Jürgen Pulm, COO Coutts Bank von Ernst: «Wir konnten den Reingewinn in diesem Semester im Vergleich zum Vorjahr um 36% auf CHF 57.6 Mio. steigern. Für das zweite Halbjahr sind wir sehr zuversichtlich, dass

Jürgen Pulm, COO Coutts Bank von Ernst: «Wir konnten den Reingewinn in diesem Semester im Vergleich zum Vorjahr um 36% auf CHF 57.6 Mio. steigern. Für das zweite Halbjahr sind wir sehr zuversichtlich, dass

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Pulm, nach dem Zusammenschluss von Coutts und der Bank von Ernst im Jahre 2004 hat die Coutts Bank von Ernst im letzten Jahr den höchsten Bruttoertrag ihrer Geschichte und einen Gewinn von 164,5 Millionen Franken erzielt. Welche Ziele haben Sie sich für das laufende Jahr gesetzt und wie sieht es mir deren Erreichung aus? 


Jürgen Pulm: Das laufende Jahr entwickelt sich ganz zu unserer Zufriedenheit. Per 30. Juni 2007 wiesen wir in unserem Halbjahresbericht einen Bruttogewinn von CHF 110.1 Mio. aus, das ist im Vorjahresvergleich ein Plus von 27%. Den Reingewinn konnten wir in diesem Semester im Vergleich zum Vorjahr um 36% auf CHF 57.6 Mio. steigern. Für das zweite Halbjahr sind wir sehr zuversichtlich, dass dieser positive Trend anhalten wird.



«Die Schweiz verfügt – wie England – über eine ausgeprägte Private Banking Kultur. Wir haben sehr gut ausgebildete Fachleute, Qualität, Service, Stil und Image entsprechen den Erwartungen anspruchsvoller Kunden» Jürgen Pulm, COO Coutts Bank von Ernst


Die Übernahme der Bank von Ernst und die Integration zur Coutts Bank von Ernst scheint geglückt. Was waren aus Ihrer Sicht die grössten Schwierigkeiten und wie konnten Sie diese lösen?


Die Übernahme war erfolgreich, weil die Geschäftsmodelle und die Kundenbasis beider Banken sich ergänzt haben. Wir haben diese Synergien Schritt für Schritt realisiert. Zugleich haben wir in der Integration auch Wert auf die Ausprägung einer gemeinsamen Kultur gelegt, dies war sicher auch ein Erfolgsfaktor in der Integration.


Die Coutts Bank von Ernst gehört zu den 10 grössten Privatbanken in der Schweiz und ist die Nummer 4 bei den Auslandbanken. Welche Rolle spielt die Schweiz innerhalb der strategischen Entwicklung der Coutts Bank von Ernst, welche Vor- und Nachteile hat für Sie der Bankenplatz Schweiz?


Die Schweiz verfügt – wie England – über eine ausgeprägte Private Banking Kultur. Wir haben sehr gut ausgebildete Fachleute, Qualität, Service, Stil und Image entsprechen den Erwartungen anspruchsvoller Kunden – diese Vorteile des Bankenplatzes Schweiz nutzen wir für unsere strategische Entwicklung.


Coutts Bank von Ernst ist in diesem Markt als Auslandsbank präsent. Wir bieten die Besonderheiten einer Schweizer Privatbank, wir gehören als Teil von RBS Group zu einer starken internationalen Finanzgruppe und wir bringen mit dem Namensbestandteil Coutts eine britische Traditionsmarke für Private Banking in den Schweizer Markt. Innerhalb der RBS Group ist die Schweiz der grösste Standort für Private Banking Aktivitäten ausserhalb Grossbritanniens.


Die Coutts Bank von Ernst hat eine strategische Planung für den Zeitraum 2007-2011 definiert. Was sind die wichtigsten Eckpfeiler dieser Strategie und welche konkreten Wachstumsziele sind bis 2011 definiert?


Per Ende 2006 konnten wir Assets under Management in Höhe von über CHF 50 Milliarden verbuchen. Wir bewegen uns mit grosser Entschlossenheit auf einem Wachstumspfad. Unsere Aspiration ist ganz klar, in den nächsten fünf Jahren signifikant zu wachsen.


Das Wachstum der Gesamtbank wird in den verschiedenen Regionen unterschiedlich ausfallen. Während Asien ein boomender Markt ist, präsentiert sich die Schweiz mit einem gesättigten Markt und moderaterem Wachstum. Was heisst das für die Coutts Bank von Ernst und die zukünftige Entwicklung des zentralen Servicestandortes Schweiz?


Auch wenn der Markt in der Schweiz einen höheren Reifegrad und niedrigere Wachstumspotenziale hat als zum Beispiel Märkte in Asien, die Schweiz ist und bleibt ein attraktiver Standort. In den vergangenen Jahren hat die Schweiz neues Wachstumsmomentum gewonnen, welches mit der von uns voll unterstützten «Vision 2015» der Schweizer Finanzwirtschaft eine Verstetigung erfahren soll. Wir bedienen als international tätiger Anbieter Wachstumsmärkte wie Osteuropa oder Lateinamerika aus der Schweiz heraus und partizipieren so am Wachstum dieser Märkte.


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Als zentraler Servicestandort erfüllt die Schweiz für Coutts International eine wichtige Funktion: hier befindet sich die Produktionsstätte für wichtige Funktionen im Bereich Operations. Wir betreiben in der Schweiz die Plattform für die Abwicklung des internationalen Geschäfts. In einem Wettbewerb, der stark von der Qualität der Dienstleistung abhängt und in dem in der Produktion der Anteil der Personalkosten aufgrund der hohen Automatisierung nicht mehr die gleiche Bedeutung hat wie früher, kann von unserer Plattform aus die nötige Skalierung bei hoher Qualität für Wachstum in allen unseren Märkten realisiert werden.



«Dort, wo es ökonomisch sinnvoll ist, werden wir auch frontnahe Teilprozesse ausserhalb der Schweiz ansiedeln» Jürgen Pulm, COO Coutts Bank von Ernst


Als Besonderheit betreibt die Coutts Bank von Ernst das Bankensystem für weltweit alle Niederlassungen in der Schweiz. Wie gut lässt sich in diesem Modell das dynamische Wachstum in Asien unterstützen und ab wann kommt dieses Modell an seine Grenzen?


Die Grenzen dieses Modells sind noch lange nicht erreicht. Wir werden auch zukünftig von der Zentralisierung der Abwicklungsprozesse in einem Verarbeitungscenter profitieren und mit dem Wachstum unsere Skaleneffekte weiter optimieren. Klar ist aber auch, dass gerade die dynamische Produktentwicklung mit ihren kurzen Produktzyklen und dem hohen Innovationsgrad erhöhte Anforderungen an das System stellen: Es muss skalierbar, schnell anpassbar und flexibel sein. Wie werden auch unter diesem Gesichtspunkt kontinuierlich die Optimierung der Wertschöpfungskette zwischen den Standorten und dem Zentrum weitertreiben und dort wo es ökonomisch sinnvoll ist auch frontnahe Teilprozesse ausserhalb der Schweiz ansiedeln.


Nach einem Grundsatzentscheid Mitte 2006 sind Sie jetzt daran, das bestehende Bankensystem BOSS von B-Source durch das Avaloq Banking System abzulösen. Was waren die Gründe für diesen Wechsel und wieso haben Sie sich für Avaloq entschieden?


Mit der neuen strategischen Ausrichtung der B-Source stellte sich für uns vor zwei Jahren die Grundsatzfrage nach der Ausrichtung unserer IT Strategie. Wir haben in dieser Standortaufnahme zu unterschiedlichen Systemen Business Cases erstellt und sind zu dem Schluss gekommen, dass Avaloq als bekanntes und erprobtes Produkt unsere Anforderungen an Skalierbarkeit und Flexibilität erfüllt und eine für uns unter Kosten und Risikoaspekten vorteilhafte Investition darstellt.


