Cordes übernimmt Ruder bei METRO – Weg für Neuausrichtung frei

Dies teilten METRO und Grossaktionär Haniel am Donnerstag mit. Der jetzige Chef Hans-Joachim Körber verlässt dann nach über 20 Jahren das Unternehmen. Am Markt wird erwartet, dass der Handelskonzern unter Cordes künftig stärker auf Rendite getrimmt wird.


Kurssprung
An der Börse löste die Nachricht vom Chefwechsel einen satten Kurssprung der METRO-Aktie aus. Mit plus 8,07 Prozent auf 67,88 Euro war das Papier Spitzenreiter im DAX . Mit dem Weggang von Körber sei nun der Weg für eine Aufspaltung des Konzerns frei, hiess von Marktteilnehmern zur Begründung. Cordes werde versuchen, mehr Wert für die Aktionäre zu schaffen und weniger zögern, sich von Verlustbringern zu trennen.


Kritik an Körber
In der Branche war schon seit längerem über Unstimmigkeiten zwischen Körber und den Grossaktionären über die Ausrichtung des weltweit drittgrössten Einzelhändlers die Rede. Kritiker hatten bemängelt, er bekomme die Sorgenkinder im Konzern nicht schnell genug fit, halte zugleich aber an den Verlustbringern fest. Weder wollte er sich wie von Aktionärsseite gefordert von der schwächelnden Lebensmittelsparte Real noch von den unter Umsatzrückgängen leidenden Kaufhof-Warenhäusern trennen. Auch an den Einzelhandelsimmobilien wollte er festhalten. Konkurrent Arcandor hatte als Gegenbeispiel dazu seinen Immobilienbestand im vergangenen Jahr für Milliardenerlöse versilbert.


Anteilsaufstockung Haniels
Bereits Ende August hatte sich abgezeichnet, dass der Stuhl von Körber wackelt. Der Duisburger Mischkonzern Haniel hatte damals seine Anteile an METRO auf mehr als 34 Prozent aufgestockt und hält zusammen mit der Familie Schmidt-Ruthenbeck nun 50,01 Prozent. Haniel machte auch am Donnerstag nochmal klar, dass der Konzern durchaus kapitalmarktorientiert denkt: «Wir werden uns in aller Ruhe alle Bereiche des Konzerns angucken und dann entscheiden, was das beste für alle Seiten ist», sagte eine Haniel-Sprecherin. «Dabei haben wir keine Eile und halten uns alle Optionen offen.»


Konzentrieren auf METRO-Zugpferde
Commerzbank-Analyst Jürgen Elfers sagte, er könne sich vorstellen, dass sich Cordes, der sich vor seinem Amtsantritt bei Haniel als Sanierer beim Autokonzern DaimlerChrysler einen Namen gemacht hatte, fortan auf die beiden Zugpferde des METRO-Konzerns fokussiert. Den METRO Cash&Carry-Märkten sowie den Elektronikfachketten Media Markt und Saturn verdankt der Konzern in erster Linie sein Wachstum. Kaufhof sowie die in einer Vertriebslinie zusammengefassten Real- und Extramärkte dürften hingegen auf dem Prüfstand stehen, sind sich auch andere Experten einig. Auch ein Börsengang von Media Markt/Saturn, zu dem sich Körber ebenfalls nicht durchringen konnte, sei eine Option. In Einzelteilen sei der Konzern mehr wert als jetzt, hiess es.


Vertrag vorzeitig gelöst
Der Vertrag Körbers sollte eigentlich erst 2009 auslaufen. 1985 war der heute 61-Jährige zur METRO gekommen. 1996 rückte er dann in den Vorstand vor, dessen Vorsitz er 2001 übernahm. Während seiner Amtszeit trieb Körber vor allem die Auslandsexpansion der METRO voran und verringerte damit die Abhängigkeit des Unternehmens vom schwierigen deutschen Markt. Inzwischen wird mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes im Ausland erwirtschaftet. Im vergangenen Jahr übernahmen die Düsseldorfer dann überraschend die deutschen Wal-Mart-Standorte.


Langfristiges Engagement
Das Engagement von Cordes bei METRO ist nach Aussage von Haniel ein langfristiges und keine Übergangslösung. Seinen Vorstandsvorsitz bei dem Mischkonzern wird Cordes aber trotz der neuen Aufgabe bei METRO beibehalten. Der Manager, der seit 2006 die Geschäfte bei Haniel leitet, hatte er sich als Sanierer beim Autokonzern DaimlerChrysler einen Namen gemacht. Er brachte die damals schlingernde Nutzfahrzeugsparte wieder auf die Spur zurück und war zuletzt Chef der Mercedes-Sparte. Als es 2005 um die Nachfolge von Jürgen Schrempp an der Spitze des Autokonzerns ging, musste sich Cordes dann aber seinem Rivalen Dieter Zetsche geschlagen geben. (awp/mc/ar)

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