Griechenland muss weiter zittern

Griechenland muss weiter zittern

Athen – Angespanntes Warten in Athen: Die Überweisung der neuen Kredittranche von acht Milliarden Euro an Griechenland verzögert sich weiter. Die Euro-Finanzminister werden aller Voraussicht nach nicht bei ihrer nächsten Sitzung am 3. Oktober in Luxemburg darüber entscheiden, wie ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn sagte. «Das Datum 3. Oktober ist schwierig einzuhalten», erklärte er am Montag in Brüssel.

Die Regierung in Athen hat nur noch Geld für wenige Tage – ohne die nächste Kapitalspritze ist das Land pleite. Unterdessen schnellten Bank-Aktien an den europäischen Börsen in die Höhe: Händler reagierten auf Gerüchte über mögliche Finanzspritzen für Geldhäuser.

Athen demonstriert Optimismus
In Sachen Griechenland-Rettung war noch Mitte September angepeilt worden, die neue Teilzahlung über acht Milliarden Euro Anfang Oktober freizugeben. Dies könnte sich nun verzögern. Der Rehn-Sprecher versicherte aber, die Euro-Finanzminister könnten rasch entscheiden. Die griechische Regierung demonstrierte am Montag Optimismus: «Die nächste Tranche wird ausgezahlt», versicherte Finanzminister Evangelos Venizelos. Er äusserte sich nach einem Treffen mit IWF-Direktorin Christine Lagarde und EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in New York. Laut dpa-Informationen setzt der IWF die Regierung in Athen allerdings weiter mit Bedingungen unter Druck.

Rückkehr der Troika noch unklar
Unklar ist, wann die Chefs der Expertengruppe von EU, EZB und IWF, der sogenannten Troika, nach Athen zurückkehren. Sie hatten Griechenland verlassen, um den Spardruck auf die Regierung zu erhöhen. Aus Kreisen des Finanzministeriums in Athen hiess es am Montag, der IWF stelle weiter Bedingungen für eine Rückkehr der Troika: Konkret gehe es um Auflagen für die griechischen Haushalte bis 2014. Aus Protest gegen die harte Sparpolitik starteten in Athen die Fahrer von U-, S- und Strassenbahnen erneut einen 24-Stunden-Streik.

Neues Rettungsszenario
Die Unternehmensberatung Roland Berger legte unterdessen ein neues Rettungsszenario für Griechenland vor. Wichtigster Bestandteil des Sanierungsvorschlags ist die Gründung einer zentralen Holding, in die griechisches Staatsvermögen wie Häfen, Flughäfen, Autobahnen und Immobilien im Gesamtwert von rund 125 Milliarden Euro einfliessen sollen. Diese Holding soll laut dem Plan an eine nicht konkret benannte europäische Institution verkauft werden.

IWF erwägt Ressourcen weiter aufzustocken
Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwägt laut einem Zeitungsbericht, seine Ressourcen für den Kampf gegen die Krise weiter aufzustocken. Nach Informationen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montag) sind zwei Modelle im Gespräch, mit denen die Finanzmittel des Fonds von derzeit rund 940 Milliarden Dollar auf 1,3 Billionen Dollar oder mehr steigen könnten. Die Direktorin des IWF, Christine Lagarde, dringe auf mehr Kapital, um unter anderem mehr Länder vor Ansteckungsgefahren schützen zu können. Der IWF ist in der weltweiten Finanzkrise zu einem der wichtigsten Krisenhelfer aufgestiegen.

Venizelos dementiert Gerüchte über neue Umschuldungspläne
Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos hat neue Umschuldungsgerüchte dementiert. Mehrere griechische und internationale Medien hatten berichtet, Athen habe mit dem (IWF und der EZB über die Möglichkeit einer geordneten Umschuldung mit einem Schuldenschnitt von bis zu 50 Prozent gesprochen. «Es ist bedauerlich, dass ich jeden Tag gezwungen werde, Veröffentlichungen griechischer Medien zu dementieren», erklärte Venizelos am Montag in einer Erklärung, die der Nachrichtenagentur dpa vorlag. «Darüber wurde nicht gesprochen», versicherte der Minister.

Kräftige Gewinne an den Börsen

Am Frankfurter Aktienmarkt begann der Dax die neue Handelswoche mit kräftigen Gewinnen, der Leitindex stieg bis zum Mittag um knapp 4 Prozent auf 5.400 Punkte. Vor allem die Finanzwerte zogen den Markt nach oben. Hintergrund waren Gerüchte über mögliche Finanzspritzen für europäische Banken, die Deutsche Bank lag fast zehn Prozent im Plus. Zudem trübte sich das deutsche ifo-Geschäftsklima im September weniger als erwartet ein.

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