Chemische Industrie und Pharma sind die schleppendsten Zahler

Chemische Industrie und Pharma sind die schleppendsten Zahler

Zürich – Schweizer Firmen bezahlten im ersten Halbjahr 2012 insgesamt 44.2 Prozent der Rechnungen zu spät. Der Zahlungsverzug betrug dabei im Schnitt 10.5 Tage. Dabei zeigten sich grosse branchenspezifische Unterschiede. Dies ergibt die Analyse des grössten Zahlungserfahrungs-Pools, für den D&B alleine in der Schweiz jährlich mehr als 20 Millionen Rechnungen auswertet. Dies geht aus einer Mitteilung des Wirtschaftsinformationsdienstes Dun & Bradstreet (D&B) vom Donnerstag hervor. 

Besonders gute Zahler sind Personalvermittler, Einzelhandel und die Holz-und Möbelindustrie. Es gibt aber auch Branchen, welche einen Grossteil der Rechnungen zu spät begleichen. Dazu gehören die Chemie-und Pharmaindustrie, Holdings und Investitionsgesellschaften sowie das Gastgewerbe und die Baufirmen. Während erstere dieses oft bewusst im Rahmen des „Working Capital“-Ansatzes machen, ist bei den anderen eher eine limitierte Liquidität und Kapitalisierung die Ursache für die späten Zahlungen.

Nur 55.8 Prozent der Rechnungen fristgerecht bezahlt
Für diese Studie analysierte D&B (Dun & Bradstreet) die im ersten Halbjahr 2012 bezahlten Rechnungen im schweizerischen Business-to-Business-Geschäft. Als Grundlage diente der schweiz- und weltweit grösste Zahlungserfahrungs-Pool. Für diesen wertet D&B alleine in der Schweiz jährlich mehr als 20 Millionen Rechnungen aus. Insgesamt wurden in der Messperiode nur 55.8 Prozent der Rechnungen fristgerecht bezahlt. Die verspätet beglichenen Forderungen wiesen im Schnitt einen Zahlungsverzug von 10.5 Tagen auf. Sowohl der Anteil der verspäteten Zahlungen wie auch der Verzug fällt pro Branche stark unterschiedlich aus.

Der grössten Anteil an pünktlichen Zahlern ist bei den Personalvermittlern, welche nur 27.6 Prozent der Rechnungen zu spät begleichen. Besonders gute Zahler gibt es auch im Einzelhandel (29.8 Prozent) und in der Holz-und Möbelindustrie (36.8 Prozent).

Professionelles Liquiditätsmanagement
Einen enorm hohen Anteil an zu spät bezahlten Rechnungen weist die Pharma- und chemische Industrie auf. Insgesamt werden 76.7 Prozent aller Forderungen zu spät beglichen. Gerade diese Industriezweige weisen oft ein professionelles Liquiditätsmanagement auf, welches den „Working Capital“-Ansatz verfolgt. Eigene Forderungen werden dabei schnellstmöglich gestellt, während Rechnungen möglichst verzögert beglichen werden. Die daraus resultierende Zinsspanne kommt dem Unternehmen zu Gute. Die Holdings und Investitionsgesellschaften zahlen 65.5 Prozent der Rechnungen zu spät. Danach folgen das Gastgewerbe sowie die Baubranche mit 57.2 Prozent respektive 55.8 Prozent verspätete Zahlungen. In diesen beiden Branchen liegt der hohe Anteil an verspäteten Überweisungen meistens an der schlechten Liquidität.

Aufschlussreich ist auch die Analyse derjenigen Zahler, welche sowohl einen hohen Anteil an verspäteten Zahlungen wie auch grosse Zahlungsverzüge in Tagen aufweisen. Am schlechtesten positioniert ist auch in dieser Betrachtung wiederum das Gastgewerbe (57.2% verspätet mit durchschnittlich 13.2 Tagen Verzug), das Baugewerbe (55.7% verspätet, 12.9 Tage), das Autogewerbe (54.4% verspätet, 12.0 Tage), Finanzen und Versicherungen (52.3%, 11.0 Tage), Landverkehr und Logistik (52.1%, 12.6 Tage), Handwerk (46.8% verspätet, 11.9 Tage) sowie das Druck-und Verlagsgewerbe (46.1% verspätet, 10.9 Tage).

Auch in dieser Betrachtungsweise fallen wieder zwei Branchen besonders negativ auf: Das Gastgewerbe und die Baubranche sind die schlechtesten Zahler. Gemäss den monatlich erscheinenden Konkurs-Studien von D&B sind diese Branchen auch am stärksten von Insolvenzen bedroht. Um Verluste zu vermeiden, empfiehlt D&B eine umfassende Bonitätsprüfung aller Neu-und Stammkunden wie auch der Lieferanten.

