Rolf Sutter, CEO Orior AG

Von Christa Spoerle


Moneycab: Herr Sutter, wie zufrieden sind Sie mit dem Börsengang?


Rolf Sutter: Wir sind sehr zufrieden. Das Interesse an unserer Aktie hat unsere Erwartungen übertroffen.


Können Sie uns die wichtigsten Gründe erläutern, die zu diesem Schritt geführt haben?


Orior hat sich seit Jahren auf diesen Schritt vorbereitet. Wir sind über diesen Zeitraum sehr erfolgreich von Finanzinvestoren begleitet worden. Der Schritt, an die «Öffentlichkeit» zu gehen, ist ein strategischer  Entscheid, der weit in die Zukunft reicht. Unser Unternehmen ist einerseits fit für den Kapitalmarkt, andererseits erachten wir das Potential unserer Firma, uns auch zukünftig stetig weiterzuentwickeln als sehr gross. In der Vergangenheit haben wir dies ja stets bewiesen.


Wissen Sie, ob mehr institutionelle oder private Investoren Kapital gezeichnet haben?


Wir haben einen sehr guten Mix in unserem Aktionariat und stellen fest, dass insbesondere institutionelle, aber auch private Investoren unseren Wert ins Portfolio genommen haben. Dies liegt sicherlich an dem verständlichen und überzeugenden Geschäftsmodell und der attraktiven Dividendenrendite, die wir in Aussicht gestellt haben. (Geplant ist eine Ausschüttungsquote von mindestens 40%, A.d.R.)


«Unser Ziel ist es, sicher auch in Zukunft, über der Marktentwicklung zu wachsen und dies im Gleichschritt mit der Rentabilität.»
Rolf Sutter, CEO Orion AG


Bei vollständiger Ausübung der Mehrzuteilungsoption liegt der Free Float der Aktien bei 66%, könnten Sie sich denn vorstellen, dass die Lock-up Gruppe Capvis/Sutter ihren Anteil weiter verringert?


Die Mehrzuteilungs-Option ist vollumfänglich ausgeübt worden. Capvis hat uns seit Jahren erfolgreich begleitet und schlussendlich diesen IPO auch ermöglicht. Wir hoffen sehr, dass wir auch in Zukunft mit dem Know how der Capvis rechnen dürfen. Wie Capvis die Beteiligung nach dem Lock-Up managet, müssen Sie sie selber fragen.


Orior hat 2009 einen Umsatz von 501 Mio CHF und einen EBITDA von 52 Mio CHF erzielt, wie lauten ihre Ziele für das laufende Jahr?


Es geht uns darum, primär organisch zu wachsen. 2009 war trotz der herausfordernden Märkten ein gutes Jahr. Unser Ziel ist es, sicher auch in Zukunft, über der Marktentwicklung zu wachsen und dies im Gleichschritt mit der Rentabilität.


Was haben Sie sich mittelfristig vorgenommen?


Es geht in erster Linie darum, uns in unserem Stammgeschäft innovativ weiter zu entwickeln. Zweitens in der Gastronomie das überproportionale Wachstum zu halten, um mit neuen Konzepten diese Branche zu begeistern. Und drittens unseren schrittweise Aufbau im Exportgeschäft zu hegen und zu pflegen und in den jeweiligen Nischen der ausländischen Märkte immer mehr Kunden zu gewinnen. Und schlussendlich sind wir auch bereit, gezielte Akquisitionen zu tätigen, die unser Produkte-Portfolio idealerweise ergänzen und abrunden.


Der Bereich Frisch-Convenience Produkte rückt umsatzmässig immer näher an das Stammgeschäft der Fleischveredelung an, könnten Sie sich vorstellen, dass er diesen einmal überholt?


Die Fleischveredelung ist ein attraktives und robustes Geschäft. In den Nischen, in denen wir hochwertigste Produkte veredeln, gibt es immer Potential. Es gibt nichts Schöneres als ein sehr traditionelles Produkt weiter zu entwickeln und sogar neu zu interpretieren. Beide Segmente ergänzen sich hervorragend und haben beide noch enormes Potential in den jeweiligen Produktgruppen.


