Maurizio L. Conti, Country Manager Business Objects: «Für das laufende Jahr streben wir ein Wachstum von 20 Prozent an»

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Seit fast zwei Jahren sind Sie jetzt Country Manager bei Business Objects, nachdem Sie das Schweizer Geschäft davor als Sales Manager geleitet haben. Was hat sich in dieser Zeit im wirtschaftlichen Umfeld und in Ihrem Aufgabenbereich geändert?


Maurizio L. Conti: Hinsichtlich meines Verantwortungsbereichs hat sich gegenüber der Zeit vor der offiziellen Ernennung zum Country Manager nahezu nichts verändert,- da ich von Anfang an sämtliche repräsentativen Tätigkeiten wahrgenommen habe und auch intern die Länderverantwortung trug. Was sich seit meiner Beförderung geändert hat ist, dass ich seither auch am Gesamt-Ergebnis, das wir in der Schweiz erzielen, gemessen werde.


Im wirtschaftlichen Umfeld hat sich insbesondere eines gewandelt: Business Intelligence fristet kein Nischendasein mehr; vielmehr wurde BI zu einer absoluten Notwendigkeit – nicht nur für Grossunternehmen, sondern auch für die KMUs. Dementsprechend haben sich in letzter Zeit auch die Budgets immer mehr zu Gunsten von BI-Projekten verlagert, weil immer mehr Firmen den Nutzen, den sie aus einer solchen Investition ziehen können, erkennen.



«Auch in der Schweiz hat das Geschäftsfeld Global Services überproportional zugenommen. Mittlerweile beträgt dieser Anteil bei neuen Projekten rund 35 bis 40 Prozent des Lizenzbetrages» Maurizio L. Conti, Business Objects


Business Objects machte im letzten Jahr einen weltweiten Umsatz von 1.254 Milliarden US-Dollar (16% Steigerung gegenüber Vorjahr). Wie sieht der Umsatz in der Schweiz aus und welche Wachstumsziele haben Sie in diesem Jahr in der Schweiz?


Im Geschäftsjahr 2006 konnte die Schweiz den Gesamtumsatz um 18 Prozent steigern, für das laufende Jahr streben wir ein Wachstum von 20 Prozent an.


Der Umsatz in EMEA (Europe, Middle-East and Africa) wuchs im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 6% auf 479 Millionen US-Dollar, in den USA betrug in der gleichen Zeit das Wachstum 26% (auf 688 Millionen US-Dollar). Was sind die Gründe für das relativ tiefe Wachstum in EMEA und wo steht die Schweiz innerhalb EMEA?


Es wäre ziemlich spekulativ, den Unterschied zwischen EMEA und USA aus meiner Sicht erläutern zu wollen. Fakt ist, dass wir bereits im 1. Quartal im europäischen Markt ein stärkeres Wachstum  (+23%) als gegenüber USA (+17%) im Vergleich zum Vorjahr erzielen konnten. Für mich ist jedoch vielmehr entscheidend, dass wir in der Schweiz ein überdurchschnittliches Resultat erzielen konnten. Und das ist auch in diesem Jahr das erklärte Ziel.


Im Jahresvergleich wurde mit 31% auf 196 Millionen US-Dollar das grösste Wachstum im Bereich «Global Services» erzielt. Traditionellerweise liegen die besseren Margen aber im Software-Lizenz Geschäft. Wie sieht die Verteilung Lizenz- zu Service-Geschäft in der Schweiz aus, welche Ziele haben Sie hier für das laufende Jahr und was bedeutet das bezüglich der geplanten Anzahl Mitarbeiter (wie viele neuen Stellen sind geplant in welchen Bereichen)?


Viele BI-Projekte haben sich in den letzten Jahren stark in Richtung Gesamtlösungen entwickelt. Das hat auch für uns in der Schweiz zur Konsequenz, dass das Geschäftsfeld Global Services überproportional zugenommen hat. Mittlerweile beträgt dieser Anteil bei neuen Projekten rund 35 bis 40 Prozent des Lizenzbetrages. Deshalb werden wir dank der guten Geschäftsentwicklung in diesem Jahr etwa drei zusätzliche Mitarbeiter für diesen Bereich einstellen können. Zusätzlich werden wir auch den Vertrieb sowie den Bereich Sales Consulting um bis zu vier Personen aufstocken.


