SGB-Jahresmedienkonferenz: Frühpensionierung und Lohngleichheit

2005 sei für die meisten Unternehmen ein gutes Jahr gewesen. 2006 stehe ebenfalls unter günstigen Vorzeichen, fasste SGB-Präsident und Nationalrat Paul Rechsteiner (SP/SG) am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz seiner Organisation in Bern die Ausgangslage zusammen.


Reallöhne müssen steigen
Jetzt müsse die Erholung in einen Aufschwung münden und nachhaltig der Mehrheit nutzen, nachdem bisher lediglich die Kader davon profitiert hätten. Die Reallöhne müssten steigen. Der SGB führt dazu mit seinen Mitgliedern 2006 eine Lohnkampagne durch. Dabei legt er insbesondere Wert auf die Lohngleichheit. Mit Argusaugen will der SGB zudem bei den Kantonen die Durchsetzung der flankierenden Massnahmen gegen das Lohndumping überwachen.


Warnung vor Gefährdung der Wachstumschance
Serge Gaillard, Leiter des SGB-Zentralsekretariats, verlangte, dass das Wachstum – das der SGB auf 2% beziffert – beschäftigungswirksam werden muss. Die Ausgrenzung immer breiterer Kreise in Sozialhilfe und Invalidenversicherung müsse ein Ende finden. Gaillard warnte davor, die Wachstumschance durch eine rigorose Sparpolitik zu gefährden. Diese Politik dürfte das Wachstum um 0,5% bremsen. Einen Bremseffekt von weiteren 0,5% dürfte die absehbare Erhöhung der Arbeitslosenversicherungsprämie um ein halbes Lohn% haben.


Grosse Verantwortung für die Nationalbank
So laste auf der Nationalbank in den nächsten Monaten eine grosse Verantwortung. Als einzige Instanz könne sie mit einer lockeren Geldpolitik das Wachstum beeinflussen. Sie müsse monetäre Bedingungen schaffen, die der Schweiz ein Wachstum von mehr als 2,5% ermöglichen. Die Zinsen dürften nur steigen, wenn die Beschäftigung deutlich zunehme, sagte Gaillard.


Kritik an Vorruhestandrente
Kritik übten die SGB-Vertreter an den Plänen des Bundesrates für eine Vorruhestandrente. Diese seien prohibitiv und «schäbig», sagte Colette Nova, die geschäftsführende Sekretärin. In letzter Zeit publiziere das Bundeshaus forciert Studien und Papiere, welche eine Erhöhung des Rentenalters propagierten, sagte Rechsteiner. Tatsache sei aber, dass viele Leute froh sein müssten, wenn sie überhaupt bis zum gesetzlichen AHV-Alter arbeiten könnten.


Ein flexibles Rentenalter
Dies alles spreche für ein flexibles Rentenalter, wie es die SGB- Initiative fordere. Der Gewerkschaftsbund will die nötigen 100’000 Unterschriften Anfang dieses Jahres bei der Bundeskanzlei einreichen.


Schwierige Lehrstellensituation
Weiteres Augenmerk richtet der SGB 2006 auf die Lehrstellensituation. Immer mehr Schulabgängerinnen und -abgänger würden bereits in jungen Jahren vom Arbeitsmarkt ausgegrenzt, sagte SGB-Zentralsekretär Peter Sigerist. Im Kanton Zürich mit seiner schwierigen Lehrstellensituation bildeten gerade noch 15 % der Betriebe Lehrlinge aus. Die Versprechungen von Regierung und Arbeitgebern liessen Taten vermissen.


Verantwortliche werden in die Zange genommen
Darum nehme der SGB die Verantwortlichen von oben und unten in die Zange. Von oben soll eine Lehrstellenkonferenz 10 000 Ausbildungsangebote schaffen helfen. Dabei stünden Kantone, Bund und Branchen in der Pflicht. Von unten will der SGB in öffentlichen Aktionen mit Rosen und Kakteen die Böcke von den Schafen scheiden. (awp/mc/ab)

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