Da die Schweiz das Bankensystem auch für die ausländischen Gesellschaften betreibt, ist der Entscheid für einen Systemwechsel für die gesamte Bankengruppe von grosser Bedeutung. Welchen Einfluss hat die Royal Bank of Scotland Group bei der Entscheidung genommen und wie wurden die internationalen Einheiten beim Entscheid eingebunden?


Der Entscheid für den Systemwechsel ist Teil unserer Wachstumsstrategie und als Investment ein klares Bekenntnis zu unseren internationalen Private Banking Einheiten. Die Entscheidung zur Wahl von Avaloq wurde innerhalb von Coutts International unter Einbindung unserer internationalen Einheiten getroffen. In den gesamten Entscheidungsprozess waren unsere Kollegen von der Royal Bank of Scotland Gruppe entsprechend eingebunden. Der finale Entscheid, das Projekt durchzuführen, wurde von der Konzernspitze der RBS Group getroffen.


Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


Mit Blick auf die vor uns liegende Implementierung zum 1.1.2008 wünsche ich mir keine Überraschungen und eine langweilige Neujahrsnacht.





Der Gesprächspartner:
Dr. Jürgen Pulm ist seit 2006 Chief Operating Officer und Mitglied der Geschäftsleitung von Coutts Bank von Ernst AG. In dieser Funktion ist er verantwortlich für die Bereiche Finance, Operations, IT wie auch Business Development. Zuvor war er seit 2002 als CIO in der Konzernleitung der Julius Bär. Bei Credit Suisse Private Banking International war Jürgen Pulm Head of IT und Operations. Seine Karriere startete er bei der Deutschen Bank 1990 wo er vor seinem Wechsel zur Credit Suisse als Mitglied der Geschäftsleitung der Private Banking Division für E-Commerce und Technologie verantwortlich war.

Coutts Bank von Ernst
Die Coutts Bank von Ernst AG ist Teil der The Royal Bank of Scotland Group plc, die 1727 gegründet wurde und heute zu den weltweit grössten Finanzdienstleistungskonzernen (AA+, Fitch) zählt. Mit ihrem Hauptsitz in Zürich und Geschäftsstellen in der ganzen Schweiz sowie rund um den Globus bietet die Coutts Bank von Ernst AG ihrer Kundschaft mehrfach preisgekrönte Vermögensverwaltungsdienstleistungen und verbindet diese mit einem hohen Mass an individueller Betreuung und Diskretion.

Gegründet im Jahr 1692 in Grossbritannien, hat Coutts über die Jahrhunderte hinweg viele berühmte Persönlichkeiten zu ihrer Kundschaft gezählt: Charles Dickens, Frederic Chopin oder Lord Alfred Tennyson, um nur einige zu nennen. Auch in der Schweiz spielen Kontinuität und Tradition in der Geschichte von Coutts ebenso wie in der Geschichte der Bank von Ernst eine Rolle, hier schlossen sich beide Institute im Oktober 2004 zusammen. Die Bank von Ernst wurde 1869 in Bern von Vinzenz von Ernst gegründet und hatte das Geschäft mit einer hochklassigen Privatkundschaft im Visier. Die Wurzeln von Coutts in der Schweiz reichen bis in Jahr 1930 zurück. 1953 wurde dann das Vorgängerinstitut von Coutts in Zürich in Handelsbank umbenannt und mit dem Wechsel des Stammhauses zu NatWest in 1975 änderte sich der Name des Instituts in Handelsbank N.W. Im Jahr 1997 übernahm die Bank schliesslich die Marke Coutts und wurde zur Coutts Bank (Schweiz) AG. Heute ist die Coutts Bank von Ernst AG als viertgrösste Auslandbank in der Schweiz etabliert.

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