EADS-Co-Chef Enders: Airbus ist kein Sanierungsfall

Er bestätigte die Prognose, dass Airbus 2006 mit über 400 ausgelieferten Flugzeugen einen neuen Rekord aufstellen werde, räumte aber ein, dass man den US-Konkurrenten Boeing unterschätzt habe. Beim Auftragseingang habe Boeing im Moment die Nase vorn, «aber das Bild kann sich ändern, sagte der deutsche Co-Chef des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS.


Verzögerungen bei der Auslieferung des Super-Airbus A380
Vor allem wegen Verzögerungen bei der Auslieferung des Super- Airbus A380 waren EADS und Airbus in eine massive Krise geraten, in deren Verlauf der französische EADS-Chef Noël Forgeard und der deutsche Airbus-Chef Gustav Humbert zurückgetreten waren. An der Spitze von EADS steht jetzt neben Enders der Franzose Louis Gallois, Airbus wird von dessen Landsmann Christian Streiff geführt. Enders machte erneut aus seiner Meinung keinen Hehl, dass er die Doppelspitze bei EADS nicht für die optimale Lösung halte.


Kritisierter A350 wird gebaut
Der Manager versicherte, das geplante und von Kunden kritisierte neue Airbus-Modell A350 werde gebaut. Einen Auslieferungstermin nannte er jetzt nicht – früher war das Jahr 2010 genannt worden. Der Konkurrent Boeing erfreut sich mit seinem Konkurrenz-Modell 787 Dreamliner im Moment grösseren Zuspruchs. Enders sagte voraus, der A350 werde der 787 überlegen sein. Dafür wolle man sich Zeit lassen, «aber wir arbeiten mit Hochdruck daran». Nicht ein früher Auslieferunstermin sei entscheidend, sondern das beste Produkt.


Airbus besser in die EADS integrieren
Enders betonte erneut, dass man den Flugzeugbauer Airbus besser in die EADS integrieren werde. «Wir müssen volle Transparenz haben», sagte er. Er und Gallois prüften, was man strukturell besser machen könne. Dies dauere aber einige Wochen. Wegen der Verzögerungen bei der Auslieferung für den A380 habe es keine einzige Stornierung gegeben. «Aber wir müssen zurück zur Termintreue kommen», unterstrich Enders.


Wertschöpfung ausserhalb Europas erzielen
Längerfristig werde Airbus mehr Wertschöpfung ausserhalb Europas erzielen, meinte Enders. Die Zukunftsmärkte der Luftfahrt lägen vor allem in Asien, allein China habe auf viele Jahre hinaus einen Bedarf von 100 grossen Flugzeugen im Jahr. Aber auch künftig würden etwa 40 bis 50 Prozent der Wertschöpfung in Europa erzielt werden. Airbus hatte angekündigt, die Endmontage des A320, die etwa fünf Prozent der Wertschöpfung ausmache, zum Teil nach China zu vergeben. Laut Enders müsse das jetzige Duopol von Airbus und Boeing nicht ewig Bestand haben. Er könne sich vorstellen, dass es in 20 bis 30 Jahren drei oder vier grosse Flugzeugbauer gebe.


37 Milliarden Euro Umsatz erreichen
Der börsennotierte deutsch-französische Luftfahrt-, Rüstungs- und Raumfahrtkonzern EADS will 2006 rund 37 Milliarden Euro Umsatz erreichen – etwa 65 Prozent davon kommen vom Airbus. Hauptaktionäre sind der Autokonzern DaimlerChrysler, der französische Lagadére- Konzern, der französische Staat, die spanische Staatsholding SEPI sowie private Anleger. (awp/mc/gh)

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