SBB bleibt auch 2009 in den schwarzen Zahlen

Ohne diese einmaligen Erlöse aus Anlageverkäufen wäre das operative Ergebnis mit 122,8 Mio CHF um 38,4 % tiefer ausgefallen als im Vorjahr, wie die SBB am Freitag mitteilte. Deutlich unter den Vorjahresergebnissen blieben SBB Cargo und SBB Infrastruktur.


Hochgesteckte Ziele «im wesentlichen erreicht»   
Die SBB habe die Krise gespürt, aber sich mit einer frühzeitigen Anpassung der Kapazitäten und einem flexiblen Einstellungsstopp gut darauf vorbereitet. Die hochgesteckten Ziele seien im Wesentlichen erreicht worden. Im Personenverkehr verbesserte sich das Ergebnis um 3,8 auf 280,6 Mio CHF. Insgesamt wurden 327,5 Mio Reisende befördert. Das sind 1,5 % mehr als im Vorjahr. 2009 reisten täglich 900’000 Personen mit der SBB.


SBB Cargo weitet Verluste aus
Die Wirtschaftskrise spürte SBB Cargo. Die Transporterlöse im internationalen Geschäft nahmen um 15 %, jene im inländischen Wagenladungsverkehr um 9 % ab. Insgesamt fuhr SBB Cargo 2009 einen Verlust von 62,5 Mio (Vorjahr: 29,9 Mio) CHF ein. SBB Infrastruktur verzeichnete nach einem Gewinn von 30,4 Mio CHF im Vorjahr ein Defizit von 6,5 Mio CHF. Zwar nahm die Zahl der verkauften Trassenkilometer danke zusätzlicher Angebote im Fernverkehr sowie bei der Zürcher S-Bahn um 1,8 % zu. Der gleichzeitige Rückgang schwerer Güterzüge führte jedoch zu Mindereinnahmen beim Trassenverkauf.


Gewichtige Investitionen verschoben
Wie in den letzten Jahren konnte die SBB auch 2009 ihre Investitionen nicht vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren. Mit 260,7 Mio CHF erhöhte sich die Verschuldung jedoch deutlich weniger als im Vorjahr (505,4 Mio CHF). Grund dafür war, dass einige gewichtige Investitionen auf die kommenden Jahre verschoben wurden. Die Subventionen des Bundes beliefen sich im vergangenen Jahr auf 2,57 Mrd. CHF. Das sind 123,8 Mio CHF mehr als im Vorjahr. Darin inbegriffen sind 150 Mio CHF, die der Bund der SBB im Rahmen des Konjunkturprogramms 2009 zur Verfügung stellte.


Zusätzliche Investitionen in Milliardenhöhe nötig
Um die bestehende Infrastruktur zu erhalten, muss die SBB in den nächsten Jahren zusätzliche Investitionen in Milliardenhöhe tätigen. Dabei seien innovative Lösungen gefragt, sagte Verwaltungsratspräsident Ulrich Gygi am Freitag vor den Medien. Eine von der SBB in Auftrag gegebene Expertise kam zum Schluss, dass für die Erhaltung des SBB-Netzes in den kommenden Jahren bis zu einer Milliarde Franken pro Jahr zusätzlich investiert werden müssen.


Finanzierungssystem wird heutiger Eisenbahn nicht mehr gerecht
Das heutige Finanzierungssystem werde dem kostenintensiven System Eisenbahn nicht mehr gerecht, stellte Gygi fest. Um die Mehrkosten zu decken, seien innovative Lösungen gefragt. Die SBB will dabei mittels «Effizienzsteigerungen» einen «namhaften Beitrag» leisten.


Höhere Beiträge der öffentlichen Hand – und der Reisenden
Die öffentliche Hand werde nicht darum herum kommen, ihre Beiträge an die SBB zu erhöhen. Dabei sei es an der Politik zu bestimmen, welche Finanzquellen dafür erschlossen werden sollen. Ein Fonds, aus dem Investitionen und Folgekosten bezahlt werden könnten, bezeichnete Gygi als wünschenswert. Allerdings würden wohl auch die Bahnkundinnen und -kunden nicht darum herum kommen, sich an der Finanzierung der Infrastruktur zu beteiligen. Dabei dürfe der Bogen aber nicht überspannt werden, betonte der Verwaltungsratspräsident.


Schrittweise Anpassung der Tarife
SBB-Chef Andreas Meyer stellte in Aussicht, die Tarife «schrittweise» anzupassen. So soll etwa das Bahnfahren ausserhalb der Stosszeiten billiger und mittels Anreizsystemen attraktiver werden. M eyer ist überzeugt, dass die Kunden die Notwendigkeit von Preisanpassungen verstehen werden, wie er sagte. Voraussetzung sei aber, dass man qualitativ gute Produkte anbiete und mit guten Leistungen überzeuge.  (awp/mc/ps/08)

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