Infineon enthüllt Freitag aktuelle DRAM-Spartenpläne – Expertenskepsis

Laut Branchenkreisen soll die DRAM-Speicherchip-Sparte in den USA an die Börse gehen. Analysten zeigten sich teils überrascht und skeptisch, was einen solchen Schritt angeht, halten einen Börsengang in den USA aber für wahrscheinlich. «Eigentlich ist der Markt bisher von Asien ausgegangen», sagte Helaba-Experte Michael Busse am Donnerstag der dpa-AFX. «Infineon hofft wohl, in den USA auf ein grösseres Investorenpublikum zu treffen.»

Amerikaner auf US-Werte fixiert
Aber die Amerikaner seien traditionell stark auf US-Werte fixiert. «Weder Erst- noch Zweitlistings ausländischer Unternehmen sind im Allgemeinen in den Vereinigten Staaten bisher ein grosser Erfolg.» Auch Merck Finck bewertet ein eventuelles Listing der Sparte an der US-Technologiebörse NASDAQ vorsichtig. «Allgemein gesagt bin ich skeptisch – nun gab es auch Gerüchte, dass der Börsengang frühestens im Herbst erfolgt», sagte Analyst Theo Kitz der dpa-AFX. «Auch dann wird in der Branche wohl immer noch mehr hergestellt als nachgefragt werden, was weiter auf die Preise für DRAM-Speicherchips drücken dürfte.»

Schwankungsanfälliges Speicherchip-Geschäft
Bei Infineon steuerte das schwankungsanfällige Speicherchip-Geschäft bisher etwa 40 Prozent zu den Konzernerlösen bei. Die Münchener hatten bisher als bevorzugte Option für die Sparte einen Börsengang genannt. Laut Kreisen soll der Speicherchip-Bereich bereits zum 1. Mai ausgegliedert werden. Infineon hatte angekündigt, die DRAM-Sparte spätestens zum 1. Juli in ein eigenständiges Unternehmen auszulagern. Am frühen Donnerstagnachmittag verteuerte sich die Infineon-Aktie zuletzt um 0,73 Prozent auf 8,29 Euro. Damit entwickelte sie sich besser als der DAX . Analyst Kitz verwies ausserdem auf den Börsengang des taiwanischen Inotera am 17. März.

Inotera als warnendes Beispiel
Infineon hatte das Listing seines Gemeinschaftsunternehmens als Stimmungstest für einen möglichen Börsengang seiner DRAM-Sparte gegolten. «Der Chipbauer Inotera hat seither an Wert verloren und liegt deutlich unter dem Emissionskurs von 33 Taiwan-Dollar je Aktie», betonte der Analyst. «Der Preis lag auch noch nie über dem Emissionskurs.» Er wertet dies als vorläufigen Beweis dafür, dass Anleger derzeit nicht viel Interesse an Speicherchip-Unternehmen hätten. «Und dabei ist Inotera in Asien an die Börse gegangen, also in einer sehr technologiefreundlichen Region. In Asien sitzen auch die Anleger, die sich im Chipmarkt am besten auskennen.» Kitzs Skepsis für einen möglichen Börsengang in den USA hat noch weitere Gründe. Natürlich sei die NASDAQ ein angesehener Platz. «Aber man muss auch an die Kosten denken.»

Börsengang nur die zweitbeste Lösung
Er würde zwar so ein Listing in den USA nicht wagen, sagte der Merck-Finck-Analyst. «Ich halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass Infineon seine Sparte in den USA an die Börse bringt, da die NASDAQ der angesehenste Markt für Hightech-Unternehmen ist.» Jürgen Wagner von Sal. Oppenheim hält eine eventuelle Notierung von Infineons Speicherchip-Sparte an der technologielastigen US-Börse für «nachvollziehbar». «Die Bewertungen an der NASDAQ sind sicherlich deutlich höher als in Europa», sagte er der dpa-AFX. «Ein Börsengang ist aber nur die zweitbeste Lösung, da dadurch keine operativen Synergien entstehen» betonte der Experte. «Ein Börsengang löst die Probleme des DRAM-Geschäfts von Infineon – hohe Kosten und ein im Vergleich zum Wettbewerb schlechteres Produktportfolio – nicht.» Aus seiner Sicht wäre die beste Lösung das Zusammengehen mit einem Partner. Dann entstünde Synergiepotenzial, Infineon hätte bei einem solchen Schritt auch mehr Fabriken zur Verfügung.

(awp/mc/hfu)

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