Business Intelligence Anbieter profitieren von einer heterogenen, meist inkompatiblen Landschaft einzelner Systeme. Sie sammeln dort die verschiedenen Daten und bereiten sie für das Reporting auf. Was geschieht, wenn zum Beispiel SAP und Microsoft sich des Themas intensiver annehmen? Wären dann nicht die meisten BI-Anbieter plötzlich überflüssig?


Das würde dann bedeuten, dass beispielsweise Microsoft Datenbanken eines anderen Herstellers integrieren oder SAP die Daten eines ERP-Konkurrenten aufbereiten und analysieren müsste. Obwohl wir erwarten, dass sich der BI-Markt weiter konsolidieren wird, glaube ich persönlich nicht an dieses Szenario in letzter Konsequenz.


Was letztlich viel entscheidender ist: Der Kunde hat immer die Wahl, denjenigen Anbieter zu wählen, der seine Bedürfnisse und Anforderungen am besten abdeckt. Seien es die Lösungen eines auf Best-of-Breed spezialisierten Anbieters, eines plattform-unabhängigen End-to-End BI-Suiten-Herstellers wie Business Objects oder eines Software-Giganten, für den BI ein lukratives Nebengeschäft ist. Bis jetzt haben sie alle noch ihre Daseinsberechtigung. Denn einerseits wächst der BI-Markt überproportional und andererseits drängen immer mehr Player auf den Markt.


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Durch die Übernahme von Armstrong Laing Limited (ALG Software) hat sich Business Objects zumindest in den UK verstärkt im Bereich Activity Based Costing (ABC) sowie Profitability Management positioniert. Wie hat sich diese Übernahme in der Schweiz ausgewirkt, welche neuen Kunden konnten Sie durch die Übernahme gewinnen?


Im Kundenbereich hat diese Übernahme keinen grossen Einfluss, denn die meisten ALG-Kunden sind bereits Kunden von Business Objects. Aber natürlich sind wir sehr froh, dass wir nun auch für den ABC-Bereich marktführende Lösungen anbieten können, welche uns ermöglichen, den aktuellen Kundenanforderungen gerecht zu werden. Wir stellen fest, dass ABC und Profitability Management auch in der Schweiz ausgesprochen aktuelle Themen sind, vor allem bei Grossunternehmen.



«Für den KMU- Markt ist Software-as-a-Service (SaaS)  ein sehr interessantes Modell, weil die Kosten auch für kleinere Unternehmen absolut erschwinglich sind»


Mit der Zusammenarbeit mit Salesforce.com hat sich Business Objects ein potentiell sehr interessantes Segment von Benutzern erschlossen. Wie wurde die Zusammenarbeit gestaltet, müssen Salesforce.com Kunden für die Benutzung der Funktionalität Business Objects Lizenzen erwerben?


IDC geht davon aus, dass die Ausgaben für Software-as-a-Service (SaaS) von 4,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2004 auf 10,7 Milliarden bis 2009 ansteigen wird. BI-on-Demand wird dabei einen signifikanten Teil ausmachen, weil es den Einstieg in BI erleichtert und damit neue Kundensegmente erschliesst. Wir haben die neuen Möglichkeiten frühzeitig erkannt und dank der Partnerschaft mit Salesforce.com sind wir in der Lage, diese rasch wachsende Nachfrage zu befriedigen – das haben unsere Wachstumszahlen in den letzten 12 Monaten klar bestätigt.


Die Zusammenarbeit mit Salesforce.com besteht seit 2004. Insbesondere für den KMU- Markt ist SaaS ein sehr interessantes Modell, weil die Kosten auch für kleinere Unternehmen absolut erschwinglich sind; die Kundenbasis von Salesforce.com erschliesst uns hier ein komplett neues Feld, das bislang noch nicht von den Vorteilen von Business Intelligence profitieren konnte. Die Kombination der Investitionen in Salesforce.com mit den voll integrierten Möglichkeiten von Berichtswesen und Analyse durch unser Crystal Reports entsprechen den heutigen KMU-Bedürfnissen und erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit.


Was die Kosten betrifft: Kunden bezahlen eine monatliche Gebühr pro Anwender, um unsere BI-Funktionalitäten nutzen zu können.


Wie hat sich diese Zusammenarbeit mit Salesforce.com bis anhin ausgewirkt in finanzieller Hinsicht. Wie hoch waren die Investitionskosten Ihrerseits und wie viele neue Kunden haben Sie durch diese Zusammenarbeit gewonnen.


Die Ausweitung auf den On-Demand-Bereich war für uns ein logischer Schritt aufgrund der Marktentwicklung. Analysten gehen davon aus, dass bis 2010 rund 25 Prozent der Software-Umsätze auf dieses Geschäftsmodell entfallen werden. Für uns liegt es da auf der Hand, dass wir nach starken Partnern wie Salesforce.com Ausschau halten – letztlich profitieren die Kunden beider Unternehmen.


Die Kosten dieser Investition setzen sich aus sehr vielen Komponenten zusammen und lassen sich nicht genau beziffern. Für uns ist viel wichtiger, dass wir einem eindeutigen Marktbedürfnis nachkommen; das bestätigt sich auch anhand unseres Kundenwachstums. Seit der Lancierung unseres on-demand-Geschäftes ist die Abonnentenzahl auf über 40’000 Anwender angestiegen.  Und davon fällt aus der Partnerschaft mit Salesforce.com einen beträchtlichen Anteil.


Gegen Ende des Letzten Jahres haben Sie die Markteinführung von integrierten Planungs-, Budgetierungs-, Prognose- und Konsolidierungslösungen für BusinessObjects XI angekündigt. Diese Werkzeuge speziell für die Finanzabteilungen sollten vor allem auch in der Schweiz auf grosses Interesse stossen. Konnten Sie hier schon erste Referenzkunden gewinnen?


Zusammen mit der Planungs-Suite und den neuen Modulen für Activity Base Costing konnten wir unser Performance Management-Leistungsportfolio weiter ausbauen. Wir verzeichnen in diesem Bereich eine steigende Nachfrage und konnten insbesondere in den Bereichen Finanz- und Gesundheitswesen bereits Schweizer Referenzkunden gewinnen.


Gemäss der «Magic Quadrant» Positionierung der Gartner Group ist Business Objects im «Leaders» Quadranten positioniert, unter anderen mit SAS Institute und Cognos als Ihren härtesten Konkurrenten. Trifft das auch in der Schweiz zu und wo unterscheiden Sie sich am ehesten von Ihren Mitbewerbern?


Nebst kleineren, auf BI spezialisierten Anbietern, drängen immer mehr die grossen Software-Häuser mit Teilangeboten auf den Markt. Business Objects als BI-Spezialistin kann ihren Kunden eine offene End-to-End BI-Lösung anbieten. Das Fundament bildet die leistungsfähige BusinessObjects XI-Plattform, die für eine sichere Implementierung und Verwaltung für Reporting, Abfrage und Analyse, Performance Management sowie analytische Applikationen sorgt. Um jedoch fundierte Geschäftsentscheidungen zu fällen, braucht es zusätzliche Werkzeuge, um geschäftsrelevante Daten zu integrieren und zu validieren – nur so können Vollständigkeit, Qualität und Genauigkeit der Informationen garantiert werden. Ich bin davon überzeugt, dass Business Objects hinsichtlich dieser Kriterien das umfassendste Angebot hat.


Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


Zum ersten: dass der Weltbevölkerung genügend Nahrung zur Verfügung steht und die medizinische Versorgung auf allen Kontinenten gedeckt werden kann. Und zweitens, dass der Mensch mit den natürlichen Ressourcen rücksichtsvoller umgeht!





Der Gesprächspartner
Maurizio L. Conti wurde am 1. Juli 2005 zum Country Manager von Business Objects Schweiz ernannt. Conti leitete die Schweizer Niederlassung bereits seit dem 1. Oktober 2002 in der Funktion eines Sales Director. Bevor Conti zu Business Objects gestossen ist, war er mehrere Jahre bei Computer Associates als Sales Manager Schweiz tätig. Davor war er als Manager Services Division bei der Blue Chips AG und als stellvertretender Informatik-Leiter bei der Confiserie Sprüngli engagiert.


Das Unternehmen
Business Objects ist ein führender Anbieter für Business Intelligence-Software (BI). Das Unternehmen mit Hauptsitz in San Jose/Kalifornien und Paris/Frankreich hat 43.000 Kunden weltweit, darunter 80 Prozent der Fortune 500-Unternehmen. Business Objects unterstützt Organisationen bei der Überwachung, Steuerung und Optimierung der Unternehmensperformance sowie bei der Verbesserung der Entscheidungsprozesse. Business Objects ist in Zentraleuropa mit Niederlassungen in München, Frankfurt, Düsseldorf, Zürich (CH), Nyon (CH) und Wien (A) vertreten. Das Unternehmen ist notiert an der NASDAQ (BOBJ) und an der Euronext in Paris (ISIN: FR0004026250 – BOB).



 

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