Olaf Kliesow, CEO Aspecta

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Kliesow, Sie sind jetzt seit Sommer 2008 CEO der Aspecta. Wie hat sich seit Ihrer Zeit das Geschäft der Aspecta entwickelt und was sind aktuell Ihre wichtigsten Aufgaben?


Olaf Kliesow: Nach den Turbulenzen an den Kapital-, Kredit- und Aktienmärkten hat sich das Umfeld nun wieder einigermassen stabilisiert. Der Hektik hat wieder ein differenzierteres, rationaleres Verhalten Platz gemacht, das hauptsächlich vom realwirtschaftlichen Geschehen beeinflusst wird. Die Versicherungen konnten in diesem Umfeld die langfristige Ausrichtung der Altersvorsorge in den Vordergrund stellen. Mit der Krise haben sich uns auch Chancen geboten. Wir haben sie für eine Neupositionierung genutzt. So haben wir unsere Serviceleistungen verbessert und versuchen dank angepasster Produktpalette, Konzentration auf die Servicequalität und verstärkter Kundenfokussierung unsere gute Ausgangsposition weiter auszubauen. Diese Neupositionierung bildete den Schwerpunkt meiner Tätigkeit in den vergangenen Monaten.



«Die Krise ist auch an uns nicht spurlos vorübergegangen. Im Unterschied zu vielen Konkurrenten steht Aspecta aber dank der Einbindung in einen international breit diversifizierten Konzern mit einer soliden Kapitalbasis da.» Olaf Kliesow, CEO Aspecta


Wie hat sich die Finanz- und Wirtschaftskrise auf den Geschäftsgang der Aspecta ausgewirkt und welche Umsatz- und Wachstumsziele haben Sie für 2010?


Die Krise ist auch an uns nicht spurlos vorübergegangen. Im Unterschied zu vielen Konkurrenten steht Aspecta aber dank der Einbindung in einen international breit diversifizierten Konzern mit einer soliden Kapitalbasis da. Als Spezialist für fondsgebundene Lebensversicherungen haben wir trotz der schwierigen Umstände unser Prämienniveau in der Schweiz festigen können. Ich rechne in diesem Jahr mit einer positiven Entwicklung, die allerdings noch verhalten ausfallen wird. Durch unsere schlanke Organisationsstruktur wirkt sich auch eine verhaltene Entwicklung bereits positiv aus. Aufgrund der nach wie vor grossen Unsicherheit, haben konkrete Umsatz- und Wachstumsziele im aktuellen Umfeld wenig Aussagekraft.


In Liechtenstein gibt es über 2?000 Finanzdienstleister und rund 40 Versicherungen haben ein ähnliches Geschäftsmodell wie Aspecta. Wo sehen Sie die Einzigartigkeit von Aspecta, was kann Ihr Unternehmen besser als alle anderen?


Mehr als 50?000 Kunden, die wir mit ausgewählten Vertriebspartnern betreuen, schenken uns ihr Vertrauen. Aspecta kann in diesem Jahr ihr 10-Jahr-Jubiläum feiern. Wir sind ein unabhängiger und innovativer Anbieter von Fondspolicen und verfügen über internationales Know-how für innovative Konzepte dank unserer Zugehörigkeit zum Talanx Konzern. Hieraus erwuchs die Strategie der Zielgruppenausrichtung der Aspecta, das heisst unsere Produkte orientieren sich an den individuellen Lebensphasen der Kunden, wie zum Beispiel die Kinderpolice investA junior. Zudem unterstützen wir unsere Vertriebspartner mit einem ausgezeichneten Service und diversen Online Tools wie beispielsweise einer leicht zu bedienenden Offertenberechnungssoftware. Ebenso ermöglichen wir es unseren Vertriebspartnern durch entsprechende Gestaltung der Verkaufsunterlagen und Verkaufshilfen die oftmals wechselnden rechtlichen Anforderungen zu erfüllen.


Sie vertreiben Ihre Produkte über unabhängige Vertriebspartner. Nach welchen Kriterien nehmen Sie die Auswahl Ihrer Partner vor?


