Peter Wüst, CEO Valora: «Die Resultate der eingeleiteten Massnahmen im Bereich k kiosk benötigen Zeit»

Von André Schäppi


Herr Wüst, Deutschland ist ein wichtiger Markt für Valora, wo sie mit einem Anteil von 25% Marktführer im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel sind. Können Sie da noch zulegen und wenn ja, wie viel?


Peter Wüst : Der Markt ist nicht ausgereizt, aber begrenzt. Es gibt in Deutschland nach neuester Zählung 488 Bahnhofsbuchhandlungen, und wir halten mit 150 Filialen einen Marktanteil von rund 30%. Wir sehen das Wachstum im Bahnhofsbuchhandel eher durch Übernahmen von Verkaufsstellen, weil kaum neue Fläche in Bahnhöfen ausgewiesen werden. Mit der kürzlich erfolgten Übernahme zweier Bahnhofsbuchhandlungen im Dortmunder Hauptbahnhof fährt Valora Retail Deutschland die Expansion in Nordrhein-Westfalen erfolgreich fort. Das Unternehmen hat von der DB Station & Service AG den Zuschlag bekommen und betreibt die beiden Verkaufsstellen ab dem 1. Juli 2007.

In Flughäfen ist es anders. Dort ist gelegentlich, wie z.B. bei unserem Flagship-Store in Frankfurt, ein Wachstum ohne Übernahme möglich. In Citylagen werden wir schwerpunktmässig durch Neueröffnungen wachsen.


Valora hat kürzlich am Frankfurter Flughafen einen 256 Quadratmeter grossen Flagship-Bookstore eröffnet. Allerdings will Valora Retail Deutschland dieses Jahr seine Aktivitäten zusätzlich erweitern und erstmals Verkaufsstellen ausserhalb von Bahnhöfen und Flughäfen eröffnen. Hierbei stehen Standorte in Vorkassenzonen in Warenhäusern genauso im Fokus wie attraktive Einkaufszentren und Innenstadtregionen. Wie weit sind diese Pläne gediehen?


Mit unserem ersten Shop ausserhalb der Bahnhoflage ziehen wir ein positives Resümee, der Laden bewegt sich sogar leicht über unseren Erwartungen. Insbesondere ist für uns die Erkenntnis wichtig, dass wir den Shop von Beginn an profitabel betreiben können.
Der zweite Laden ging im Juni in einem Einkaufszentrum auf, für einen dritten haben wir die Verträge bereits unterzeichnet. Es wird weitere geben, aber noch ist keiner spruchreif.


Auch in Luxemburg würden Sie gerne über zusätzliche Standorte wachsen. Wie sieht es da mit konkreten Projekten aus?


In Luxemburg wachsen wir vor allem über die bestehende Fläche und über neue Formate. Ganz neu haben wir die Ausschreibung für den neuen Flughafen gewonnen. Die Eröffnung der Flughalle wird voraussichtlich im 1. Quartal 2008 erfolgen.


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Bei der Division Retail testet Valora neue Sortimente (mehr Convenience-Produkte). Die Tests sind noch nicht abgeschlossen und dauern länger als geplant. Wo liegen die Knackpunkte und wie sieht die weitere Marschrichtung aus?


In den aktuell sieben eröffneten Testshops (Olten, Brugg, Aarau, Zürich Pfauen, Basel Gundeli, Winterthur, Bern RBS) haben sich unsere Hypothesen in Bezug auf das Potenzial bestätigt: Die Produkte werden von den Kunden akzeptiert und ein Foodanteil von 25% ist möglich. Wir sind daran, die Supply-Chain und die noch zu hohen Personalkosten zu optimieren (mehr Bedienung erforderlich), um dann den Rollout im Rahmen der regulären Umbauten zu tätigen. Wir schätzen das Potenzial bei rund 250 POS ein.


Der grosse «Avec»-Shop in St. Gallen ist seit über einem halben Jahr geöffnet. Wie hat sich der Umsatz in dieser Zeit entwickelt?


Der Betrieb ist durch die Baustellen-Situation, welche lange vor Ort herrschte, langsam gestartet, weist aber in den letzten Monaten eine sehr positive Umsatzentwicklung aus.


