Schweizer Fleischwirtschaft zufrieden mit 2004

Das auf Qualität und Service ausgerichtete Fachgeschäft sei nicht im Visier deutscher Discounter, sagte Bruno Kamm, Präsident der Schweizer Metzgermeister (VSM), an der Jahresmedienkonferenz am Mittwoch in Zürich.

Chance für Metzgereifachgeschäfte gegen Billiganbieter
Er wittert im Gegenteil neue Chancen. Sichtbar sei eine Polarisierung der Konsumnachfrage in Billigfleisch und teurere Produkte. Davon könnten Metzgereifachgeschäfte durch verstärkte Beratung und Service profitiere, erklärte Kamm. In den letzten zehn Jahren ging die Zahl der Metzgereibetriebe in der Schweiz um über ein Viertel zurück. Der Abwärtstrend hat sich aber seit 2003 deutlich abgeschwächt. Schwieriger dürfte es dagegen laut Kamm für Anbieter werden, die sich nicht klar beim billigen oder teuren Angebot positionieren. Generell ist es laut VSM und den die Grossanbieter vertretenden Schweizer Fleischfachverbänden (SFF) schwierig, den Fleischabsatz zu vergrössern. Laut bereits publizierter Zahlen ging dieser 2004 um 0,4% zurück. Dennoch sind die Verbände zufrieden, wozu auch die bisher stabilen Zahlen 2005 beitragen.

Trend zu Wurstwaren
Im letzten Jahr blieb der jährliche Pro-Kopf-Konsum konstant bei 60 Kilogramm. Rindfleisch (22,9%) legte leicht zu, zu Lasten von Schweinefleisch (24,3%). Gleichzeitig verstärkte sich der Trend zu Wurstspezialitäten – knapp ein Viertel des Fleisches wird heute in Form von Wurstwaren verzehrt. Nach der definitiven Bewältigung der BSE-Krise hängen die neuen Herausforderungen der Schweizer Fleischwirtschaft laut VSM- und SFF-Geschäftsführer Balz Horber eng mit der EU zusammen. So treten 2006 die neuen Hygienevorschriften der Schweiz mit der EU in Kraft. Das bedeutet für die Branche mehr Kontrollen – heute sind nur Schlachtbetriebe einer Bewilligungspflicht unterstellt. Der Bund muss laut Horber seinen Spielraum nutzen und lokal tätige Betriebe von der Bewilligungspflicht ausnehmen. Und die Branche drängt auf kostenlose Bewilligungsverfahren. Man wehrt sich insbesondere gegen das Ansinnen gewisser Kantonen, hier neue Gebühren zu erheben.

Eroberung des Europamarktes angehen
Man wolle die goldenen Fesseln des abgeschotteten Binnenmarkts sprengen, sagte Horber. Das müsse aber langsam geschehen, um Einbrüche zu verhindern. Eine plötzliche Marktöffnung habe den Verlust von bis zu 10´000 Arbeitsplätzen in Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel zur Folge, gab Horber zu bedenken. Bis zu einem Drittel des Fleisches würde bei offenen Märkten aus dem Ausland importiert. Es gehe deshalb darum, langsam den europäischen Markt zu erobern, um die Branche im Ausland zu positionieren. Gemäss Marktabklärungen der Verbände haben Schweizer Fleischspezialitäten eine gute Chance. Der Export sei aber wegen verschiedener Handelshemmnisse enorm erschwert, beklagt die Branche. Hier sollen das revidierte Zollgesetz, vor allem aber ein neuer Exportfonds – Abgabe pro Schlachttier – helfen.

(AWP, MC hfu)

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