Lage am Schweizer Arbeitsmarkt so gut wie zuletzt vor 20 Jahren

Lage am Schweizer Arbeitsmarkt so gut wie zuletzt vor 20 Jahren
Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft. (Foto: Seco)

Bern – Der Schweizer Arbeitsmarkt ist in einer äusserst guten Verfassung. Im Jahr 2022 lag die Arbeitslosigkeit im Durchschnitt so tief wie zuletzt vor über zwanzig Jahren. Und auch wenn sich die Konjunktur abschwächen sollte, dürfte die Arbeitslosenquote laut den Experten des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) 2023 nur leicht anziehen.

Ende 2022 waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 96’941 Menschen als arbeitslos gemeldet und auch im Jahresdurchschnitt lag die Zahl unterhalb der Schwelle von 100’000, wie das Seco am Montag mitteilte. Die um saisonale Faktoren bereinigte Arbeitslosenquote fiel per Ende Jahr auf 1,9 Prozent nach 2,3 Prozent Ende 2021.

Im langjährigen Vergleich bewege sich die Arbeitslosigkeit in der Schweiz auf Tiefstwerten, erklärte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, vor den Medien. Zum Vergleich: Anfang 2021 waren bei den RAV knapp 170’000 Menschen als arbeitslos registriert. Weniger als 100’000 Arbeitslose hatte es im Durschnitt in einem Jahr zuletzt 2001 gegeben.

Akuter Fachkräftemangel
Für Firmen ist es indes schwieriger geworden, freie Stellen mit geeignetem Personal zu besetzen. Der Fachkräftemangel hat sich akzentuiert. Laut Daten des Bundesamts für Statistik bekunden rund 30 Prozent der Firmen Mühe damit, Arbeitskräfte mit höherer Berufsausbildung zu rekrutieren. Ähnlich schwierig ist es, Menschen mit Hochschulabschluss oder abgeschlossener Berufslehre zu finden.

Der Fachkräftemangel werde die Schweiz auch in Zukunft beschäftigen, ist Zürcher überzeugt. Die erwartete Abschwächung der Konjunktur und eine allfällige Zunahme der Zuwanderung würden das Problem nur teilweise entschärfen. Das Seco geht derweil davon aus, dass die Arbeitslosenquote im Jahr 2023 von unbereinigten 2,2 Prozent nur leicht auf 2,3 Prozent ansteigen wird.

Wie ausgetrocknet der Jobmarkt ist, lässt sich auch an Daten zur Stellensuche und zu offenen Stellen ablesen. Im Dezember lag die Zahl der Stellensuchenden mit 167’904 ein Fünftel tiefer als ein Jahr zuvor. Und bei den RAV waren Ende Jahr 48’473 offene Stellen gemeldet. Die Zahl liegt zwar tiefer als im November, aber es waren beinahe 1000 mehr als vor Jahresfrist.

Für Krisen gerüstet
Die gute Lage am Arbeitsmarkt schlägt sich auch in der Jahresrechnung der Arbeitslosenversicherung nieder. Nach einem kleinen Verlust 2021 rechnet das Seco für 2022 mit einem Einnahmenüberschuss von knapp 2,3 Milliarden Franken. Und 2023 dürfte den Prognosen zufolge ein Überschuss von rund 1,5 Milliarden folgen, auch wenn das Solidaritätsprozent auf höheren Gehältern bei den Einnahmen wegfällt.

«Die Arbeitslosenversicherung ist schuldenfrei und für allfällige Krisen gerüstet», versicherte Oliver Schärli, Leiter Arbeitsmarkt und Arbeitslosenversicherung beim Seco. Sollte es beispielsweise in der Schweiz aufgrund von Strommangel zu grösseren Arbeitsausfällen kommen, wäre laut Zürcher der Einsatz von Instrumenten wie der Kurzarbeit denkbar. Einen ähnlich grossen Einsatz von Kurzarbeit wie im Zuge der Corona-Pandemie erwartet er dabei aber nicht. (awp/mc/pg)

Seco

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert