Gottfried Weber, Direktionspräsident SZKB

von Patrick Gunti


Herr Weber, die Schwyzer Kantonalbank hat 2009 erfolgreich gearbeitet. 2 % mehr Gewinn, ein Plus von 13.1 % beim operativen Ergebnis und auch die Bilanzsumme stieg um 1.7 % an. Wie sieht Ihre Wertung des Resultats aus?


Nach dem durch die bankeigenen Finanzanlagen verursachten «Ertragsrumpler» im Geschäftsjahr 2008 hat die SZKB im vergangenen Geschäftsjahr zur üblichen Stärke «zurückgefunden». Insofern hat, trotz belastenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wieder die Normalität Einzug gehalten.


Nach über 10’000 Neukunden 2008 konnten Sie auch 2009 mit 8’300 eine beachtliche Anzahl Neukunden begrüssen. Wie viel Neugeld ist der SZKB zugeflossen?


Die SZKB konnte auch im vergangenen Jahr dank einer ausgeprägten Kundennähe (bedürfnisorientiertes, an Lebenszyklen orientiertes und kompetentes Kundenbeziehungsmanagement) wiederum über 8’300 Neukunden und rund CHF 407 Mio. Neugeld (inkl. Wertpapiere) anziehen. Die Bonitätsprobleme verschiedener Konkurrenten, ausgelöst durch die Finanzkrise, haben uns dabei geholfen.


Rechnen Sie damit, dass mit einer Stabilisierung der Grossbanken und möglichen neuen Regulatorien für diese der Zulauf an neuer Kundschaft im neuen Jahr abnehmen wird?


Der Zustrom neuer Kunden und der Zufluss neuer Gelder werden mit Sicherheit bei einer Rückkehr des Vertrauens in die Stabilität des Finanzsystems abnehmen.


Der Erfolg im Zinsgeschäft konnte um 5.3 % auf CHF 179.2 Mio. gesteigert werden. Was waren die Kennzeichen in diesem Bereich?


Positiv wirkten sich die höheren Volumen im Aktiv- und Passivgeschäft aus. So nahmen die Kundenausleihungen um CHF 426 Mio. und die Finanzanlagen in erstklassigen festverzinslichen Wertpapieren um CHF 477 Mio. zu, während die Kundengelder eine Erhöhung um CHF 289 Mio. verzeichneten. Damit konnten wir die 2008 im Übermass zugeflossenen (liquiden) Mittel sukzessive absorbieren. Negativ schlugen der Margenrückgang im Immobilienfinanzierungsgeschäft und die stark gestiegenen Absicherungskosten zur gezielten Bewirtschaftung der Zinsänderungsrisiken zu Buche.



« Der Zustrom neuer Kunden und der Zufluss neuer Gelder werden mit Sicherheit bei einer Rückkehr des Vertrauens in die Stabilität des Finanzsystems abnehmen.» Gottfried Weber, Direktionspräsident SZKB


Die Nachfrage nach Wohneigentum ist trotz der Wirtschaftskrise ungebrochen. Wie hat sich dies auf die Hypothekarforderungen der SZKB ausgewirkt?


Die grosse Nachfrage nach Wohneigentumsfinanzierungen hat bei der SZKB zu einem kontrollierten Wachstum des Kreditportfolios geführt. Kontrolliert insofern, als unsere Qualitätsstandards bei der Kreditvergabe konsequent angewendet wurden.


Die Hypozinsen bewegen sich auf sehr tiefem Niveau. Wie lange noch?


Die Zinsen bewegen sich infolge der konzertierten Aktivitäten der Notenbanken zur Bewältigung der Finanzkrise auf historischen Tiefstwerten. Damit lässt sich auch der tiefste je bei der SZKB verzeichnete Anteil der variablen Hypotheken am gesamten Hypothekarvolumen von nur noch 19 % erklären. Mit einer «Normalisierung der Zinsen» ist im Laufe 2010 zu rechnen. Bei einer anziehenden Wirtschaft oder einem exogenen Preisschock bei Rohstoffpreisen ist mit stärker steigenden Zinsen zu rech nen.


Wie hat sich der Aufwärtstrend an den Finanzmärkten auf das Resultat im Kommission- und Dienstleistungsgeschäft ausgewirkt?


