EU-Verlauf: Knapp behauptet – Zahlenflut und US-Bankenplan im Fokus

Der Londoner FTSE 100 kletterte zuletzt sogar mit 0,03 Prozent ins Plus auf 4.214,21 Zähler, der Pariser CAC-40-Index büsste zuletzt noch 0,27 Prozent auf 3.012,68 Zähler ein.


Börsianer zufolge vermiest die sehr negative Reaktion der US-Börsen auf den Bankenrettungsplan von Finanzminister Timothy Geithner am Vorabend die Stimmung auch im europäischen Handel. Über Nacht hätten sich aber die Futures auf die US-Aktienindizes bereits stabilisiert und sie liessen nun eine freundliche Eröffnung an der Wall Street erwarten – das stütze den Markt etwas und ebgrenze die Abschläge. David Buik, Marktanalyst bei Cantor Index in London, betonte indes: «Nach dem Kursrutsch am Vortag scheinen die Aktienmärkte zwar etwas überverkauft und damit ist eine kleine Erholung drin – die Stimmung bleibt aber horrorhaft.» Im Fokus stand laut Händlern eine ganze Flut von Zahlen.


Diese beschäftigte vor allem die Börsianer in Paris, strahlte aber laut Händlern auf den gesamten europäischen Handel aus: Sanofi-Aventis sprangen mit plus 5,53 Prozent auf 46,380 Euro an die EuroSTOXX-Spitze. Laut Cheuvreux-Analyst Laurent Flamme lagen das bereinigte Ergebnis und die Margen über den Prognosen. Auch der Ausblick sei positiv. ArcelorMittal verteuerten sich um 3,56 Prozent auf 20,660 Euro. Cheuvreux hob hier das über den Prognosen liegende Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im vierten Quartal hervor.


PSA Peugeot Citroen rutschten dagegen nach Zahlen um 3,06 Prozent auf 13,940 Euro ab. Europas zweitgrösster Autobauer ist mit der Wirtschaftskrise tiefer in die Verlustzone gerutscht als erwartet. Cheuvreux-Analyst Bruno Lapierre verwies auf den anhaltend hohen Kapitalverbrauch (Cash Burn), der 2008 deutlich über den Prognosen gelegen habe und auch 2009 hoch bleibe. Im Sog von PSA sackten Renault-Aktien im EuroSTOXX um 2,76 Prozent auf 16,180 Euro ab. Danone-Aktien verloren nach der Bilanzvorlage des französischen Lebensmittelkonzerns 3,99 Prozent auf 38,020 Euro. Cheuvreux-Analyst Mario Montagnani kommentierte die Bilanz in einer ersten Reaktion: «Die Zahlen und der Ausblick sind nicht beeindruckend und dürften keine Veränderungen bei den Analystenschätzungen auslösen – wir bleiben bei unserer vorsichtigen Haltung.»


Bankenwerte wie BNP Paribas, Santander und Royal Bank of Scotland (RBS) blieben mit der sehr negativen Reaktion der US-Börsen auf den Bankenrettungsplan von Finanzminister Timothy Geithner im Fokus. Börsianer vermissten in den Plänen, die Banken von faulen Krediten befreien, die private Kreditvergabe ankurbeln und den Geldinstituten weitere Kapitalspritzen zu verschaffen, konkrete Details und sprachen von Verunsicherung. Matt Buckland, Händler bei CMC Markets in London, sagte: «Das vorgelegte Paket hat wenig Klarheit gebracht.» Unterdessen gab die teilverstaatlichte britische Royal Bank of Scotland (RBS) bekannt, im Zuge der betrieblichen Umstrukturierung und Produktivitätssteigerung 2.300 Stellen zu kürzen. RBS-Aktien sackten in London um 2,10 Prozent auf 23,20 Pence ab.


In Zürich rutschten Aktien der Credit Suisse nach Zahlen um 1,94 Prozent auf 30,28 Franken ab. Die Grossbank legte nach UBS am Vortag nun ebenfalls ihre Jahresbilanz vor und senkte die Zielsetzung für die Entwicklung der Eigenkapitalrendite und im Investment Banking. Credit Suisse sprach aber von einem positiven Nettoneugeldzufluss im Januar – einen weitergehenden Ausblick zum Gesamtjahr wollte Finanzvorstand Renato Fassbind allerdings nicht geben. Die Bank brauche aber keine Staatshilfe. Analyst Michael Dunst von der Commerzbank sieht den Nettoverlust unterdessen höher als erwartet. (awp/mc/ps/20)

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