In Katar bleiben Scharia-Finanzen islamischen Banken überlassen

In Katar bleiben Scharia-Finanzen islamischen Banken überlassen

Auch Raghavan Seetharaman, CEO der konventionellen Doha Bank, darf Islamic Finance nicht mehr anbieten.

Doha – Konventionelle Banken im Golfstaat Katar dürfen fortan keine islamischen Finanzprodukte mehr anbieten. Die Massnahme der Qatar Central Bank verwirrt nicht nur lokale Geldhäuser, sondern die gesamte Finanzbranche in den arabischen Ölstaaten.

Nutzniesser der Massnahme sind islamische Banken wie Qatar Islamic Bank oder Masraf al-Rayan, deren Aktien seit Wochenbeginn deutlich zulegten. Für das landesweit grösste Geldhaus Qatar National Bank (QNB), deren islamische Anlagen 11% des gesamten verwalteten Vermögens darstellen, bedeutet die Regelung einen Rückschlag in ihrem Bestreben, im schnell wachsenden Scharia-Banking zu punkten.

Banken fürchten Nachahmer
Aus welchen Grund die Zentralbank von Katar sich zu diesem überraschenden Schritt entschieden hat, bleibt unklar. Jetzt fürchten konventionelle Grossbanken am Golf, das Beispiel Katar könnte Schule machen. Laut Sarasin-Alpen in Dubai werden in Katar etwas 12% der Banken-Assets islamisch investiert sind, in den Emiraten ein Viertel und in Saudiarabien mittlerweile über die Hälfte.

John Sandwick, ein auf Islamische Investments spezialisierter Vermögensverwalter in Genf, fordert schon lange eine ganzheitliche Beratung auf der Grundlage der Scharia, «denn es bringt einer Bank wenig, wenn sie nur einen Fonds oder einen Islamic Bond lanciert, um dann auf Mehreinnahmen von religiösen Kunden zu hoffen.“ Tatsächlich hat beispielsweise die Deutsche Bank die meisten ihrer im 2006 lancierten Islamic Funds infolge der Finanzkrise wieder vom Markt genommen.

Déjà-vu aus Amerika
Die Trennung von Islamischem und konventionellem Bankwesen erinniert an den Glass-Steagall Act in den USA von 1932. Damals fürte der amerikanische Gesetzgeber die strikte Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken ein, als Reaktion auf den Börsencrash und die Grosse Depression von 1929. Das Gesetz wurde erst 70 Jahre später unter Präsident Clinton 1999 aufgehoben. Nach der Finanzkrise waren Stimmen laut geworden, Investmentbanken erneut vom Commercial Banking zu trennen. (gaf/mc)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert