Salzgitter zuversichtlich für kommende Jahre – Mittelfristziele bis 2010

«Mein Vertrag läuft bis 2010. Und ich würde in dieser Zeit gerne noch erleben, dass wir die 13 bis 15 Milliarden Euro erzielen», sagte Vorstandschef Wolfgang Leese am Samstagabend im Vorfeld der Weltstahltagung in Berlin. Er rechne auch im kommenden Jahr nicht mit einer Abschwächung der positiven Marktentwicklung. «2008 wird wieder ein gutes Stahljahr.» Die Auftragslage der Kunden sei ausnahmslos gut und es gebe auch keine Anzeichen, dass die weltweite Finanzkrise das Geschäft belaste.


Zehn Milliarden Euro Grenze knacken
Nach einem Umsatz von 8,45 Milliarden Euro im vergangenen Jahr will Salzgitter bereits in diesem Jahr die zehn Milliarden Euro Grenze knacken. Der Vorsteuergewinn solle «deutlich über eine Milliarde Euro steigen», bekräftigte Leese und präzisierte diese Aussage nun. «100 bis 200 Millionen Euro ist deutlich darüber.» Auch mit der Entwicklung im dritten Quartal zeigte sich Leese zufrieden. Es sei «tendenziell so weiter gelaufen wie im ersten Halbjahr.» Die erstmals eingeflossenen Zahlen der Klöckner-Werke und der Vallourec Precision Etirage (VPE) würden beim Umsatz spürbare Veränderungen mit sich bringen, beim Ergebnis dagegen nicht so stark ins Gewicht fallen. Im ersten Halbjahr hatte Salzgitter den Umsatz um 17 Prozent auf 4,72 Milliarden Euro gesteigert und den Vorsteuergewinn gegenüber dem bereinigten Vorjahreswert um 52 Prozent auf 664 Millionen Euro.


«Schaurige» Preisanhebungen bei Rohstoffen
Mit Sorge betrachtet der Salzgitter-Chef den anhaltenden Anstieg der Kosten für Rohstoffe und Energie. «Da droht Ungemach. Die Indikationen sind schaurig und grauselig.» Es gehe allein bei Eisenerz und Kokskohle um Preisanhebungen im zweistelligen Prozentbereich – «und zwar nicht gerade zehn». Salzgitter bemühe sich weiterhin, die Preiserhöhungen an den Markt weiterzugeben. Allein die Verteuerung von Eisenerz könne die Stahlpreise aber um 30 bis 50 Euro je Tonne erhöhen. Für Personal und Energie komme ein weiterer Aufschlag hinzu.


Wachstum des weltweiten Stahlverbrauchs
Für die Entwicklung der Branche zeigte sich Leese weiterhin zuversichtlich. Sollten sich die Märkte in China, Indien oder Russland weiter so dynamisch entwickeln, sei ein Wachstum des weltweiten Stahlverbrauchs von vier bis fünf Prozent pro Jahr durchaus möglich, sagte er. In Europa dagegen «passiert ja nichts»- hier stünden die Zeichen auf Stagnation. Trotz der derzeit positiven Aussichten rechnet der Salzgitter-Chef über kurz oder lang weiterhin mit einem Überangebot auf dem weltweiten Stahlmarkt. «Wir sind nicht böse, wenn es nicht passiert, aber wir bereiten uns darauf vor.» Vor dem Hintergrund der steigenden Kapazitäten in China und der wachsenden Ausfuhren kündigte Leese die Unterstützung seines Unternehmens für eine Anti-Dumping-Beschwerde gegen das Land bei der EU an. «Es muss da einfach Einhalt geboten werden.» Bei einem Erfolg drohen chinesischen Stahlherstellern höhere Zölle in der EU.


Milliarden-Investitionen
Er sehe seinen Konzern auch dank der geplanten Investitionen für die Zukunft gut positioniert. Salzgitter will in den kommenden Jahren insgesamt 1,4 Milliarden Euro in Deutschland investieren, allein 1,2 Milliarden Euro davon im Stahlbereich an den Standorten Peine, Salzgitter und Ilsenburg. Durch das Programm, das zu 80 Prozent bis 2011 umgesetzt werden soll, würden rund 500 neue Arbeitsplätze in Niedersachen entstehen, sagte Stahl-Vorstand Hans Fischer. Neben dem Ausbau etwa der Rohstahlerzeugung soll in einer Pilotproduktionsanlage in Peine eine neue Form des Walzstahls entwickelt werden, die sich durch hohe Festigkeit und Formbarkeit auszeichne. «Das wird eine komplett neue Stahlfamilie», sagte Fischer.


Unabhängiger vom Stahlzyklus
Unabhängiger vom Stahlzyklus will sich der Nischhenanbieter Salzgitter durch die neue Sparte Technologies machen. Der Bereich, der derzeit im Wesentlichen aus den zugekauften Klöckner-Werken besteht, soll durch weitere Zukäufe ausgebaut werden. «Wir gucken, inwiefern wir das abrunden und ergänzen können.» Die angestrebten Akquisitionen im Stahlbereich sieht Leese derzeit wegen der hohen Preise nicht. «Wenn die Stahlmärkte wieder schwächer werden, dann werden wir sehen, was zu uns passt.» Insgesamt hat der Konzern nach den Worten Leeses 2,5 Milliarden Euro an flüssigen Mitteln zur Verfügung. «Die könnten wir einsetzen.» Die zehn Prozent , die Salzgitter an eigenen Aktien hält, wolle er ebenfalls behalten, solange es die Chance auf einen Zukauf gebe. «Das könnte eine Akquisitionswährung sein.»


Auftrag im Wert «über eine Milliarde Euro» erhalten
Der jüngst bekannt gegebene Auftrag zum Bau der Ostseepipeline soll nach den Worten von Leese im November mit der Unterzeichnung der Verträge unter Dach und Fach gebracht werden. Salzgitter hatte mit dem Gemeinschaftsunternehmen Europipe, das zur Hälfte der Dillinger Hütte gehört, den Grossauftrag für drei Viertel der benötigten Grossrohre gewonnen. Leese bezifferte den Auftragswert auf «über eine Milliarde Euro». Die Perspektiven für den Grossrohrbereich seien derzeit sehr gut – auch ein bevorstehendes Projekt in Kasachstan werde geprüft. Allerdings fehle es derzeit an Rohstahl, um die Anlagen von Europipe komplett auslasten zu können. Geprüft werde daher der Zukauf von Rohstahl. «Vielleicht gibt es ja jemanden, der uns mehr Rohstahl gibt.» Die exzellenten Anlagen müssten vor dem Hintergrund der derzeitigen Marktsituation genutzt werden. (awp/mc/ab)

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