Riet Cadonau, CEO Ascom

von Patrick Gunti


Moneycab: Herr Cadonau, Ascom vermeldet gleich zu Jahresbeginn drei Aufträge mit einem Volumen von gegen 100 Mio. Franken vom BBL, der Swisscom und der Schweizer Armee. Gehts in diesem Stil weiter?


Riet Cadonau: Diese bereits erhaltenen sowie die noch zu erwartenden Aufträge stimmen uns zuversichtlich, das Wachstumsziel von 5% im Kerngeschäft im Jahr 2008 zu erreichen.


Sie sind seit Spätsommer 2007 CEO der Ascom, was hat Sie an der Aufgabe besonderst gereizt und mit welcher Zielsetzung haben Sie Ihr Amt angetreten?


Nachdem ich jahrelang grössere Geschäftsbereiche bei Ascom bzw. ACS und zuvor bei IBM geführt hatte, war der Schritt zum CEO ein logischer. Mein Ziel ist, aus Ascom ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen zu machen: «10 by 10 – drive for 5», was soviel heisst wie 10% EBIT im Jahr 2010 auf Gruppenstufe bei jährlich 5% organischem Wachstum im Kerngeschäft.


Welche generelle Bilanz ziehen Sie nach rund sechs Monaten im Amt?


Es ist spannend, entscheidende Schritte einzuleiten und voranzutreiben, um die bestehenden Potenziale bestmöglichst auszunützen und das Unternehmen auf Kurs zu bringen. Mit dem im November 2007 angekündigten Investitionsprogramm VITESSE schaffen wir gute Voraussetzungen, um die gesetzten Ziele zu erreichen.


Bis wann wird das Programm VITESSE vollständig umgesetzt sein und zu welchen Verbesserungen wird es führen?


Das Programm VITESSE besteht aus drei Gefässen:



  • Portfolio-Fokussierung bei Security Solutions
  • Wachstumsinitiativen
  • Restrukturierungsmassnahmen

Es ist ein unternehmensweites Programm mit einem Investitionsvolumen von ca. CHF 60 Mio. (davon ca. CHF 45 Mio. zulasten des Geschäftsjahres 2007). VITESSE ist eine grosse Chance für Ascom, um gezielt Schwachstellen zu eliminieren und Stärken auszubauen. Die Umsetzung verläuft planmässig und wird schon 2008 zu einer Ergebnisverbesserung führen. Unser Ziel für 2008 ist ein EBIT von 6-8% im Kerngeschäft. Die Umsetzung des Programm VITESSE wird zum grossen Teil bis Ende 2008 abgeschlossen sein.


« Mein Wunsch als CEO ist ein mittelfristig denkender Investor, welcher unsere Pläne zur Erreichung «10 by 10 – drive for 5″ unterstützt.» (Riet Cadonau, CEO Ascom)


Ascom fokussiert sich auf die beiden Kerndivisionen Wireless Solutions und Security Solutions. Gleichzeitig sollen die Bereiche mit substanziellen Investitionen gestärkt werden. Was bedeutet das konkret?


Im Rahmen des Projekts VITESSE gibt es wie gesagt Wachstumsinitiativen, die die Umsetzung unseres Commitment «drive for 5», d.h. 5% organisches Wachstum, unterstützen werden. Beispiele sind Stärkung der Sales Force, Beschleunigung von Technologie-Entwicklungen oder Anpassungen im «go to market» durch den Ausbau der indirekten Verkaufskanäle.


Sind Akquisitionen vorgesehen?


Es ist unser erklärtes Ziel, eine intelligente Akquisition gemäss unseren  definierten Akquisitionskriterien zu machen. Akquisitionen sind allerdings binär, deshalb können hier keine Voraussagen gemacht werden.


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Die nicht profitablen Bereiche Traffic und Industry werden verkauft. Wie weit sind Verhandlungen mit möglichen neuen Eigentümern gediehen?


