Aus der Sammlung Bührle: Der Besuch von Gerard Ter Broch

von Tanja Hess


Es ist ein grossformatiges Kammerspiel, eine Episode holländischer Gesellschaft welches von schönem Benehmen und geschliffener Beherrschung erzählt.


 


Ein Spiel von Illusion und Allusion


Auch wenn die manierlichen Figuren in ihrer Schönheit glänzen – es gibt keinen Anlass, das Bild verharrt im Moment vor dem eigentlichen Augenblick. Es ist ein Moment knisternder Zeit, die gerade einen Augenblick still steht und gebannt wartet, wieder in Handlung gesetzt zu werden. Die Absichten der Personen bleiben dem Betrachter verborgen.


 




Das Warten auf das Grosse

Der Raum lässt sich mit einer Versuchsanordnung vergleichen. Kein Fenster öffnet die hermetische Atmosphäre und nur vage deutet der Maler den Raum an. Von rechts ist ein werbender Kavalier in den stillen Raum eingetreten, hinter ihm folgt der Diener. Der Abstand zwischen Mann und Frau nimmt das Thema des Moments vor dem eigentlichen Geschehen auch in der Komposition auf. Der Diener, der nur die Fussspitze und den Kopf über die Linie der Schwelle gesetzt hat, unterstreicht das Zurückhalten des Kavaliers. Der eigentliche Anlass des Besuches ist dem Bild nicht ablesbar. Ebenso verborgen bleibt die Beziehung zwischen Mann und Frau.


 


Das Geheimnis des kleinen Kästchens
Doch welche Rolle spielen die Figuren im linken Bildteil? Das kleine Kästchen unter den Füssen der sitzenden Dame weist den Betrachter der damaligen Zeit auf den Inhalt hin. Es gehörte zu den besondern Aufmerksamkeiten eines werbenden Mannes, wenn er der Dame ein kleines Öfchen schenkte, an welchem sie ihre Füsse wärmen konnte. Die glühende Kohle, die man in dieses Kästchen einfüllte, kann mit der glühenden Liebe verglichen werden, in der sich der Kavalier verzehrte. Natürlich schwingt im Attribut des Kästchens auch das Unterwerfen des werbenden Mannes mit – der Liebende als Diener.


 


Das Schönste ist die Malerei
Aus der Sicht des Malerischen ist das Kleid der Dame ein buchstäbliches Glanzstück, für welches man damals schon grosse Summen Geld ausgab. Die Feinheiten des Glanzes, das oszillierende Licht und die sinnlichen Falten sind meisterliche Leistungen des Malers und faszinierten manchen Käufer und Sammler.


 


Das Beste aus der Sammlung Bührle









Stiftung Sammlung E. G. Bührle
Zollikerstrasse 172
CH-8008 Zürich
Offen: Di, Mi, Fr, So 14 – 17 Uhr

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