UBS-Studie «Preise und Löhne» 2006

In Asien wird am längsten gearbeitet, fast 50 Tage pro Jahr mehr als in Westeuropa. Angestellte in Asien können eine tiefe Kaufkraft des Stundenlohnes zumindest teilweise durch längere Arbeitszeiten kompensieren.

New York und Chicago etwas zurückgefallen
Verschiebungen der Rangordnung sind oft eine Folge von Veränderungen im Wechselkursgefüge. Die US-Städte New York und Chicago sind im Vergleich zur letzten Ausgabe der UBS-Studie «Preise und Löhne» im Jahr 2003 vor allem wegen des schwächeren US-Dollars in der Rangordnung etwas zurückgefallen. Die chinesischen Städte Shanghai und Beijing hingegen bleiben trotz Wirtschaftsboom vergleichsweise günstig, weil die Landeswährung Renminbi nicht dem Aufwertungsdruck der Marktkräfte überlassen wurde.

Höchstes Lohnniveau in Skandinavien, der Schweiz und den USA
In den Städten Westeuropas und Nordamerikas verdienen Arbeitnehmer im Durchschnitt von 14 repräsentativen Berufen brutto rund 15 EUR pro geleistete Arbeitsstunde, in den untersuchten osteuropäischen und asiatischen Städten hingegen nur gerade 3 bis 4 EUR. Die höchsten Löhne werden in Kopenhagen, Oslo, Zürich, Genf, New York und London ausbezahlt. Im Nettovergleich fallen die skandinavischen und deutschen Städte wegen der hohen Steuern und Sozialabgaben zurück. Als eigentlicher Aufsteiger im internationalen Lohnvergleich ist das angelsächsische Europa mit Dublin und London neu unter den Top Ten zu finden.

35 Minuten arbeiten für einen Big Mac
Erst in Relation zum Preisniveau sagt die Höhe des Lohnes etwas darüber aus, was man sich damit leisten kann. Besonders anschaulich wird dies anhand eines weltweit möglichst homogenen Produktes wie des Big Mac. Im weltweiten Mittel reichen 35 Minuten Arbeit, um sich einen Big Mac leisten zu können. Doch die Unterschiede sind gross: In Nairobi sind anderthalb Stunden Arbeit gefordert, um sich mit dem Nettostundenlohn einen Big Mac leisten zu können. In den US Städten Los Angeles, New York, Chicago und Miami reichen hierfür maximal 13 Minuten Arbeit. Wegen der höheren Produktionskosten benötigen Arbeitnehmer in den Schweizer und skandinavischen Städten 15 bis 20 Minuten, obwohl sie im umfassenden Kaufkraftvergleich gemessen am Bruttolohn an der Spitze liegen. Vom Nettolohn bleibt nach Kauf des Basis-Warenkorbes in Zürich, Genf, Dublin, Los Angeles und Luxemburg am meisten zur freien Verfügung übrig, etwa für Ferien, Luxusgüter oder Sparen.

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Seoul mit der höchsten, Paris mit der tiefsten Arbeitszeit
Die Angestellten in Asien können tiefe Stundenentgelte zumindest teilweise durch längere Arbeitszeiten kompensieren. Mit einer mittleren Jahresarbeitszeit von 2088 Stunden wird in den asiatischen Städten am längsten gearbeitet. Bei einer 42-Stunden-Arbeitswoche entspricht dies im Durchschnitt über 50 Tage mehr pro Jahr als in Paris oder Berlin, wo die Jahresarbeitszeit hingegen 1480 respektive 1610 Stunden beträgt. Die Analyse der historischen Daten der UBS-Studie «Preise und Löhne» zeigt, dass Europäer in den letzten 30 Jahren die Arbeitszeit zugunsten von mehr Freizeit reduziert haben. Amerikaner und Asiaten hingegen bewerten den Nutzen aus dem Arbeitseinkommen höher. Lohnniveau und Freizeit bestimmen den Wohlstand ? mehr Freizeit führt aber erst zu einem höheren Wohlstandsniveau, wenn der Lohn ein ausreichend hohes Niveau erreicht hat.