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Welchen Anteil macht das Auslandsgeschäft heute aus, wie soll es sich weiterentwickeln?


Wir sind erst seit kurzer Zeit im Auslandgeschäft. Es geht uns darum, den Markt schrittweise und nicht mit riesigen Marketinggeldern aufzubauen. Wichtig ist, dass dieser Markt sich rentabel entwickelt und wir uns in den jeweiligen Marktnischen stetig positiv entwickeln. Es geht also nicht darum, Umsatz um jeden Preis zu holen, sondern primär Nischen profitabel aufzubauen.


«Werden aber Bedingungen, die wir uns vorgenommen haben für eine eventuelle Akquisition erfüllt, werden wir diese auch realisieren. Eine solche Akquisition würde dann auch ermöglichen, dass sich unsere Export-Aktivitäten um ein Vielfaches steigern.»


Wie wollen Sie wachsen, stärker organisch oder akquisitorsich?


Wie bereits erwähnt geht es darum, und das wird immer das Ziel bleiben, organisch zu wachsen. Werden aber Bedingungen, die wir uns vorgenommen haben für eine eventuelle Akquisition erfüllt, werden wir diese auch realisieren. Eine solche Akquisition würde dann auch ermöglichen, dass sich unsere Export-Aktivitäten um ein Vielfaches steigern.


Welche Voraussetzungen müsste denn ein Übernahmekandidat mit sich bringen?


Wir haben eine Longlist und eine Shortlist und kennen Details dieser Firmen. Wir haben klare Kriterien formuliert, wobei Grösse, Marke, Distribution und Rentabilität wichtige Eckpfeiler sind.


Welches sind ihre wichtigsten Kundengruppen und in welchem Segment wollen Sie vor allem wachsen?


In der Schweiz geht es darum, den Detailhandel, unser grösstes Segment, weiterhin auszubauen. Im Food-Service Bereich wollen wir unser Konzept für die Gastronomie weiter verbessern und überdurchschnittlich wachsen. Im Ausland hingegen  werden wir uns primär auf den Detailhandel konzentrieren.


Was dürfen die Aktionäre von Orior in den kommenden Jahren erwarten?


Die Aktionäre können damit rechnen, dass ORIOR  eine sehr fassbare Firma ist, die sich stets mit neuen Ideen und kreativen Produkte-Entwicklungen weiterentwickelt. Wir sind ein konservativer, defensiver Titel, der Schritt für Schritt sowohl im Umsatz als auch in der Rentabilität, wie schon seit Jahren, seinen Weg nach oben geht. Ein sicherer Wert mit Potential.





Zur Person
Rolf Sutter leitet seit 1999 als CEO die Orior AG.  Sutter hat die Ecole hôtelière de Lausanne mit dem Bachelor abgeschlossen und an der Cornell University Ithaca studiert. Seit 2006 ist er zudem  Delegierter des Verwaltungsrates. Zuvor arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen der Mövenpick Group, zwischen 1997 und 1999 als Managing Director der Restaurant Konzepte von Mövenpick.


Zum Unternehmen
Die Orior AG mit Sitz in Zürich ist ein international tätiger Nahrungsmittelhersteller. Das Unternehmen produziert für den Detailhandel und die Gastronomie hauptsächlich  Convenience Food wie Charcuterie-Spezialitäten, Frischteigwaren, Pasteten und Terrinen, Geflügel, Schweinefleisch und vegetarische Produkte. Zur Orior Gruppe gehören die Tochtergesellschaften Rapelli, Spiess, Fredag, Le Patron, Pastinella und Lineafresca sowie Marken wie Ticinella, Traiteur Seiler und Nature Gourmet. Orior erzielte 2009 mit 1300 Personen einen Nettoumsatz von 500,7 Mio. CHF (+8,1%). Im Jahr 2000 übernahm Pargesa Orior zur Gänze und zog die Aktien von der Schweizer Börse zurück. 2006 stieg Pargesa schliesslich aus und verkaufte Orior an die Beteiligungsgesellschaft Capvis sowie an das Management. Am 22. April 2010 erfolgte das Comeback an der SIX.

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