Caffè Spettacolo wird weiter ausgebaut. Bis Ende 2008 soll die Anzahl in der Schweiz von 25 auf 50 verdoppelt werden. Wann wird das erste Spettacolo im Ausland eröffnet?


Eine Eröffnung im Ausland ist heute zwar noch nicht spruchreif, aber das Konzept ist durchaus auch für andere Länder geeignet. Sobald sich eine Möglichkeit ergibt, werden wir in die Umsetzung gehen.


Und welches sind die strategischen Ziele, die mit dieser noch kleinen Einheit verfolgt werden?


Das Caffè Spettacolo entwickelt sich hocherfreulich. Wir werden weitere Filialen eröffnen, das Potenzial in der Schweiz liegt bei rund 40 – 50 Filialen. Die Umsetzungsgeschwindigkeit ist abhängig vom Standortangebot, bis Ende Jahr werden es rund 30 sein. Bestandteil der Wachstumsstrategie ist auch der Eintritt in neue Märkte mit bestehenden Formaten (Caffè Spettacolo, Bahnhofsbuchhandel, k kiosk) und entsprechend prüfen wir diese Möglichkeiten.


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Der Bereich Press und Books ist neu in Valora Media umbenannt worden. Der Umbenennung liegt die Idee zugrunde, dass der Fokus in Zukunft nicht nur auf Print-Produkten liegen soll, sondern auch ein Einstieg ins E-Business geprüft wird. Wie könnte das in der Umsetzung aussehen?


Inhalte und Distribution gestalten sich zunehmend digital. Die Vertriebsstruktur im heutigen Geschäftsmodell wird sich daher mittelfristig verändern. Hierzu tragen geographische und logistische Aspekte wesentlich bei. Für Valora Media bedeutet dies, das heute bestehende Geschäft zu optimieren und zu sichern, indem wir die eigenen Prozesse und Systeme vereinheitlichen und verbessern.


Ist dieser Schritt nicht riskant, da man sich hier eventuell in Bereiche vorwagt, die bereits von anderen, kapitalkräftigeren Firmen abgedeckt werden?


Wir haben gute Voraussetzungen dafür: Die Erfahrungen aus der klassischen Pressedistribution, die direkten Kontakte zu den Verlagen und das Know-how aus dem Abogeschäft, um nur einige zu nennen. Wir werden aber sehr genau prüfen, was wir alleine, durch Partnerschaften oder Akquisitionen erreichen können.


Wie ist Valora bis jetzt unterwegs?


Unsere wesentlichen Herausforderungen gelten nach wie der nachhaltigen Rentabilisierung des k kiosk Schweiz einschliesslich der Informatik- und Infrastrukturprojekte sowie dem Verkauf der Own Brands. Es zeigt sich weiterhin, dass die Resultate der eingeleiteten Massnahmen im Bereich k kiosk (immerhin über 1’000 POS) Zeit benötigen.




Zur Person
Peter Wüst wurde am 1. April 1953 geboren und ist Schweizer. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Ausbildung: Hochschule für Wirtschaft in St. Gallen
1983-1993 war Wüst CFO und später Leiter Geschäftseinheit Moving Consumer Goods bei Diethelm & Co, 1994-1998 CEO Jakob Rohner AG in Balgach, 1999-2003 Executive Vice President, Nuance Gruppe. Seit Juni 2003 ist Peter Wüst CEO der Valora Gruppe.

Das Unternehmen
Valora ist in drei Geschäftsfeldern aktiv, die ausnahmslos im Bereich der Versorgung von Konsumentenmärkten mit hohen Absatzpotenzialen angesiedelt sind. Der Fokus liegt klar auf europäischen Nischenmärkten, die sich im Laufe der Jahre mit dem Lebensstil moderner, mobiler Generationen entwickelt haben.


· Valora Retail ist der führende Spezialist für den kleinflächigen Einzelhandel an Hochfrequenzlagen.
· Valora Media agiert als unabhängiger Presse- und Buchgrosshändler in der Schweiz, Österreich und Luxemburg.
· Valora Trade ist der leistungsfähige Produktions-, Marketing- und Distributionspartner für Markenprodukte (FMCG*) in ausgewählten europäischen Märkten

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