Americas: New York am teuersten ? Los Angeles mit höchster Kaufkraft
Ein in Los Angeles verdienter Dollar ist nach Abzug von Steuern und Sozialleistungen mehr wert als in Chicago, New York, Miami, Toronto und Montreal. Zwar werden in New York die höchsten Löhne ausbezahlt, aber es fallen innerhalb des amerikanischen Kontinents auch die höchsten Lebenshaltungskosten an. Dank des viel höheren Lohnniveaus bleibt für die Angestellten in den nordamerikanischen Städten nach Kauf des Basis- Warenkorbes wesentlich mehr Geld für Ferien, Luxusgüter oder Sparen übrig als in Lateinamerika. Im Mittel beträgt die Kaufkraft in Zentral- und Südamerika nur gerade ein Drittel der nordamerikanischen Städte. Den grössten Sprung nach oben im Vergleich zur letzten Ausgabe von «Preise und Löhne» konnten die brasilianischen Städte São Paulo und Rio de Janeiro sowie Santiago de Chile verzeichnen. Wirtschaftswachstum und Währungsaufwertung haben sowohl den Preis- wie auch den Lohnabstand zu den nordamerikanischen Städte verkleinert. Allerdings sind die Preise stärker angestiegen als die Löhne, so dass das starke Nord-Süd-Gefälle in der Verteilung der Kaufkraft vorerst bestehen blieb.

Asien Pazifik: Grosses Preis- und Lohngefälle
In keiner anderen Region ist die Preisspanne zwischen der teuersten und der günstigsten Stadt so gross wie in Asien. Während Tokio auf dem fünften Platz zu den weltweit teuersten Städten zählt, sind am anderen Ende der Skala mit Delhi, Mumbai und Kuala Lumpur drei der günstigsten Städte zu finden. Singapur und Taipeh, wie auch die beiden ozeanischen Städte Sydney und Auckland liegen beim Preis- und Lohnvergleich im Mittelfeld. In Tokio werden innerhalb Asiens die höchsten Löhne ausbezahlt, doch ist die japanische Hauptstadt im internationalen Lohnvergleich seit der letzten Erhebung von «Preise und Löhne» in 2003 um sieben Ränge zurückgefallen. Die Gründe dafür sind die Abwertung des Yen zum Euro sowie die bis vor kurzem noch deflationäre Preisentwicklung. Die höchste Kaufkraft in Asien haben die Angestellten in Tokio, Taipeh und Seoul. Sydney und Auckland haben es sogar unter die Top Ten weltweit geschafft.

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Europa: Binnenmarkt und Euro fördern Preiskonvergenz
Die Verringerung der Preisunterschiede für vergleichbare Güter und Dienstleistungen ist ein wichtiger Indikator für die Marktintegration. Anhand der langjährigen Zeitreihe konsistenter Preisdaten stellten die Autoren der UBS-Studie eine Preiskonvergenz im EU-Binnenmarkt fest. Die Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarkts und die Einführung des Euro führten zu einer Verkleinerung der Preisunterschiede. So ist die relative Preisstreuung im Mittel der erfassten Städte der EU-15 seit 1985 um rund ein Drittel gefallen. Allerdings ist die Harmonisierung des Preisniveaus kein linearer Prozess und wird immer wieder aufgehalten. In der Eurozone ist die Marktintegration am weitesten fortgeschritten. Der Beitritt der zehn neuen Mitgliedsländer hat die Preisstreuung innerhalb der Europäischen Union wieder vergrössert.

Schweiz: weiterhin hohe Kaufkraft
Im Kaufkraftvergleich liegen die Schweizer Städte Zürich und Genf nach wie vor an der Spitze. Zu diesem Resultat tragen die Löhne im öffentlichen Sektor
massgeblich bei. Denn im Gegensatz zu vielen Schwellenländern, wo Lehrer und Buschauffeure deutlich weniger verdienen als vergleichbare Berufe im Privatsektor, werden diese Berufe in der Schweiz (und auch in Skandinavien) vergleichsweise gut entlöhnt. Aber auch bei den Preisen bleiben die Schweizer Städte an vorderster Front dabei. Besonders Nahrungsmittelpreise bestätigen das Image der Hochpreisinsel ? nur gerade in Tokio kosten Nahrungsmittel noch mehr als in der Schweiz. Die Preisunterschiede zwischen den beiden erfassten Schweizer Städten Genf und Zürich sind für handelbare Güter kleiner als für Dienstleistungen, die in Genf rund zehn Prozent günstiger sind als in Zürich.

(UBS/mc/hfu)

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