Beat Herger, Leiter Client Investment Risk, Bank Sarasin & Cie. AG: «Die Bank Sarasin verwaltet derzeit extern liegende Vermögen von rund CHF 7,5 Mia. und verzeichnet ein starkes Wachstum»

Beat Herger, Leiter Client Investment Risk, Bank Sarasin & Cie. AG: «Die Bank Sarasin verwaltet derzeit extern liegende Vermögen von rund CHF 7,5 Mia. und verzeichnet ein starkes Wachstum»

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Herger, die Bank Sarasin strebt bis ins Jahr 2010 die 100-Milliarden-Franken-Grenze für die verwalteten Kundenvermögen. Welchen Anteil daran soll das ExCustody-Geschäft haben und welche Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Projekt mit dem Avaloq Banking System zu?


Beat Herger: Im Hinblick auf die Sarasin Ziele 2010 können wir mit der im Projekt eingeführten Avaloq-Funktionalität die zu erwartende überdurchschnittliche Zunahme an ExCustody-Mandaten effizient, das heisst mit einer skallierbaren, den sich verschärfenden Anforderungen genügenden Lösung, auffangen: Im institutionellen Bereich besteht bereits heute ein klarer Trend zu Ex-Custody-Strukturen; im Private Banking werden -zwar zeitverzögert- insbesondere High Networth Individuals und internationale Kunden folgen. Die Bank Sarasin verwaltet derzeit extern liegende Vermögen von rund CHF 7,5 Mia. und verzeichnet ein starkes Wachstum.


 


Herr Ossen, bis anhin wurde die Verwaltung von ExCustody-Mandaten im Wesentlichen auf anderen Systemen als dem Avaloq abgewickelt. Wie soll das in Zukunft aussehen und welche Bedeutung kommt dabei dem Avaloq System zu?


 


Arnfried Ossen: Ein wichtiges Ziel des Projekts war, für das Management der Ex-Custody-Portfolios dieselben Analyse- und Bewirtschaftungsmöglichkeiten zu schaffen, wie für intern geführte Portfolios. Die Lösung war eine zentrale Datenhaltung in Avaloq. Zu diesem Zweck hat die Bank entschieden, die extern liegenden Vermögen in Avaloq in einem so genannten Schattenbuch zu integrieren. So wurde ein getrennter, bilanzneutraler Buchungskreis eröffnet, der eine saubere Trennung von internen und externen Kundenportfolios sicherstellt.



«In einzelnen Bereichen liegen wir deutlich vor dem Plan. Das Avaloq System war derart vorbereitet, dass sogar Corporate Actions für das Schattenbuch automatisch und zentral ausgelöst werden.» Arnfried Ossen



Mit der zentralen Datenhaltung in Avaloq sind wir erstmals in der Lage, die Informationen der von uns ausgelösten Transaktionen systematisch zu verwenden: Einerseits werden damit die Portfoliobestände im Schattenbuch nachgeführt und andererseits können nun auch unsere spezialisierten, an Avaloq angeschlossenen Umsysteme wie z.B. das Portfolio-Management-System, Data Warehouse und später auch das Performance-Attribution-System zur Analyse dieser Portfolios angewendet werden.




 


Datenflussdiagramm der ExCustody Lösung der Bank Sarasin Cie. AG


 


Herr Ossen, das Projekt soll Mitte 2008 abgeschlossen werden. Wie viele der externen Custodians werden dann vollautomatisch über SWIFT angebunden sein und wie sieht das konkrete Projektvorgehen in der Umsetzung aus?

Arnfried Ossen: In der bereits im Mai 2007 abgeschlossenen Phase 1 stand die Effektivität im Vordergrund. Die Anbindung der Custodians wurde grundsätzlich erreicht, allerdings erfolgt eine automatische Bestandesnachführung nur auf Grund der bei uns durch das Asset Management initiierten Transaktionen. Reconciliation, Settlement-Instruierung und die Nachführung der nicht intern ausgelösten Transaktionen werden noch manuell durchgeführt.


 


Die jetzt begonnene Phase 2 verfolgt die Automatisierung dieser Tätigkeiten und damit die Effizienz. Die Automatisierung via SWIFT erfolgt zunächst mit ca. zehn Custodians als Pilotteilnehmern, die auf Grund ihrer Infrastruktur, aber auch der Bedeutung für das Projekt ausgewählt wurden. Wir streben an, alle Custodians über SWIFT anzuschliessen. Allerdings kann es im Einzelfall bei kleineren Häusern effizienter sein, bei der bisherigen manuellen Nachführung zu bleiben.