Ascom hat vier ausstehende Devestitionen: Toll, Traffic, Industry (CH), Payphones. Wir haben ein dezidiertes Team von Spezialisten mit dem Ziel eingesetzt, alle Devestitionen im Jahr 2008 vollziehen zu können. 


Im Zuge der Restrukturierungen baut Ascom rund 150 Stellen ab, davon rund die Hälfte in der Schweiz. Welche Bereiche sind betroffen?


Wir haben in der Schweiz  85 Stellen abgebaut, wobei ungefähr die Hälfte durch natürliche Abgänge. Der Stellenabbau erfolgte gleichmässig über alle Standorte.


Welche Resultate erwarten Sie von den verschiedenen Massnahmen bereits im laufenden Jahr?


Im Jahr 2008 wollen wir eine EBIT-Marge von 6-8% bei einem Umsatz von CHF 500 Mio. im Kerngeschäft erreichen.


Wo sehen Sie in der technologischen Entwicklung in den kommenden Jahren die grossen Herausforderungen für die Bereiche Wireless Solutions und Security Solutions?


Der Vormarsch der IP-Technologie ist unbestritten. Die Herausforderung besteht darin, von den durch diese neuen Standards geschaffenen Marktopportunitäten zu profitieren.


Der Ascom-Aktienkurs hat binnen Jahresfrist rund 36 % nachgegeben. Wie beurteilen Sie die Entwicklung?


Ich kommentiere den Aktienkurs der Ascom nicht.


Nach den Victory-Turbulenzen Anfang 2007 wäre der Ascom sehr an Beteiligungen mit langfristigem Interesse gelegen. Gibt es Anzeichen, dass dieser Wunsch sich konkretisiert?


Mein Wunsch als CEO ist ein mittelfristig denkender Investor, welcher unsere Pläne zur Erreichung «10 by 10 – drive for 5» unterstützt. Wichtiger als der Zeitpunkt ist dabei die Qualität des Investors.


Herr Cadonau, wir bedanken uns für das Interview.





Zum Unternehmen:
Ascom ist ein internationaler Lösungsanbieter mit umfassendem Technologie-Know-how in Mission-Critical Communication. Das Unternehmen ist in Wireless Solutions (hochstehende, kundenspezifische Onsite-Kommunikationslösungen) und Security Solutions (Anwendungen für Sicherheit, Kommunikation, Leitsysteme für Infrastrukturbetreiber, öffentliche Sicherheitsinstitutionen und die Armee) tätig. Ascom hat langjährige Erfahrung in der Abwicklung komplexer Projekte für anspruchsvolle Kunden in wichtigen Schlüsselmärkten. Die Angebotspalette von Ascom reicht von der Analyse und Beratung über Systemdesign und -integration, Projektmanagement, Engineering und Realisierung bis hin zu Wartung und Support. Das Unternehmen unterhält Niederlassungen in 17 Ländern und beschäftigt weltweit rund 2’100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Ascom Namenaktien (Symbol ASCN) sind in Zürich an der SWX Swiss Exchange kotiert.


Zur Person:
Riet Cadonau (47) ist seit August 2007 CEO der Ascom. Zuvor war der 47-Jährige als Managing Director & Senior Vice President Transport Revenue & ACS Europe der Affiliated Computer Services, Inc. (ACS) mit Sitz in Dallas tätig. Von 2001-2005 gehörte Riet Cadonau der Konzernleitung der Ascom an, seit 2002 als Stellvertreter des CEO sowie Divisionsleiter Transport Revenue. Vorher war Riet Cadonau während mehr als elf Jahren in verschiedenen Funktionen bei der IBM Schweiz tätig, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung und Chef Global Services. Riet Cadonau ist Mitglied des Verwaltungsrat der Kaba Holding und der Griesser Holding sowie Präsident der Schweizerischen Management Gesellschaft.

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