Lieferantenkredit als Risikofaktor
Wie die Untersuchung von D&B zeigt, wurden im ersten Halbjahr 2012 nur 56 Prozent der Rechnungen innerhalb der Frist bezahlt. Bei 44 Prozent der Rechnungen mussten die Gläubiger länger als vereinbart auf ihr Geld warten. Was hat das für Konsequenzen? In jedem Fall verschlechtern verspätete Zahlungen die Liquidität des Rechnungsstellers. Im schlimmsten Fall können ausbleibende Zahlungen bis zum Konkurs des Gläubigers führen. Deswegen müssen Firmen genau prüfen, ob und welche Leistungen sie gegen Rechnung erbringen. Denn jedes Mal, wenn eine Zahlungsfrist eingeräumt und auf Rechnung geliefert wird, gewährt der Lieferant seinem Kunden einen sogenannten Lieferantenkredit: Die Ware oder Dienstleistung ist bereits beim Kunden, das Geld dafür aber noch nicht bezahlt. Das Fachgebiet des Credit Management befasst sich mit der Gestaltung dieser Lieferantenkredite. Im Spannungsfeld zwischen dem Verkauf, der grösstmöglichen Umsatz will, und der Finanzabteilung, welche die Debitorenverluste zu minimieren versucht, legt das Credit Management geeignete Standards und Prozesse fest, um das Risiko der Lieferantenkredite zu kontrollieren. Credit Management ist also ein wichtiges Element des Risikomanagements. Schon mit wenig Aufwand können auch kleine Unternehmen sehr viel dafür tun, dass ihre Rechnungen pünktlich und vollständig bezahlt werden.
Wie Sie ihre Debitoren optimal bewirtschaften und Debitorenverluste vermeiden können, erfahren Sie an den Seminaren von D&B. Den aktuellen Seminarplan finden Sie unter www.dnb.ch/seminare.

10 D&B-Tipps zum Schutz vor Zahlungsverzug und vor Zahlungsausfällen

  1. Kennen Sie Ihren Geschäftspartner: Überprüfen Sie, ob es die Firma ihres Partners wirklich gibt. Stimmt der Firmenname und die Adresse, und ist der Vertrag von einer zeichnungsberechtigten Person unterschrieben?
  2. Nutzen Sie Bonitätsauskünfte: Informieren Sie sich über die Kreditwürdigkeit ihrer neuen und bestehenden Geschäftspartner. Informationen zum Zahlungsverhalten ermöglichen ein klares und neutrales Bild über deren finanzielle Situation.
  3. Achten Sie auf Auffälligkeiten: Oft wechselnde Bankbeziehungen, ungewöhnlicher Druck bei der Bestellaufgabe und Sonderwünsche für die Lieferung können ein Hinweis auf unsaubere Geschäftspraktiken sein.
  4. Legen Sie das Zahlungsziel fest: Sprechen Sie mit ihrem Kunden ein verbindliches Zahlungsziel ab. Formulieren Sie dieses als konkretes Datum, an welchem die Rechnung bezahlt sein muss.
  5. Stellen Sie schnell und vollständig Rechnung: Rechnen Sie sofort nach dem Liefern der Ware oder dem Erbringen der Leistung ab und stellen Sie sicher, dass der Kunde die Rechnung schnellstmöglich erhält. Formulieren Sie die Zahlungsbedingungen und das Fälligkeitsdatum eindeutig und nehmen Sie sämtliche Informationen zu Ihrem Kunden, sich selbst und der Ware oder Dienstleistung auf.
  6. Rufen Sie bei Verzögerung an: Sobald Sie einen Verzug feststellen, sollten sie sofort freundlich und konsequent nachfragen, wieso die Zahlung verzögert ist und wann sie erfolgen wird.
  7. Lassen Sie keine Ausreden zu: Lassen Sie sich bestätigen, dass der Kunde die Ware in der bestellten Menge und in einwandfreier Qualität erhalten hat. So kann er keine taktische Mängelrüge vorschieben.
  8. Seien Sie offen und ehrlich: Sprechen Sie Probleme an und geben Sie zu verstehen, dass man über alles reden kann und bereit ist für gemeinsame Lösungen.
  9. Zögern Sie nicht bei der Nachverfolgung: Melden Sie sich direkt nach der Lieferung beim Kunden und fragen Sie nach, ob er die Ware vollständig erhalten hat und auch im Besitz der Rechnung ist.
  10. Arbeiten Sie mit kompetenten Inkassopartnern zusammen: Konzentrieren Sie sich auf Ihre Kernkompetenzen und sparen Sie Zeit, Geld und Nerven, indem Sie offene Fälle frühzeitig einem Inkassospezialisten übergeben.

Über die Zahlungserfahrungen von D&B
D&B verfügt sowohl in der Schweiz wie auch weltweit über den grössten Zahlungserfahrungs-Pool. Darin werden alleine in der Schweiz jährlich mehr als 20 Millionen Rechnungen ausgewertet. Die Kunden von D&B können dadurch sehen, wie die Geschäftspartner ihre Rechnungen bei anderen Unternehmen bezahlen. Ebenso lassen sich Veränderungen im Zahlungsverhalten feststellen, wie sie zum Beispiel bei finanziellen Krisen auftreten. Die Zahlungserfahrungen werden monatlich anonymisiert verarbeitet und auch zur Berechnung der Ausfallwahrscheinlichkeiten herangezogen. Sie sind somit Teil des D&B-Frühwarnsystems, mit dem D&B-Kunden ihre Risiken optimieren und fundierte Kreditentscheidungen treffen können.
Mit dem Zahlungserfahrungs-Pool berechnet D&B auch den sogenannten Paydex. Dieser bildet auf transparente Art und Weise das Zahlungsverhalten von Firmen und Branchen im Zeitverlauf ab.

Den Paydex finden Sie unter anderem auch in den Firmenreports von D&B. Einen Musterreport können Sie unter www.dnb.ch/execreport herunterladen. (D&B/mc/ps)

 

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