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Herr Herger, können Sie Aussagen über die Projektkosten machen?


 


Beat Herger: Die Projektkosten waren vergleichsweise niedrig, da wir sowohl Projektmanagement und Programmierung intern organisiert und durchgeführt haben.



«Erst die zentrale Datenhaltung in Avaloq ermöglicht uns, die für diese Zwecke vorgesehenen Systeme adäquat und effizient mit Daten zu beliefern.» Beat Herger



Herr Ossen, welche Erfahrungen konnten Sie bis anhin im Projekt gewinnen, wo wurden Sie positiv überrascht, wo lief es nicht Ihren Erwartungen entsprechend?

Arnfried Ossen: Avaloq stellte uns mit dem Release 2.4 Basis-Module zur Verfügung. Es war sehr wertvoll, das Umsetzungskonzept im Rahmen eines Workshops gemeinsam mit Avaloq erarbeiten zu können. Die grundsätzliche Lösung wurde dann detailliert spezifiziert und nochmals von einem externen Consultant und Avaloq qualitätsgesichert. 
Die eigentliche Implementierung wurde dann in kurzer Zeit durch die IT-Entwickler der Bank Sarasin auf der Basis der Spezifikation durchgeführt.


 


Aufgrund dieses Vorgehens liegen wir in einzelnen Bereichen deutlich vor dem Plan: Die automatische Reconciliation auf Basis der SWIFT Message Types 535 und 940 ist mit einer Reihe von Pilotteilnehmern sogar schon in Betrieb.  Das Avaloq System war derart vorbereitet, dass sogar Corporate Actions für das Schattenbuch automatisch und zentral ausgelöst werden.


 


Dagegen unterschätzt wurde der bis Abschluss der Phase II benötigte manuelle Aufwand für die Nachführung der Transaktionen und die Reconciliation.


 


Herr Herger, ein im Wettbewerb mit anderen Anbietern immer wichtigerer Aspekt wird die Performance, das Risiko- und Beratungsverhalten der Asset Manager. Welchen Beitrag soll und kann hier das neue System leisten?

Beat Herger: Erst die zentrale Datenhaltung in Avaloq ermöglicht uns, die für diese Zwecke vorgesehenen Systeme adäquat und effizient mit Daten zu beliefern. Wir sind dadurch in der Lage, den sich verschärfenden regulatorischen Anforderungen im Gebiet Investment & Compliance Controlling und dem steigenden Komplexitätsgrad der Kundenbedürfnisse Rechnung zu tragen.



«Grundsätzlich unterstützen die Möglichkeiten des neuen Systems die Client Retention und begünstigten die Akquisition von Mandaten.» Beat Herger



Herr Herger, wie wichtig sind die Reporting-Möglichkeiten für Ihre Kunden (Custodians) und welche Bedeutung hat das neue System im Bereich der Kundenbetreuung?



Beat Herger: Das Reporting als Teil der Non-personal-Services eines Vermögenswalters hat grosse Bedeutung und ist ein äusserst wichtiges Element der Kundenbeziehung. Wir werden insbesondere gemessen an Inhalt, Aussagekraft und Vergleichbarkeit. Im Bereich der Performance Attribution können wir nun beispielsweise beantworten, wo, mit welchen Anlagen und aufgrund welcher Entscheide Geld verdient wird.
Grundsätzlich unterstützen die Möglichkeiten des neuen Systems die Client Retention und begünstigen die Akquisition von Mandaten.


 







Dr. Arnfried Ossen



  • Informatik-Studium und -Promotion an der Technischen Universtät Berlin
  • Post-Doc-Fellow an der University of California at Berkeley (Computer Science & Nonlinear Statistics)
  • Leiter Center of Competence Data Mining, Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main
  • Chief Technical Officer und Vorstand der FairAd AG, München
  • Leiter IT Business Solution Center, Bank Sarasin & Cie AG, Basel

 






Beat Herger, CFA




  • Ökonomiestudium an der Universität Basel


  • Swiss Banking School, Executive Program, 10. Jahrgang


  • Mitglied der Expertengruppe GIPS (Global Investment Performance Standards) der Schweizerischen Bankiervereinigung


  • Stiftungsrat der Sarasin Anlagestiftung 


  • Präsident des Anlageausschusses der Pensionskasse der Bank Sarasin & Cie AG


  • Leiter Client Investment Risk, Bank Sarasin & Cie AG, Basel

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