Kunstmuseum Bern: Hochkarätiges privat gesammelt


Die hochkarätige Sammlung des Ehepaars Rupf umfasste 300 Werke als sie vor 50 Jahren in eine Stiftung überführt und dem Kunstmuseum anvertraut wurde. Durch kontinuierliche Ankäufe des Stiftungsrates, mehrheitlich von zeitgenössischer Kunst, umfasst die Sammlung heute über 900 Werke.







Die Ausstellung Rupf Collection ? Kubismus im Korridor anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Hermann und Margrit Rupf-Stiftung im Kunstmuseum Bern vermittelt einen Einblick in das hochkarätige Sammlungsgut mit bedeutenden Werkgruppen u.a. der Fauves, der Kubisten Braque, Picasso, Gris und Léger sowie von Klee, Kandinsky und André Masson.
Paul Klee, Der Niesen, 1915, Aquarell und Bleistift auf Papier auf Karton, 17,7 x 26,0 cm

Was fürs Private gedacht wirkt im Museum noch stärker

Gleichzeitig widerspiegelt sie die Vorlieben eines privaten Sammlers, welcher über Jahrzehnte mit dem Pariser Kunsthändler und Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler in freundschaftlichem Kontakt stand. Die Ausstellung fokussiert bewusst auf Ankäufe des Sammlerpaares Hermann und Margrit Rupf. Dass die Werke ursprünglich für private Zwecke gesammelt wurden, ist nicht zuletzt an den mehrheitlich kleinen Formaten der Bilder und Skulpturen ablesbar. Der grossen Qualität ist es zu verdanken, dass diese doch den weit weniger intimen Räumlichkeiten des Museums Stand zu halten vermögen. A ls Ergänzung von bestehenden, historisch gewachsenen Werkgruppen oder auch als zeitgenössische Kommentare sind Arbeiten in die Präsentation integriert, welche durch die Stiftung angekauft worden sind.  


Das Berner Sammlerpaar
Hermann Rupf (1880-1962) war Mitinhaber des Mercerie-Geschäftes Hossmann & Rupf, das für viele Bernerinnen und Berner während den Jahren 1901 bis 1979 am Waisenhausplatz 1 eine Fundgrube für Knöpfe, Seidenbänder und Reissverschlüsse darstellte. Doch wie kommt der junge Berner Kaufmann dazu, sich mit Kunst auseinanderzusetzen, diese zu vermitteln und zu sammeln? Hermann Rupf hielt sich von 1901 bis 1903 in Frankfurt als Bankkorrespondent auf und machte Bekanntschaft mit Daniel-Henry Kahnweiler (1884 -1979). Gemeinsam entdeckten sie ihr Interesse an Musik und Kunst. Als Kahnweiler


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1907 in Paris eine Galerie eröffnete, gehörte Rupf zu seinen ersten Kunden. Der Berner Kaufmann und der Pariser Galerist blieben sich zeitlebens freundschaftlich verbunden. Viele Erwerbungen erfolgten über die Vermittlung von Kahnweiler, den Rupf und seine Frau Margrit bei ihren alljährlichen Paris-Reisen aufsuchten.







Die sichere Hand des Sammlers
So erwarb Rupf beispielsweise um 1908 anlässlich eines Besuches zusammen mit Kahnweiler bei Pablo Picasso, die Gouache mit dem Titel Feuillage (1907), die heute zu den Inkunabeln des Kubismus gezählt werden darf. In den nachfolgenden Jahren erwarb Rupf zusammen mit seiner Frau Margrit Rupf-Wirz in Kahnweilers Galerie in Paris Werke von Braque, Picasso, Derain, Léger, Gris und Masson. Später kamen immer wieder Bilder hinzu, welche das Paar direkt von Künstlern ankaufte. 1914 erwarb Rupf beispielsweise drei Zeichnungen von Paul Klee, die den Grundstein für eine grössere Werkgruppe des befreundeten Künstlers innerhalb der Berner Sammlung darstellten.

Fernand Léger, Contrastes de formes, 1913, Öl auf Leinwand, 55,0 x 46,0 cm


Schwierige politische Zeiten und die Unterstützung
Während den Kriegsjahren, von 1914 bis 1920, liess sich Kahnweiler auf Anraten Rupfs gar in Bern nieder. Sein Pariser Kunstbesitz ? rund 800 Gemälde des Kubismus und der Fauves ? wurden in der französischen Metropole beschlagnahmt und nach seiner Rückkehr in den Jahren 1921 bis 1923 zwangsversteigert. Rupf unterstützte den Kunsthändler moralisch wie finanziell bei dessen Wiedereröffnung der Galerie, die neu den Namen Galerie Simon trug und nach dem Zweiten Weltkrieg als Galerie Louise Leiris bekannt wurde.


Mäzen mit sozialem Engagement
Das Ehepaar Rupf setzte sich auch ausserhalb ihrer Sammlertätigkeit für Künstlerinnen und Künstler ein und stand vielen beratend und unterstützend zur Seite. Mit Schweizer Künstlerinnen und Künstlern wie Alice Bailly, Louis Moilliet, Paul Zehnder oder Albrecht Schnyder war Rupf freundschaftlich verbunden. Ein grosser Teil der Erwerbungen regionaler oder nationaler Kunstschaffender, die oftmals mit persönlichen Kontakten verbunden waren, wurde von Hermann Rupf veräussert und gehört heute nicht dem Sammlungsgut der Stiftung an.


Rupfs Haltung war aber nicht nur die eines Mäzen
Er war vielmehr von grossem sozialen Engagement und übernahm durch seine Tätigkeit als Kunstkritiker eine wichtige Rolle in der Verbreitung und Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Seine Texte und Kritiken ? v.a. in der «Berner Tagwacht» waren als Plädoyer für die zeitgenössischen Kunstströmungen zu verstehen und richteten sich gegen eine konservative Kunstpolitik. Als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei gründete Rupf u.a. den Bildungsausschuss der Arbeiterunion Bern, mit dem Ziel, regelmässig Führungen durch Ausstellungen, Reisen und Vorträge zu organisieren.


Rupfs Sammlertätigkeit nahm in den Fünfzigerjahren mehr und mehr ab. Hingegen wurde er zum wichtigen Verhandlungspartner für Museen und Institutionen im In- und Ausland, deren Ausstellungen er mit Leihgaben unterstützte und so einen wichtigen Beitrag in der Rezeption moderner Kunst leistete, die durch zahlreiche Reproduktionen von Werken aus seinem Besitz unterstützt wurde. (kmb/mc/th)

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