Die Finanzmärkte waren über weite Teile des Jahres durch Unsicherheit geprägt, was das Kommissionsgeschäft belastet hat. Mit unseren strategischen Wachstumsinitiativen konnten wir bis zu einem gewissen Grad Gegensteuer geben. In der Retrospektive hat das Aktienjahr 2009 positiv überrascht, wobei die zuvor erlittenen Einbrüche nur teilweise kompensiert werden konnten. Aber eben – im Nachhinein ist der Trend immer klar!


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Die SZKB hatte auch einen um 8.7 % höheren Geschäftsaufwand von CHF 96.2 Mio. zu verzeichnen. Wo liegen die Gründe dafür?


Die SZKB hat, trotz rezessiver Tendenzen, ihre strategischen Projekte weder aus- noch abgesetzt, sondern konsequent im Sinn der Zukunftssicherung vorangetrieben. Dies hat zur erwähnten Erhöhung des Geschäftsaufwandes um 8.7 % geführt. Da wir pro eingesetzten Franken aber deutlich mehr verdienten, konnten die Wirtschaftlichkeitskennzahlen auf vergleichsweise sehr gute Werte verbessert werden (Cost/Income-Ratio I von 42,5%).


Welche Rückstellungen haben Sie getätigt? Erwarten Sie für das laufende Jahr einen Anstieg der Ausfälle bei den Unternehmenskrediten?


Nach 4 Jahren ohne Belastung der Erfolgsrechnung durch Rückstellungen haben wir im 2009 das Rückstellungsvolumen auf CHF 9.5 Mio. erhöht, um so den gestiegenen Ausfallrisiken Rechnung zu tragen. Die Folgen der Finanzkrise und der dadurch ausgelösten Rezession werden auch im laufenden Geschäftsjahr spürbar sein.


Wie stark ist die Region bis dato von der Wirtschaftskrise getroffen worden?


Die Wirtschaftskrise hat die Unternehmungen in unserem Wirtschaftsraum bisher sehr selektiv getroffen, weil hier KMU’s mit Schwergewicht Binnenmarkt dominieren.



«Die SZKB hat, trotz rezessiver Tendenzen, ihre strategischen Projekte weder aus- noch abgesetzt, sondern konsequent im Sinn der Zukunftssicherung vorangetrieben.»


Weltweit stehen die Grossbanken unter Druck. Regierungen weltweit fordern Grössenbeschränkungen, Sondersteuern, Boni-Beschränkung etc. Gehen die Vorschläge Ihrer Meinung nach in die richtige Richtung und was wird letztlich davon übrig bleiben?


Die «too big to fail»-Problematik harrt weltweit einer adäquaten Lösung, wobei sehr unterschiedliche Meinungen auszumachen sind. Sicher ist, dass eine Verstärkung der zum Teil ungenügenden Eigenmittelbasis zu mehr Sicherheit führt. Alle Massnahmen, die zur Stärkung des Risikobewusstseins und zu einem angemessenen Risikoumgang führen, sind grundsätzlich willkommen, Klarheit und Wettbewerbsneutralität vorausgesetzt. Da uns die Folgen der Finanzkrise noch lange belasten werden, steht die Finanzbranche vor einer länger dauernden Umbruchphase.


Auch Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand unterstützt Bestrebungen, dass Tätigkeitsfelder der Banken, wie etwa der Eigenhandel, nicht mehr so gross werden dürften wie sie es einmal gewesen waren. Wie sehen Sie die aktuelle Situation der beiden Schweizer Grossbanken UBS und CS?


Die Schweiz als Exportnation und Standort von vielen multinationalen Konzernen braucht gesunde, kompetente und konkurrenzfähige Grossbanken, denn die diesbezüglichen Potenziale/Kenntnisse der vorwiegend binnenmarktorientierten Banken können keinen adäquaten Ersatz bieten.


Herr Weber, besten Dank für das Interview.





Zur Person:
Gottfried Weber (61) ist als Direktionspräsident der Schwyzer Kantonalbank tätig und für den Präsidialbereich verantwortlich. Zuvor war er 25 Jahre bei der Zürcher Kantonalbank, wovon 10 Jahre als Mitglied der Geschäftsleitung, und 1 1/2 Jahre bei der Rentenanstalt/Swiss Life als Leiter des Geschäftsbereiches Privatkunden tätig. Gottfried Weber ist u.a. Mitglied des Verwaltungsrates des Elektrizitätswerkes Schwyz AG und des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken, Mitglied des Vorstandes des Handels- und Industrievereins des Kantons Schwyz und Vereinspräsident des Natur- und Tierparks Goldau. Er studierte Betriebswirtschaft an der Universität Zürich, Abschluss lic. oec. publ. Weber ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.

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