US-Notenbankchef: Finanzkrise geht weiter – Schärfere Aufsicht

«Die Finanzturbulenzen gehen weiter, und unsere Anstrengungen richten sich derzeit darauf, dem Finanzsystem bei der Rückkehr zu einer normaleren Funktionsweise zu helfen», sagte Bernanke am Donnerstag vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses. Der US-Kongress sollte erwägen, anstelle des bislang zersplitterten Überwachungssystems eine «konsolidierte Aufsicht» zu schaffen. Diese Behörde solle dann mit Blick auf Kapitalausstattung, Liquidität und Risikomanagement der Brokerhäuser Standards setzten, riet der Chef der Federal Reserve (Fed).


Innovationen dürfen nicht «im Übermass» behindert werden
Im Frühjahr war die fünftgrösste US-Investmentbank Bear Stearns im Zuge der Immobilien- und Kreditkrise in Insolvenzgefahr geraten und in einer Notaktion an die Grossbank J.P. Morgan Chase veräussert worden. Die Federal Reserve hatte den Handel abgesichert. «Schwächen in der Infrastruktur der Finanzmärkte» hätten das Risiko erhöht, dass der Beinahe-Zusammenbruch von Bear Stearns das gesamte Finanzsystem in Mitleidenschaft zieht, sagte Bernanke bei der Kongressanhörung zu einer künftigen US-Finanzmarktreform. Eine verbesserte Überwachung von Investmenthäusern dürfe allerdings nicht dazu führen, dass Innovationen im Finanzsektor «im Übermass» behindert werden oder dass Risikobereitschaft in weniger regulierte Felder abgedrängt oder ins Ausland verlagert wird, betonte Bernanke.


Paulson: Geldhäuser dürfen sich nicht auf Fed verlassen
US-Finanzminister Henry Paulson machte bei der Anhörung deutlich, dass sich Geldhäuser nicht auf die Federal Reserve als letzten Retter in der Not verlassen dürften. «Damit Marktdisziplin effektiv Risiken begrenzt, muss es Finanzinstitutionen erlaubt sein, zu scheitern.» Bernanke rief in diesem Zusammenhang den Kongress zur Schaffung von Instrumenten auf, «die eine ordnungsgemässe Abwicklung» wichtiger Geldhäuser ermöglichten, die am Rande des Bankrotts stehen.


Finanzmarktreform vorgeschlagen
Paulson hatte im Frühjahr vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise die umfassendste US-Finanzmarktreform seit der Grossen Depression vor rund 80 Jahren vorgeschlagen. Im Zentrum stehen dabei erheblich erweiterte Befugnisse der Fed als oberste Wächterin der Finanzmarktstabilität. Eines der wichtigsten langfristigen Ziele ist unter anderem, die bislang stark zersplitterte Finanzaufsicht in den USA in einigen wenigen Behörden zusammenzufassen. (awp/mc/pg/33)

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