Matthew Robin, CEO Ypsomed: «Ypsomed lebt von Innovationen»

Moneycab: Herr Robin, Ypsomed hat ein glänzendes Geschäftsjahr hinter sich: 21,7 % mehr Umsatz, sogar 42,8 % mehr im Umsatz im Kerngeschäft, 179,1 % mehr Reingewinn, eine EBIT-Steigerung von 157,8 % und ein Plus von 183 % beim Cashflow – Sie dürften zu den glücklicheren CEO’s im Lande zählen?

Matthew Robin: Ja, ich bin sehr zufrieden, wir haben die für das letzte Jahr gesetzten Ziele mehrheitlich erreicht. Es bleiben aber Prozesse und Abläufe, die wir bei Ypsomed verbessern müssen.

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Hauptgründe für das erstklassige Resultat?

Das massive Wachstum erklärt sich durch hohe Wachstumsraten bei den bestehenden, bereits im Markt eingeführten Pen-Systemen und durch die erfolgreiche Lancierung des OptiClik Pen-System für Lantus in den USA. Ypsomed profitiert vom anhaltend starken Wachstum im Insulin- und Diabetesmarkt sowie von den massiven Steigerungsraten von Lantus, dem führenden, langwirkenden Insulin von sanofi-aventis. Es gibt jedoch noch andere Markttrends wie z.B. den Trend zur Selbstmedikation sowie eine zunehmende Anzahl an Biotech-Medikamenten, welche nur noch mittels Injektion verabreicht werden können.

Für das Geschäftsjahr 2005/06 sind Investitionen von rund 70 Mio. Franken und rund 50 Mio. Franken im übernächsten Geschäftsjahr vorgesehen. Dabei wird vor allem der Standort Solothurn weiter ausgebaut und bis Ende Jahr werden zahlreiche neue Stellen geschaffen. Matthew Robin, CEO Ypsomed

Ypsomed konnte nicht nur die Resultate steigern, auch Produktivität und Margen wurden verbessert. Wie haben Sie dieses Ziel erreicht?

Die Verbesserung der Profitabilität hat sich einerseits durch die Veränderung des Produkte-Mixes und andererseits aus Effizienzsteigerungen in der Produktion sowie durch verstärkte
Automatisierung ergeben. Unser Ziel ist es, in Zukunft in weitere starkwachsende Therapiegebiete vorzudringen. Unsere Umsatzziele halten wir deshalb für realistisch und sind zuversichtlich in Bezug auf Profitabilität in Zukunft eine EBIT-Marge von etwas über 20 % erreichen zu können.

Bei den glänzenden Zahlen fällt auf, dass Ypsomed ausserdem über 70 Mio. Franken aus eigenen Mitteln in den Ausbau der Produktionskapazitäten investiert hat. In welchem Umfang werden sich die Investitionen bewegen, die vom zu erwartenden weiteren Wachstum im Geschäft mit Pen-Systemen und Pen-Nadeln ausgehen?

Für das Geschäftsjahr 2005/06 sind Investitionen von rund 70 Mio. Franken und rund 50 Mio. Franken im übernächsten Geschäftsjahr vorgesehen. Dabei wird vor allem der Standort Solothurn weiter ausgebaut und bis Ende Jahr werden zahlreiche neue Stellen geschaffen.

Auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wurden um 20 % erhöht. Sie wollen vermehrt eigene Entwicklungsprojekte forcieren.  Was für Vorstellungen haben Sie?

Ypsomed lebt von Innovationen. Mit über 150 Patentfamilien verfolgen wir eine aktive Patentstrategie und gelten als Technologie- und Innovations-Leader in der Branche. Mit den proaktiven Investitionen in eigene neue Technologien haben wir als Ziel, die Entwicklungszeiten für spezifische Produkte bei unseren Kunden («time to market») zu reduzieren und somit diese und Ypsomed konkurrenzfähiger bzw. die Pens als attraktives Marketing-Instrument zu positionieren.

Wie sieht es mit den Mitarbeitern aus? Innerhalb der letzten 24 Monate hat Ypsomed 370 neue Arbeitsplätze geschaffen. Geht’s in diesem Stil weiter?

Der Ausbau der Produktionskapazitäten wird dazu führen, dass in Zukunft weiter neue Stellen geschaffen werden. Bis Ende Jahr rechnen wir mit rund 100 neuen Stellen.

Analysten sind vom Unternehmen Ypsomed begeistert, es bestehen aber auch Befürchtungen, dass Ypsomed zu stark vom Hauptabnehmer sanofi-aventis abhängig ist, der mit dem Insulin Lantus mittlerweile 50 % des Umsatzes ausmacht. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Die über 18 Jahre dauernde Zusammenarbeit mit sanofi-aventis beruht auf eine langjährigen Partnerschaft. Die Abhängigkeit ist damit gegenseitig. Ypsomed profitiert vom Erfolg von sanofiaventis, zum Beispiel mit Lantus. Umgekehrt erhält sanofi-aventis innovative Spitzenprodukte von Ypsomed und kann sich gegenüber der Konkurrenz differenzieren. Natürlich regeln langjährige Verträge die Zusammenarbeit, viel wichtiger ist aber die enge operative Verknüpfung. Sie beginnt bei der langjährigen Entwicklung von neuen Pen-Systemen bis hin zu signifikanten Investitionen beider Partner beim Ausbau von Produktionskapazitäten. Trotzdem bleibt unser Erfolg eng mit der guten Zusammenarbeit mit sanofi-aventis und dem Erfolg von dessen Produkten verknüpft.


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Ypsomed erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein erneutes Umsatzwachstum von 20 bis 25 %. Wie sehen Sie die Entwicklung mittel- und langfristig?


Für das aktuelle Geschäftsjahr sehen wir ein Wachstum von 20 bis 25%. Es ist nicht möglich genaue Prognosen für die folgenden Jahre abzugeben. Verschiedene Trends, wie zum Beispiel zunehmende Überalterung der Bevölkerung, steigende Häufigkeit von Diabetes, flüssige Medikamente, die mittels Injektion verabreicht werden müssen sowie der Trend zur Selbstverabreichung etc. stützen ein starkes Wachstum im Markt für Pens und Autoinjektoren.

Eines der Haupt-Einsatzgebiete der Injektions-Pens ist Diabetes. Aber auch bei Wachstums- und Fruchtbarkeitsstörungen, Krebs oder Osteoporose können sie angewendet werden. Gibt es weitere sich abzeichnende Behandlungsgebiete?

Ja, unter anderen Rheumatoid-Arthritis, Psoriasis, Thrombose, Parkinson, Allergien, MS, Hepatitis, um nur einige zu nennen.

Letzte Frage: Firmengründer, Hauptaktionär und Verwaltungsratspräsident Willy Michel ist häufig der Mann, über den die Medien im Zusammenhang mit Ypsomed berichten. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Herrn Michel aus?

Herr Michel und ich kennen uns schon mehrere Jahre. Ich stiess bereits 1998 zu Disetronic. Das gegenseitige Vertrauen konnte in dieser Zeit aufgebaut und vertieft werden. Die operative Führung liegt klar bei mir und meinem Team. Herr Michel und ich treffen uns hauptsächlich, um strategische Belange zu diskutieren – in der Regel einmal pro Woche für eine Stunde. Dass Herr Michel als Hauptaktionär und Verwaltungsratspräsident nach Aussen auftritt ist absolut normal und kann mir nur recht sein: dafür habe ich mehr Zeit, mich auf die operativen Aktivitäten des Geschäfts zu fokussieren.





Matthew Robin

seit 1998 CEO Ypsomed (bzw. vor 2003 bei Disetronic)

Beruflicher Werdegang:
Vor Ypsomed/Disetronic diverse Verantwortlichkeiten für Produktion, Marketing, Verkauf und allgemeines Management bei  Lonza AG in der Schweiz und in den USA.

Ausbildung:
Diplom als Chemieingenieur am Imperial College, Universität London.

Ypsomed
Die Ypsomed ging 2003 aus einem der zwei Standbeine der renommierten Disetronic Gruppe hervor und besitzt somit über 18 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Injektions-Pens und Pen-Nadeln. Im Bereich der Selbstinjektion ist Ypsomed die weltweit führende unabhängige Medizinaltechnikfirma und ausgewählter Partner für die Pharma- und Biotechindustrie. Ypsomed hat ihren Hauptsitz in Burgdorf/Schweiz und beschäftigt über 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an mehreren Produktionsstandorten in der Schweiz sowie in einem europäischen Verkaufs- und Vertriebsnetz.

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