KOF-Umfrage: Industriekonjunktur schwächt sich ab, Detailhandel boomt weiter

Erstmals hätten sich die Aussichten bei den exportorientierten Industrieunternehmen deutlich eingetrübt, heisst es im KOF Bulletin Februar. Die Unternehmen erwarten in den kommenden drei Monaten keine weitere Ausweitung des Bestellungseingangs.


Neue Wachstumsimpulse vom Binnemarkt
Neue Wachstumsimpulse kommen im Winterhalbjahr 2007/2008 vorwiegend vom Binnenmarkt, wie auch die Resultate der Umfrage im Detailhandel zeigen. Sowohl die aktuelle als auch die zukünftige Geschäftsentwicklung werden dort als sehr erfreulich eingeschätzt.


Industrie: Aussichten von «gut» auf «befriedigend» geändert
Die Schweizer Industriefirmen schätzen die Geschäftslage anfangs des neuen Jahres laut KOF zwar weiterhin als positiv ein, dennoch haben vermehrt Umfrageteilnehmer ihre Beurteilung von «gut» auf «befriedigend» geändert. Zudem ist gemäss ihren Angaben der Bestellungseingang nicht mehr so häufig angestiegen wie in den vergangenen Monaten. Aber auch das Wachstum des Auftragsbestands und dasjenige der Produktion sind schwächer ausgefallen. Trotz dieser Verlangsamung sei die Aktivität in der Industrie aber immer noch sehr hoch, meinen die Konjunkturforscher: Der Auslastungsgrad der technischen Kapazitäten verharrte im 4. Quartal 2007 bei knapp 88% und liegt damit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 84%.


Aussichten exportorientierter Unternehmen deutlich eingetrübt
Neu haben sich im Januar 2008 die zukünftigen Aussichten der exportorientierten Unternehmen deutlich eingetrübt. Der Indikator deute auf eine Stagnation des Bestellungseingangs in den kommenden drei Monaten hin, heisst es. Für die nahe Zukunft rechnen diese Unternehmen nur mit einer bescheiden expandierenden Produktion, und in den kommenden sechs Monaten wird sogar eine Verschlechterung der Geschäftslage befürchtet. Dies dürfte vorwiegend auf die nachlassende Nachfrage aus der EU und den USA zurückzuführen sein.


Verbesserte Wettbewerbsfähigkeit
Dagegen schätzen die Unternehmen ihre allgemeine Wettbewerbsfähigkeit insgesamt besser als zuvor ein. Vor allem in der EU, aber in geringerem Ausmass auch ausserhalb der EU und im Inland, vermelden die Schweizer Industrieunternehmen eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition. Dank der ungebrochenen Nachfrage aus dem Inland erwarten die Industrieunternehmen für die kommenden drei Monate insgesamt erneut einen Anstieg der Bestellungen, entsprechend ist auch eine weitere Expansion der Produktion geplant. Das Wachstum dieser beiden Grössen dürfte allerdings geringer ausfallen als noch im vergangenen Jahr, so die KOF.


Konstumenten als tragende Stütze der Konjunktur
Die Konsumenten erweisen sich laut KOF wie erwartet als die tragende Stütze der Konjunktur. Dank stetig steigender Beschäftigung und kräftig zunehmendem Einkommen falle ihnen das Ausgeben leicht, wie die Januar-Umfrage im Detailhandel zeige. Die Zunahme der Kundenfrequenz blieb auch im Dezember 2007 – im Vergleich zum Vorjahresmonat – recht hoch. Von der Konsumlust profitieren die grossen Unternehmen des Detailhandels allerdings stärker als die mittleren. Die kleinen Firmen beurteilen die Situation dagegen eher vorsichtig.


Keine Ende der Kauflust in Sicht
Bis jetzt deute jedenfalls nichts auf ein Ende des Konsumbooms hin, heisst es weiter. Auch in der nahen Zukunft erwarten die Detailhändler weiter steigende Umsätze. Die Einkaufspläne sind im Vergleich zur letzten Befragung im Dezember 2007 sogar noch expansiver ausgelegt. Entsprechend wird die Geschäftslage in der mittleren Frist weiterhin als positiv eingeschätzt.


Kein Handlungsbedarf für die Nationalbank
Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) besteht laut KOF aufgrund der Konjunkturlage derzeit kein Handlungsbedarf. Unter dem Einfluss der jüngsten Ereignisse in den USA würden zwar die Erwartungen steigen, dass sie in absehbarer Zeit ebenfalls die Leitzinsen senken werde. Gegenwärtig sprächen aber noch ‹gewichtige Gründe gegen eine Leitzinsänderung› der SNB, so die KOF.


BIP nimmt weiterhin moderat zu
Vor allem entwickle sich die Schweizer Wirtschaft gemäss aktuellen Indikatoren gegenwärtig recht gut, das BIP nehme weiterhin moderat zu. Zudem hätten sich die Rohwarenpreise wieder entspannt – eine Entwicklung, die laut KOF anhalten dürfte. Schliesslich habe auch der Rückgang der Langfristzinsen den Aufwärtsdruck auf die Hypothekarzinsen und damit auf die Mietpreisentwicklung genommen. Entsprechend werde die Teuerung bis Ende 2008 wieder gegen 1% sinken. Auch die Aufwertung des Schweizerfrankens, die in den letzten Monaten gegenüber allen wichtigen Währungen erfolgt sei, wirke dämpfend auf die Teuerung. Bei Bedarf verfüge die SNB damit allerdings über einen gewissen Zinssenkungsspielraum, meinen die KOF-Ökonomen. (awp/mc/pg)

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