Novartis-GV: Abstimmungen über Managerlöhne – Schuss vor den Bug

Auf den Antrag, künftig über die Kadervergütungen konsultativ abzustimmen, entfielen an der Versammlung in der Basler St. Jakobshalle am Dienstag 31,1% der Stimmen. 66% folgten dem Verwaltungsrat, der dagegen war. 2,9% enthielten sich. Vertreten waren 49,93% der Aktienstimmen.


Kein seperater jährlicher Vergütungsbericht des VR
Eingebracht worden war der Antrag von der Anlagestiftung Ethos, acht grossen Schweizer Pensionskassen und weiteren Aktionären. Demnach hätte der Verwaltungsrat künftig jährlich einen separaten Vergütungsbericht vorlegen sollen, über den dann konsultativ, also unverbindlich, abgestimmt worden wäre. Hohe Managerlöhne bereiteten der Stiftung seit Jahren Sorgen, sagte Ethos-Direktor Dominique Biedermann. Die entsprechenden Regelungen seien teils weit entfernt von best-practice-Vorgaben. Auch Novartis verstosse bezüglich Höhe und Struktur seit Jahren gegen diese Vorgaben.


VR beanstandet «massiven Eingriff» in seine Kompetenzen
Ethos fordere Novartis seit zwei Jahren auf, konsultative Abstimmungen über die Managerlöhne einzuführen, sagte Biedermann weiter. Roche, Credit Suisse, UBS, Schindler und Nestlé führten solche ein, doch Novartis weigere sich. Die Aktionäre seien aber nicht mehr bereit, dies zu akzeptieren. Der Verwaltungsrat sah darin aber einen «massiven Eingriff» in seine Kompetenzen, da die Ernennung und damit auch die Entlöhnung der Geschäftsleitungsmitglieder nach Schweizer Recht seine ureigene Aufgabe sei. Zudem führten Konsultativabstimmungen auch nicht zum gewünschten Zweck, machte er geltend.


So könnten nötige Informationen, die aber vertraulich seien, nicht der Konkurrenz zugänglich gemacht und daher auch nicht der Generalversammlung vorgelegt werden. Konsultativabstimmungen seien zudem nicht verbindlich, bei einem Nein wäre aber nicht klar, gegen welche Einzelheiten sich dieses richte.


Kritik an Vasella-Entlöhnung
Die Entlöhnung von Novartis-Chef Daniel Vasella von 20,5 Mio CHF für 2008 war schon bei der Behandlung des Jahresergebnisses von Kleinaktionären kritisiert worden. Dem Ethos-Antrag nicht folgen wollte dann aber Thomas Minder, Initiant der «Abzocker»-Initiative, der eine bloss konsultative Abstimmung als «Farce» bezeichnete.


Aktionäre genehmigen alle Anträge – Willaim Brody neu im VR
Auch den anderen Anträgen des VR wurde an der GV zugestimmt. Die Anteilseigner stimmten unter anderem der Dividendenerhöhung um 25% zu, wie der Pharmakonzern am Dienstag mitteilte. Damit erhalten die Aktionäre 2,00 (VJ 1,60) CHF je Aktien. Die Ausschüttungsquote liegt bei 53% des Reingewinns aus fortzuführenden Geschäftsbereichen.


William Brody neu im VR
Weiter wurde William Brody neu in den Verwaltungsrat gewählt. Er war bis Ende 2008 Präsident der Johns Hopkins University in Baltimore und ist designierte Präsident des Alk Institute in La Jolla. Brody ist zudem Verwaltungsratsmitglied von IBM, Aegon USA sowie bei Mercantile Bankshares Corporation. In ihrem Amt bestätigt wurden Srikant Datar, Andreas von Planta, Wendelin Wiedeking und Rolf Zinkernagel. (awp/mc/pg/19)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert