Marco Weber, CEO bank zweiplus

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Seit Anfang Dezember steht fest, dass die AIG Private Bank von Aabar Investments PJSC (Aabar), einer globalen Investmentgesellschaft mit Sitz in Abu Dhabi übernommen wird. Was bedeutet dies für die bank zweiplus ag? Welchen Einfluss hat diese Übernahme auf Ihre Strategie, zum Beispiel die Expansion in Osteuropa?

Marco Weber: Da die AIG Private mit 42,5% eine Minderheitsbeteiligung an der bank zweiplus hält, ergeben sich keine direkten Auswirkungen. Aufgrund der Aktienbeteiligung von 57.5% ist die bank zweiplus rechtlich gesehen eine Tochtergesellschaft der Bank Sarasin & Cie AG. Wir planen weiterhin primär zusammen mit unseren bestehenden Finanzdienstleistungspartnern nach Osteuropa zu expandieren. An unserer Wachstumsstrategie ändert sich vorerst also nichts.



«Wir wissen, dass die Bank Sarasin ein Interesse daran hat, die bank zweiplus vollständig zu übernehmen.» Marco Weber, CEO bank zweiplus


Mehrheitsaktionärin Sarasin bekundete jüngst Interesse an einer vollständigen Übernahme. Wäre dies auch Ihre Wunschlösung? Was wären die Vorteile?

Wir wissen, dass die Bank Sarasin ein Interesse daran hat, die bank zweiplus vollständig zu übernehmen. Sie hält mit 57,5% bereits heute eine komfortable Mehrheit. Darüber hinaus basiert unser Geschäftsmodell auf einer engen Zusammenarbeit, so zum Beispiel in der Wertschriftenabwicklung und der IT. Diese Kooperation bringt beiden Seiten Vorteile: wir profitieren von der erstklassigen Infrastruktur und tragen im Gegenzug dazu bei, über ein grösseres Transaktionsvolumen ihre Systeme optimaler auszunützen, was zu tieferen Durchschnittskosten führt. Aufgrund der oben erwähnten Faktoren würden wir also den Kauf der Aktien der AIG Private Bank durch die Bank Sarasin sehr begrüssen.

Mit der Erschaffung einer Bank «auf der grünen Wiese» gehören Sie zu den ganz wenigen Personen, denen eine solche Erfahrung vergönnt ist. Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse nach einem halben Jahr Betrieb, was würden Sie heute zum Beispiel anders machen, was hat sich bewährt?

Es war ein anspruchsvolles Projekt, welches den Mitarbeitenden der Bank Sarasin und der AIG Private Bank die Chance bot, sich mittels Zusammenarbeit zu finden. Die Tatsache, dass die bank zweiplus planmässig nach nur 32 Wochen Projektdauer per 1. Juli 2008 den Betrieb aufnehmen konnte, ist Ausdruck der hervorragenden Leistungen und des grossen Engagements aller Mitarbeitenden der bank zweiplus, aber auch der beiden Joint-Venture-Partner. Im Vorfeld galt es, verschiedene Meilensteine zu überwinden. Dazu gehörten unter anderem die Erlangung der Bankenlizenz durch die EBK, der Aufbau des Avaloq Filialkonzepts, die Sicherstellung der Prozesse und der technischen Strukturen, die Definition von Service Level Agreements mit der Bank Sarasin, die Umsetzung aller Produktunterlagen und Broschüren, die Anpassung aller bestehenden Verträge und nicht zuletzt auch die Bereitstellung der Büroräumlichkeiten und Kundenzentren in Zürich und Basel.

Am meisten gefreut hat mich, dass 98% der über 250’000 Kundinnen und Kunden mit dem Wechsel von der Bank Sarasin oder der AIG Private Bank zur bank zweiplus einverstanden waren. Dies ermöglichte uns die Aufnahme unserer Geschäftstätigkeit mit einem soliden Fundament als Basis.



«Wir sind in der Lage, unserer Muttergesellschaft, der Bank Sarasin & Cie AG, bereits für das Jahr 2008 einen Gewinnbeitrag zu leisten.»


Zum Start der bank zweiplus am 1. Juli 2008 wies das Unternehmen rund 300’000 Kunden mit Vermögenswerten von rund 8.5 Milliarden Franken aus. Wo stehen Sie heute und wie schätzen Sie die Erreichung der damals genannten Zielgrösse bezüglich der verwalteten Vermögenswerte von über 15 Milliarden Franken bis 2011 ein?

Die ersten Monate sind sehr erfreulich verlaufen. So haben wir pro Tag rund hundert neue Kundenbeziehungen eröffnen können. Diese stammen zum grossen Teil von unseren bestehenden Finanzdienstleistungspartnern aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Ich bin also sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Systeme.

