Fiat glaubt nicht an Verkauf an General Motors

Die Signale der Fiat-Aktionäre und -Gläubiger aus Italien zeigten derzeit eindeutig in die Richtung einer «italienischen Lösung» für die Sparte. General Motors hätte von einer Übernahme kaum einen Mehrwert, der über die derzeitigen Kooperationen hinausgeht, so der Deutschland-Chef von Fiat. «Aus betriebswirtschaftlicher Sicht hat GM-Chef Rick Wagoner keinen Grund, Fiat zu übernehmen,» sagte Fricke am Rande der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt.

Der US-Konzern hatte die Verkaufsoption zuletzt als nicht «rechtsgültig bezeichnet». Ein Streit über diese Frage wird sich nach Ansicht von Fricke zwischen den beiden Autobauern aber nicht entwickeln. GM ist nach der jüngsten Kapitalerhöhung bei Fiat nurmehr mit 10 Prozent nach zuvor 20 Prozent an der Autosparte beteiligt.

Kooperation auf drei Gebieten
Derzeit arbeiten GM und Fiat beim Einkauf, der Motoren und Getriebeentwicklung sowie im Plattformbereich zusammen. Diese Zusammenarbeit schaffe Skaleneffekte, von denen sowohl Fiat als auch GM in Zukunft profitieren werde. Ein darüber hinaus gehendes Engagement hätte nach Ansicht von Fricke für die Amerikaner kaum Sinn.

Eine Übernahme würde für GM zusätzliche Investitionsanforderungen bedeuten, die die durch hohe Pensions-Rückstellungen ohnehin strapazierte Bilanz des grössten Automobilbauers der Welt zusätzlich belasten würde, ergänzte ein Unternehmenssprecher. Für die angeschlagene Fiat-Autosparte schafften die Kooperationen aber ein enormes Potenzial wieder zu gesunden, sagte Fricke.

Strecke der Anstrengung
Bis dahin aber müsse Fiat noch eine grosse «Strecke der Anstrengung» überwinden. Der Konzern, der sich in diesem Jahr von zahlreichen Unternehmensteilen wie etwa dem Turbinenhersteller Fiat Avio getrennt hat, will 2003 seinen Verlust reduzieren.

Im ersten Halbjahr war der operative Verlust bereits von 426 Millionen auf 367 Millionen Euro gesunken, wie der Konzern in Mailand mitteilte. Der Nettoverlust stieg hingegen von 563 Millionen auf 708 Millionen Euro. Die Nettoschulden (30. Juni) sanken von 5,788 Milliarden auf 4,812 Milliarden Euro. Auch hier rechnet Fiat mit einer weiteren Verbesserung am Jahresende.

Der Umsatz schrumpfte im Halbjahr allerdings um 13,8 Prozent auf 24,7 Milliarden Euro. Der Rückgang sei jedoch fast ausschliesslich auf die kürzlichen Veräusserungen von wichtigen Unternehmensteilen, wie Toro Assicurazioni und Fiat Avio, zurückzuführen. Die Autosparte verbuchte einen Umsatz von 10,1 Milliarden Euro nach 11,7 Milliarden Euro im Vorjahr. An der Mailänder Börse sank die Fiat-Aktie am Mittwoch um 1,42 Prozent auf 6,27 Euro.

Mit Panda offene Türen einlaufen
Von seinem zur IAA präsentierten Nachfolgemodell des früheren Kassenschlagers Panda will Fiat wieder zurück auf die Erfolgsstrasse kommen. Die Erneuerung der Produktpalette hat erst vor kurzem begonnen, als der neue Fiat Punto und der neue Alfa 156 auf den Markt kamen. Mit den neuen Modellen Lancia Y, Panda und Fiat Idea, die ab Herbst zum Verkauf stehen, erwarte Fiat Auto eine deutliche Verbesserung des Umsatzes, hiess es. (afx/dpa/mc)





Fiat History

Fiat wurde 1899 gegründet. Der Name ist eine Abkürzung und steht für «Fabbrica Italiana Automobili Torino«.

Als Industriestadt voller Innovationen bot das norditalienische Turin optimale Rahmenbedingungen, um einen Konzern wie Fiat wachsen und gedeihen zu lassen. Die Autos, entwickelt als Luxus-Artikel für eine Consumer-Elite, wurden sowohl in Italien als auch im Ausland schnell populär. Bald kam auch im Renngeschäft niemand mehr an Fiat vorbei.

1909 eröffnete Fiat eine Fabrik in den Vereinigten Staaten und stellte dort neben Personenwagen auch Lastwagen, Traktoren, Züge, Schiffsmotoren und Flugzeuge her.

1922 wandelte sich Fiat von einer exklusiven Edelmarke zu einer solchen, deren Produkte für eine immer grösser werdende Anzahl normaler Konsumenten erschwinglich werden sollten. Der Konzern fühlte sich herausgefordert, eine klaffende Lücke im US-Markt mit einem einfach motorisierten Kleinwagen zu füllen. Ein Auto für jedermann.

Mitte der 50er-Jahre liefen Millionen der kleinen Fiat-Modelle Seicento und Cinquecento vom Band. Fiat hatte das Auto in einen Massenartikel verwandelt und avancierte zum Symbol des italienischen Wirtschaftswunders. (fiat.de)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert