, dass der Sozialplan verbessert und über die ganze Restrukturierungsphase bis 2013 verlängert wird.


Die AVCS forderte, dass die vom Abbau betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rasch mit gezielten Aus- und Weiterbildungsmassnahmen unterstützt werden. Umfangreiche Outplacement-Massnahmen müssten umgesetzt werden.


Nicht ohne Konsultation
Die Unia kündigte Widerstand gegen den Stellenabbau in Muttenz an. Die Gewerkschaft wirft den Clariant-Managern vor, sie verstiessen gegen den geltenden Gesamtarbeitsvertrag und verletzten die Sozialpartnerschaft. Bevor Massenentlassungen beschlossen und Produktionsstandorte aufgegeben würden, müsse der Belegschaft und den Gewerkschaften eine angemessene Konsultationsfrist von mehreren Wochen gewährt werden, damit diese Alternativen prüfen könnten. Die Clariant-Leitung missachte diese gesetzlichen Vorschriften bewusst, kritisiert die Unia.


Management zu Verhandlungen aufgefordert
Die Syna forderte das Clariant-Management auf, Hand zu konstruktiven Verhandlungen zu bieten. Der Entscheid, Arbeitsplätze nach Asien zu verschieben, müsse im Rahmen eines seriösen Konsultationsverfahrens überprüft respektive rückgängig gemacht werden.


Politik in der Pflicht
Die Unia sieht nun die Politik und insbesondere die Baselbieter Volkswirtschaftsdirektion in der Pflicht. Die Politik müsse «die Interessen der Belegschaft und des Produktionsstandorts Schweiz gegenüber den rücksichtslosen Clariant-Managern» wahrnehmen.


Proteste vor der Börse in Zürich
Gegen das Clariant-Management protestierten Unia-Vertreter am Dienstagmorgen auch vor der Schweizer Börse in Zürich, in deren Räumen das Unternehmen die Bilanzmedienkonferenz abhielt. Sie verteilten Flugblätter, auf denen der «Kahlschlag von Kottmann» angeprangert wurde. Gemeint ist Konzernchef Hariolf Kottmann.


Rund 30 linke Aktivisten, offenbar Mitglieder des «Revolutionären Aufbaus Zürich», blockierten vorübergehend sogar den Zugang zur Schweizer Börse. Sie bewarfen das Gebäude mit Eiern und zogen nach einer guten Dreiviertelstunde wieder von dannen. Unia-Vertreter betonten gegenüber der Nachrichtenagentur SDA, dass sie mit der Blockade nichts zu tun hatten. (awp/mc/pg/22)

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