Doch auch unser Institut wurde von den Geschehnissen an den Finanzmärkten tangiert. Per Jahresende werden wir rund 300’000 Kunden mit einem Vermögen von rund CHF 7 Milliarden betreuen. Die Zuflüsse im zweiten Halbjahr 2008 beliefen sich auf rund CHF 1 Milliarde. Quantitativ halten wir an unseren Wachstumszielen nach wie vor fest. Wir glauben aber in der Tat, von den zuvor geschilderten Chancen profitieren zu können. Deshalb haben wir unsere Entwicklungsmassnahmen neu geordnet beziehungsweise priorisiert und an der aktuellen Ausgangslage ausgerichtet.



«Aus der derzeitigen Situation ergeben sich aber auch Chancen. Diese sehen wir insbesondere auf der stark gestiegenen Sensibilität für die Kosten. Viele Unternehmen suchen nun vermehrt nach effizienten und kostengünstigen externen Lösungen.»


Die aktuelle Finanzkrise wurde zu einem guten Teil vom gegenseitigen Misstrauen der Banken untereinander geprägt. Wie hat sich das auf die bank zweiplus ausgewirkt, die ja vor allem für Finanzdienstleister und Vermögensverwalter als unabhängige Universalbank agiert («Bank in Bank»-Lösung)?

Die Anlagen unserer Kunden waren von den Kursentwicklungen der letzten Monate auch betroffen. Ein Teil unserer Einnahmen hängt direkt von der Höhe der Kundenvermögen ab.

Da unsere Bank keine «Anlagen auf eigene Rechnung» tätigt, sind wir allerdings nur indirekt betroffen. Die Planung auf der Ertragsseite mussten wir natürlich der momentanen Marktlage anpassen. Wir haben aber gleichzeitig entsprechende Reduktionen auf der Kostenseite vorgenommen und sind in der Lage, unserer Muttergesellschaft, der Bank Sarasin & Cie AG, bereits für das Jahr 2008 einen Gewinnbeitrag zu leisten. Ebenfalls war es möglich, sämtliche Gründungskosten bereits im Gründungsjahr abzuschreiben. Aus der derzeitigen Situation ergeben sich aber auch Chancen. Diese sehen wir insbesondere auf der stark gestiegenen Sensibilität für die Kosten. Viele Unternehmen suchen nun vermehrt nach effizienten und kostengünstigen externen Lösungen. Diese bieten wir als unabhängige Produkte- und Abwicklungsplattform unseren bestehenden und zukünftigen Partnern.

In der aktuellen Situation haben sich auf der positiven Seite wahrscheinlich die Möglichkeiten zur Wachstumssteigerung durch Übernahmen erhöht. Haben Sie, mit der gut durch die Krise gekommenen Bank Sarasin im Rücken, schon konkrete Pläne, das Wachstum der bank zweiplus durch Übernahmen zu beschleunigen?

Die Bewertungen der Unternehmen sind deutlich gesunken, was generell Übernahmen günstiger macht. Wir planen aber primär zusammen mit unseren bestehenden Finanzdienstleistungspartnern nach Osteuropa zu expandieren. Daneben sind wir an einer «Buchungsplattform» in Deutschland interessiert. Diese würde uns den Zugang zu weiteren europäischen Märkten erleichtern.

Mit einer hochmodernen technischen Infrastruktur (Avaloq und Crealogix), der gezielten Auslagerung von Leistungen an die Bank Sarasin und ohne kostenspieliges Filialnetz für das Direktkundengeschäft weisen Sie wahrscheinlich eine sehr tiefe Kostenstruktur auf. Wo steht die Cost-Income-Ratio und an welchen Punkten der Wertschöpfungskette generiert die bank zweiplus Einnahmen?

Da haben Sie grundsätzlich recht. Unser Geschäftsmodell basiert darauf, dass wir das Back-Office einkaufen. In unseren Büros in Altstetten ist die Serviceabteilung domiziliert, die denjenigen Teil der Wertschöpfungskette zwischen Konteneröffnung über die Kundenbetreuung bis zur Kontenschliessung übernimmt. Hierzu gehören auch Call Center Dienstleistungen. Das eigentliche Back-Office – wie etwa Wertpapierhandel und -verarbeitung – lässt die bank zweiplus aus Kostengründen über die Bank Sarasin ausführen.


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Da Sie keine eigenen Produkte anbieten, sondern sich vollständig auf die kostengünstige Abwicklung auf einer offenen Produktplattform konzentrieren, wie legen Sie die Provisionen Ihrer Vertriebspartner fest?

Unsere Gebühren sind durchaus marktfähig, äusserst transparent und sie basieren auf Transaktionserträgen. Die Kunden sind heute deutlich sensibilisierter auf das Thema als früher und wissen, dass die Beratung oft über Provisionen entschädigt wird. Diese Vergütungen werden dem Kunden von unseren Partnern offen gelegt. Auch diese Komponente können wir in unserem Modell abbilden.



«Die Geldanlagen unserer Kundinnen und Kunden sind entweder mit Eidgenössischen Bundesobligationen oder Europäischen Staatsanleihen abgesichert beziehunsweise kurzfristig verfügbar und stets mit maximaler Sicherheit angelegt.»


Per 1. Oktober 2008 haben Sie von der Swiss Life 30’000 Kunden mit Vermögenswerten von 800 Millionen Franken für die die Abwicklung und Verwaltung ihrer Spar- und Anlageprodukte im Schweizer Markt übernommen. Wie gross schätzen Sie das Potenzial für solche Dienstleistungen in der Schweiz ein und gibt es schon weitere Kunden in diesem Segment?

Da wir in der Lage sind, sämtliche Bankprodukte für unsere Kooperationspartner massgeschneidert bereit zu stellen und abzuwickeln, führen wir weitere Gespräche. Ich denke, dieser Ansatz hat noch viel Potenzial. Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr sicher die eine oder andere weitere Zusammenarbeit ankündigen können. So sind wir mit anderen Organisationen im Kontakt, welche ihren Mitgliedern und Kunden weiterführende Dienstleistungen und Produkte anbieten wollen.

Gerade in der momentanen Finanzkrise ist das Thema der Sicherheit der Anlagen hoch aktuell. Können Sie zum Beispiel den ehemaligen Swiss Life Kunden dieselben Sicherheiten bieten wie die Swiss Life selbst?

Die Geschäftsphilosophie unserer Bank fokussiert sich auf das Halten breit diversifizierter Anlagedepots sowie sicheren Geldanlagen. Die Geldanlagen unserer Kundinnen und Kunden sind entweder mit Eidgenössischen Bundesobligationen oder Europäischen Staatsanleihen abgesichert beziehunsweise kurzfristig verfügbar und stets mit maximaler Sicherheit angelegt: bei Treuhand- und Festgeldanlagen beschränken wir uns auf Gegenparteien mit bester Qualität und Bewertungen (zum Beispiel die Bank Sarasin & Cie AG oder die Rabobank Group). Zusammen mit Swiss Life sind wir in der Lage, auch in turbulenten Zeiten ein sicheres, verfügbares und attraktives Servicepaket anzubieten.

Nebst dem tiefen Preis werden Ihre Kunden in Zukunft vor allem auch Interesse an innovativen Vorsorgelösungen und zusätzlichen Leistungen in der Vermögensverwaltung haben. Welche Entwicklungen zeichnen sich hier ab, welche konkreten Erweiterungen auf Ihrer Plattform sind schon geplant?

Die bank zweiplus verfügt über eine Vorsorgestiftung und kann somit alle BVV-fähigen Produkte anbieten.

Der Betrieb der technischen Plattform liegt bei der Bank Sarasin. Was geschieht, wenn Sie schneller als geplant wachsen, bis zu welchen Grenzen lässt sich das System skalieren, wie flexibel lassen sich Ihre Service Level Agreements (SLA) anpassen?

Wie bereits erwähnt profitieren wir von der erstklassigen Infrastruktur der Bank Sarasin und helfen ihr, über ein grösseres Transaktionsvolumen ihre Systeme optimaler auszunützen, was zu tieferen Durchschnittskosten beiträgt. Avaloq wird zum Beispiel auch bei grossen Kantonalbanken eingesetzt. Das zukünftige Wachstum wird so problemlos bewältigt werden können. 

Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?

Ich wünsche mir, dass die Krise an den Finanzmärkten möglichst bald überstanden ist.
Darüber hinaus wünsche ich mir, dass sich die bank zweiplus auch zukünftig positiv weiterentwickelt.





Der Gesprächspartner
Marco Weber, CEO der bank zweiplus ag
Jahrgang 1962, verheiratet und Vater zweier Söhne


Werdegang
Bevor Marco Weber als Chief Executive Officer die Leitung der bank zweiplus ag übernahm, war er als Chief Operating Officer (COO) des Geschäftsbereichs Private & Institutional Clients Switzerland bei der Bank Sarasin & Cie AG tätig. Der 46-jährige Schweizer begann seine Laufbahn bei Swiss Re, für die er 15 Jahre im In- und Ausland tätig war, bevor er 1994 in die Finanzdienstleistungsbranche wechselte. 1999 trat Marco Weber als Leiter Produkte und Services in den Geschäftsbereich Investmentfonds der Bank Sarasin ein. Nachdem er Mitte 2002 zum Leiter Personal Banking ernannt wurde, zeichnete er ab Anfang 2005 für die Leitung des Geschäftsbereichs Investmentfonds verantwortlich.

Das Unternehmen
Die bank zweiplus ag mit Sitz in Zürich ist eine auf Anlage- und Vorsorgekunden spezialisierte Tochtergesellschaft der Bank Sarasin & Cie AG. Als die in der Schweiz führende Produkt- und Abwicklungsplattform bietet die bank zweiplus massgeschneiderte Finanzlösungen frei von Interessensbindungen und unabhängig von einer bestimmten Anlagesumme an.

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