Kern unseres Handelns ist eine umfassende und absolute Vertriebsorientierung. Wir sehen uns nicht als Produktlieferant, sondern als Kooperationspartner mit hoher Beratungs- und Problemlösungskompetenz und Serviceorientierung. Wir haben keinen eigenen Vertrieb und setzen auf erfahrene Vermittler, die ausgewiesene Experten sind in Finanz- und Steuerfragen der Altersvorsorge sowie Kapitalaufbau und Risikovorsorge. Wir schulen unsere Partner in wichtigen Fragen der Branchen-Entwicklung und natürlich bezüglich der Produkte.



«Fondsgebundene Lebensversicherungen sind aus unserer Warte das einzige Produkt, das flexibel und steueroptimiert eine langfristige Absicherung der Risiken Altersvorsorge, Einkommens- und Hinterbliebenenvorsorge ermöglicht.»


Die Aktienbörsen sorgten mit rückläufigen Kursen im 2008, einem aktuellen kleinen Hoch und nervösem Verhalten seit längerem schon für mehr Ärger als Euphorie bei den Anlegern. Wie wollen Sie in diesem volatilen Umfeld attraktive Produkte für Ihre Kunden gestalten?


Natürlich machen sich die Spuren der internationalen Finanzkrise in den Vermögensausweisen der Kunden bemerkbar. Und es ist klar, dass eine so massive Korrektur an den Finanzmärkten wie 2008 zu einer Verunsicherung geführt hat. Wir haben die Kunden transparent darüber informiert. Gleichzeitig haben wir sie darauf hingewiesen, dass sie mit regelmässigen und langfristigen Einzahlungen die Schwankungen ausgleichen können. Wir sind überzeugt, dass im aktuellen Umfeld Versicherungsprodukte aufgrund ihrer konsequenten Ausrichtung auf die langfristige Vorsorge ein bewährtes Anlageinstrument sind. Die neuste Generation von Garantiefonds mit weiterhin gegebener Renditechance an den Aktienmärkten runden die Produkteigenschaften ab.


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Die Konkurrenz auf dem Schweizer Markt durch Direktversicherer und andere Vertriebsorganisationen ist gross. Wo stehen Sie heute in der Entwicklung auf dem Schweizer Markt und mit welchen zusätzlichen Dienstleistungen wollen Sie sich hierzulande profilieren?


Unser Slogan lautet «Spirit and Solutions»: Die Stärke der unabhängigen Finanzberatung liegt im Angebot der passenden Vorsorgelösung als Antwort auf das individuelle Kundenbedürfnis. Als Partner der Unabhängigen und führender Spezialist für innovative fondsgebundene Lebensversicherungen sind wir ein wichtiger Dienstleister in der Finanzbranche. Wir sind bewusst in einer Nische tätig. Fondsgebundene Lebensversicherungen verbinden die Dynamik von Anlagefonds mit der Sicherheit des Versicherungsschutzes. Sie sind aus unserer Warte das einzige Produkt, das flexibel und steueroptimiert eine langfristige Absicherung der Risiken Altersvorsorge, Einkommens- und Hinterbliebenenvorsorge ermöglicht.


Aspecta gehört zum Hannoveraner Versicherungskonzern Talanx. Welche Aktivitäten verfolgt Talanx noch in der Schweiz und welche konkreten Vorteile bringt die Zugehörigkeit zum Konzern?


Aspecta deckt als Tochter der HDI-Gerling in der Schweiz und Liechtenstein das Angebot an Lebensversicherungen für den Talanx Konzern ab. Zudem ist Talanx mit HDI-Gerling Industrie Versicherung AG auch in der Schweiz präsent. Wir können uns durch die Zugehörigkeit zum Talanx Konzern und HDI-Gerling Leben auf deren Grösse und Sicherheit verlassen. Talanx ist eine der grössten und finanzstärksten Versicherungsgruppen – Nr. 3 in Deutschland und Nr. 11 in Europa.


In konjunkturell schlechteren Zeiten rückt das Kostenmanagement in den Vordergrund. Wie haben sich zum Beispiel die Kapitalkosten in Ihrem Unternehmen entwickelt und mit welchen Massnahmen reagiert Aspecta auf die Krise?


Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich für die Finanzwirtschaft in den letzten Monaten grundlegend verändert. Deshalb haben wir frühzeitig Massnahmen eingeleitet, um unsere Kundenfokussierung und Effizienz zu steigern. Wichtig ist, dass man nicht unvorbereitet in eine Krise gerät. Auf ein effizientes Kostenmanagement haben wir schon länger einen Schwerpunkt gelegt.



«Die Turbulenzen der Finanzmärkte verleiten zu kurzfristigerem Denken. In guten Zeiten sind Krisenszenarien leider unpopulär und werden als Schwarzmalerei abgetan.»


Im Vorfeld der Krise gab es kaum Experten, welche davor gewarnt haben. Fast alle wurden von der Geschwindigkeit der Ausbreitung und dem Ausmass der Probleme überrascht. Sollten nicht gerade Versicherungen Modelle haben, welche in den langfristigen Betrachtungsweisen auch solche Krisen berücksichtigen und dafür Antworten bereithalten?


Die Turbulenzen der Finanzmärkte verleiten zu kurzfristigerem Denken. In guten Zeiten sind Krisenszenarien leider unpopulär und werden als Schwarzmalerei abgetan. Gerade wir als Lebensversicherer erleben diese menschliche Tendenz immer wieder, welcher in der Regel alle mal erliegen: Wir laufen in guten Zeiten sorglos und ohne vorauszublicken los. Dabei wäre es sinnvoll, in guten Zeiten die nötigen Vorkehrungen für mögliche Krisen zu treffen. Die aktuelle Krise zeigt die Schwächen des Systems auf. Wir wissen nicht erst seit dieser Krise, wie die Menschen in der Kindererziehung, im Verkehr oder in der Wirtschaft «funktionieren», wenn man ihnen falsche Wertvorstellungen vermittelt, ausreichend Verhaltensregeln fehlen oder die Gefahren des eigenen Handelns ungenügend aufzeigt. Ein Richtungswechsel ist nötig ? es gibt kein Zurück zur alten Welt. Diese Krise hat eine andere Dimension und sie zeigt uns klar, dass wir nachhaltiger wirtschaften müssen. An den Finanzmärkten hat die Krise deutlich gemacht, dass Anlagestrategien mit exorbitanten Renditen ein zu grosses Risiko für unsere Wirtschaft darstellen. Wir und der Talanx Konzern im Hintergrund investieren aus diesem Grund seit langem bewusst konservativ.





Der Gesprächspartner
Dr. Olaf Kliesow (1966) ist verheiratet und Vater zweier Töchter. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn folgte ein Studium der japanischen Sprache in Kyoto und Hamburg und mehrmonatige Praktika in Kanzleien in Tokyo. Es folgten Tätigkeiten bei Arthur Andersen Consulting, beim Amtsgericht Hamburg und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für ausländisches und internationales Privatrecht am Max-Planck-Institut in Hamburg. Nach weiteren Tätigkeiten als Jurist und Anwalt promovierte er zum Thema Aktionärsrechte und Aktionärsklage in Japan. Seit 2001 ist Dr. Kliesow in verschiedenen Funktionen im Talanx Konzern tätig. Im Sommer 2008 übernahm er neben seiner Tätigkeit als Vorstand für Internationales der HDI-Gerling Leben Gruppe auch die Funktion des Geschäftsführers der Aspecta Assurance International AG in Vaduz / FL.


Aspecta
Aspecta Assurance International AG in Liechtenstein ist eine Tochtergesellschaft der HDI-Gerling Leben Serviceholding AG mit Sitz in Köln, Deutschland. Mit einem Prämienvolumen von 2,6 Milliarden Euro (rund vier Milliarden Schweizer Franken) gehört die Gruppe zu den grössten deutschen Lebensversicherungsunternehmen und ist Teil des Talanx-Konzerns, einer der am schnellsten wachsenden Versicherungskonzerne in Europa. Unter der Marke Aspecta bietet die Gruppe europaweit fondsgebundene Versicherungskonzepte an. In Liechtenstein und der Schweiz erzielte Aspecta im Jahr 2008 ein Prämienvolumen von über 100 Millionen Schweizer Franken.

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