Infineon mit diversen Problemen – Aufträge brechen weg

Mit diesen Worten umschrieb Konzernchef Peter Bauer am Mittwoch in München die Situation. Die Nachfrage in praktisch allen Zielmärkten sei stark rückläufig.


Milliardenverlust
Im Geschäftsjahr 2007/2008, das im September endete, verzehnfachte Infineon beinahe seinen Verlust auf gut 3,1 Milliarden Euro. Daran hatte vor allem die Speicherchip-Tochter Qimonda Schuld, wo sich Abschreibungen auf den Buchwert und operative Verluste auf knapp 3 Milliarden Euro summierten. Das Kerngeschäft von Infineon mit Chips für Kommunikationsgeräte, Autos, Sicherheitsanwendungen und für die Maschinen in der Industrie wurde insbesondere durch das angelaufene Sparprogramm runtergezogen und kam unterm Strich bei minus 135 Millionen Euro raus. «Auch wenn überhaupt nichts Gutes erwartet wurde, ist die Bilanz doch noch schlechter», sagte ein Börsianer. Die Aktien brachen um rund ein Drittel auf 1,165 Euro ein – Anfang des Jahres waren die Titel noch acht Euro wert.


Stellenabbau und Kurzarbeit
Infineon baut derzeit 3.000 seiner 30.000 Arbeitsplätze ab. Mit einem Viertel der betroffenen Mitarbeiter habe sich das Unternehmen bereits geeinigt, sagte Konzernchef Bauer. Einen weiteren gross angelegten Stellenabbau schloss er aus. Angesicht der weggebrochenen Aufträge kündigte der Vorstand aber Kurzarbeit in den deutschen Werken und die Stilllegung von Produktionsanlagen auch im Ausland an.


Umsatzeinbruch
Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2008/2009 rechnet Infineon mit einem Umsatzschwund von 30 Prozent, vor allem wegen der Absatzflaute wichtiger Kunden aus der Autoindustrie. Im späteren Jahresverlauf soll sich die Lage etwas bessern, aber immer noch ein Umsatzminus von 15 Prozent herauskommen. Beim Ergebnis geht Konzernchef Bauer operativ von roten Zahlen aus – trotz eines von 200 auf 250 Millionen Euro aufgebohrten Sparprogramms, das neben Kürzungen bei Personal und Produktion auch die Einstellung von Entwicklungsprojekten und die vermehrte Fertigung in Billiglohn-Ländern beinhaltet. Der Umsatzschwund werde die Bemühungen letztlich aber zunichte machen, fürchtet das Unternehmen.


Probleme der Autobranche wirken sich auf Infineon aus
Bislang war es vor allem die Autoindustrie gewesen, mit der Infineon sein Geld verdiente – so auch im Schlussquartal 2007/2008. Rückschläge in Amerika und Europa seien von Juli bis September durch mehr Geschäft in Asien aufgefangen worden, hiess es. Für die laufende Periode berichtete Bauer aber von Einbrüchen von rund einem Drittel. Dagegen zeigte er sich für die Handy-Chips weiterhin zuversichtlich und kündigte an, auch in der Krise wachsen und Marktanteile von der Konkurrenz erobern zu wollen. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Infineon-Technik im iPhone von Apple steckt, das sich sehr gut verkauft. Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr machte Infineon mit Mobilfunk-Bauteilen zwar fast 30 Prozent mehr Geschäft. Verdient haben die Münchener damit jedoch aufgrund hoher Entwicklungskosten und anhaltendem Preisdruck keine müde Mark. Insgesamt steigerte Infineon seinen Jahresumsatz um 6 Prozent auf gut 4,3 Milliarden Euro und legte auch im Schlussquartal noch zu.


Bauer warnt vor Qimonda-Insolvenz
Neben dem operativen Geschäft droht Infineon nach eigener Einschätzung auch von Qimonda weiteres Unheil. Waren die Analysten bislang davon ausgegangen, dass eine mögliche Insolvenz der Tochter kaum Auswirkungen auf die Mutter haben wird, warnte Infineon-Chef Bauer nun vor der möglichen Rückforderung von Subventionen, Risiken aus Gerichtsprozessen und Klagen von Mitarbeitern. Auf die Höhe der möglichen Lasten wollte er sich aber nicht festlegen.


Plan B bei Qimoda aufgegeben
Infineon bemüht sich weiter, die chronisch defizitäre Qimonda zu verkaufen. Der Plan B, die Aktien einfach als Sachdividende an die Aktionäre zu verschenken, wurde allerdings aufgegeben. Der Aufwand wäre angesichts des Aktienkurses im Cent-Bereich zu hoch, sagte Finanzchef Marco Schröter. Bauer sieht aber gute Chancen, die Tochter auch so bis zur Hauptversammlung im Frühjahr loszuwerden. Qimonda selbst will bis Mitte des Monats einen finanzstarken Investor präsentieren. Sonst droht dem Unternehmen nach eigener Einschätzung bis März das Geld auszugehen.


«Der Buchwert von Qimonda ist jetzt Null»
Noch hält Infineon 77,5 Prozent an Qimonda. Weitere Belastungen des Ergebnisses wie in der Vergangenheit erwartet das Unternehmen jedoch nicht. Finanzchef Schröter begründete dies mit der jüngsten Abwertung der Aktien: «Der Buchwert von Qimonda ist jetzt Null.» Allerdings wird bei einer Trennung eine Wertberichtigung fällig. Momentane Höhe: 187 Millionen Euro. (awp/mc/ps/11)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert