Villiger muss sich das Vertrauen erarbeiten

Für SP-Parteipräsident Christian Levrat hat Kaspar Villiger zwei Gesichter. «Einerseits ist Villiger Teil des alten FDP-Filzes», und sei mit seinen 68 Jahren auch kein Mann der Erneuerung. Andererseits sei Villiger ein Mann mit Verständnis für den Werkplatz Schweiz. Und er müsse dafür sorgen, «dass Mässigung und solides Geschäften wieder Einkehr halten bei der UBS.» Und es scheint, dass Villiger diese Sicht teilt. Er verzichte auf das «übliche Salär» und «begnüge» sich mit einem Lohn von 850’000 CHF, sagte er vor den Medien. Zudem werde er weder Boni noch Aktienanteile beziehen.


Brunner stellt Villigers Krisentauglichkeit in Frage
Doch Zweifler wie SVP-Präsident Toni Brunner begründen ihre Skepsis mit Villigers Verhalten in schwierigen Situationen in der Vergangenheit. So stellte Brunner gegenüber Radio DRS nicht nur Villigers Bankenkenntnisse in Frage, sondern auch seine «Krisentauglichkeit». Beim Konflikt um die nachrichtenlosen Vermögen sowie beim Swissair-Grounding habe dieser eine eher weiche Linie vertreten.


Neuausrichtung der UBS möglich
Unterstützung erfährt der ehemalige Finanzminister hingegen aus eigenen Reihen und der Verwaltung. Das Eidg. Finanzdepartement (EFD) beurteilt das neue Führungsteam Oswald Grübel und Kaspar Villiger als ideal für die Neuausrichtung der UBS. Mit dem neuen Präsidenten, der sich ausserhalb der UBS und des Bankenwesens ausgezeichnet habe, ziehe der Verwaltungsrat der Grossbank mehr als einen symbolischen Strich unter die Vergangenheit. Das sei positiv zu werten, so das EFD.


FINMA: Weiterer Schritt zur Stabilität
Die Finanzmarktaufsicht (FINMA), die dem EFD angegliedert ist, wertet den geplanten Wechsel im Verwaltungsratspräsidium der UBS als weiteren Schritt zur Stabilisierung der Grossbank. Auch der Bundesrat ist laut Doris Leuthard der Meinung, dass ihr ehmaliger Kollege als respektierte Persönlichkeit Vertrauen schaffen könne.


Darbellay: «Gute Lösung»
Vertrauen wiederherstellen ist das Stichwort aller Parteiexponenten. Während SP und SVP noch bezweifeln, dass Villiger das Kunststück bewerkstelligen kann, ist FDP-Präsident Fulvio Pelli zusammen mit der CVP überzeugt davon, dass Villiger das Schiff wieder in ruhigere Gewässer führen kann. CVP-Präsident Christophe Darbellay bezeichnet Villiger gar als «gute Lösung», sei er doch in der Wirtschafts- und Finanzwelt gut vernetzt.


Bankiervereinigung und economiesuisse mit grossen Hoffnungen
«Villiger kann zur Beruhigung der Lage beitragen», sagte Urs Rellstab, Sprecher von economiesuisse, mit Blick auf die Steueraffäre, in die die Grossbank in den USA verwickelt ist. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA verwies Rellstab auf Villigers politische Erfahrung und seine gute internationale Vernetzung. Dies sei von grosser Bedeutung, da die UBS derzeit stark in der öffentlichen Diskussion stehe. Dieser Ansicht ist auch die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg): Villiger kenne «Bern» und den Schweizer Finanzplatz gut, was für die UBS von Vorteil sei, sagte SBVg-Sprecher Thomas Sutter auf Anfrage. Das Team Villiger/Grübel sei «eine gute Wahl», konstatierte Sutter. (awp/mc/pg/14)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert