Elefantenhochzeit in der Medienbranche

Die beiden Unternehmen versprechen sich vom Zusammenschluss bedeutende Synergien. Die Medienvielfalt im Land soll gewahrt werden. Tamedia habe immer einen pluralistischen Ansatz verfolgt, betonte Pietro Supino, der Präsident des Tamedia-Verwaltungsrats, vor den Medien in Lausanne. Dies solle auch in Zukunft so bleiben. Bereits heute steht fest, dass die Übernahme zu Entlassungen führen wird, weil die beiden Westschweizer Pendlerzeitungen «20 Minutes» und «Le Matin bleu» fusioniert werden. Rund 20 Stellen sollen deshalb verschwinden. Die Betroffenen werden von einem Sozialplan profitieren, wie Edipresse-Direktor Tibère Adler sagte. Der Stellenabbau werde «in Anstand» vollzogen.


«Bedeutende Synergien»
D ie beiden Medienhäuser begründen den Zusammenschluss mit der immer grösseren Rolle des Internets für die Information, aber auch für die Werbung. Durch den Zusammenschluss könnten bedeutende Synergien gefunden werden, um mit künftigen neuen Wettbewerbern mithalten zu können. Die beiden Partner wollen neue Angebote für ihre Werbekunden entwickeln und dabei insbesondere auch nationale Lösungen anbieten. Auf der Kostenseite rechnet Tamedia mittelfristig bis Ende 2012 mit Synergien von über 30 Mio CHF. Diese sollen nicht zuletzt im Overhead sowie durch die Zusammenarbeit in den zentralen Servicebereichen erzielt werden, erklärte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer im Gespräch mit AWP.


Fusion in drei Schritten
Die Fusion soll bis 2013 in drei Schritten vollzogen werden. In einem ersten Schritt übernimmt Tamedia den Angaben zufolge 49,9% des Aktienkapitals der Presse Publications SR S.A. (PPSR), die die wesentlichen Schweizer Medienaktivitäten von Edipresse umfasst. In einem zweiten Schritt werde Tamedia ihre Beteiligung auf Anfang 2011 um weitere 0,2% erhöhen und schliesslich Anfang 2013 die verbleibenden 49,9% übernehmen. Der Kaufpreis für die ersten beiden Beteiligungsschritte liegt bei 226 Mio CHF. Der Preis des dritten Beteiligungsschrittes sei abhängig vom Geschäftsgang von Edipresse Schweiz. Im Rahmen des dritten Schrittes werde sich die Groupe Edipresse mit einem Aktienpaket an Tamedia beteiligen und damit ein «bedeutender Aktionär» des Medienhauses werden.


Nummer vier in der Schweiz
Durch die Übernahme des Schweizer Geschäfts von Edipresse wächst Tamedia umsatzmässig zur viertgrössten Mediengruppe der Schweiz heran. Laut Tamedia-CEO Martin Kall steigt der Umsatz durch die Fusion auf 1,25 Mrd CHF. Der fusionierte Konzern liege damit hinter der Publigroupe, der SRG und Ringier auf dem vierten Rang, sagte Kall am Dienstag vor den Medien. Edipresse wird jedoch nicht alle Schweizer Magazine einbringen; die rentable Wirtschaftszeitung «Bilan» überführt sie in die internationalen Aktivitäten.


Gewerkschaften und Parteien besorgt – Analysten positiv
Skeptisch bis besorgt zeigten sich die Mediengewerkschaften und Parteien angesichts dieser Grossfusion. Die Gewerkschaft Impressum fordert von Tamedia, den in der Westschweiz geltenden Gesamtarbeitsvertrag zu respektieren, wie Geschäftsführer Urs Thalmann sagte. Auch SP, FDP und CVP erwarten von der Wettbewerbskommission, dass sie die Übernahme genau unter die Lupe nimmt. Bei der SVP sieht man den Staat nicht in der Pflicht, bedauert jedoch ebenfalls eine weitere Konzentration in der Branche. Zurückhaltend gibt sich die Konkurrenz: Im Augenblick ändere sich für Ringier nichts, sagte Konzernsprecher Marco Castellaneta. Es seien immer noch die beiden gleichen Mitbewerber mit fast den gleichen Titeln auf dem Markt.


Von den Analysten wird die Transaktion positiv bewertet. Aus der Fusion entstehe ein national führendes Medienhaus, so die Einschätzung. Die Tamedia-Aktien liegen um 13.45 Uhr 0,68% auf 44,30 CHF im Plus. Edipresse sind bis zur Mittagszeit ungehandelt. (awp/mc/pg/05)

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