Ringier: Ticketcorner wird von Konkurrenten Eventim geschluckt

Teil der Zusammenarbeit war auch das Exklusivrecht für den Verkauf von Billetten des grossen Konzerveranstalters Good News. Damit wäre Eventim für Ticketcorner zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten geworden. Das dürfte den Druck auf die Ticketcorner-Besitzer erhöht haben, das Unternehmen zu verkaufen. Der deutsche Billettvertrieb, der in 19 Ländern tätig ist und europaweit pro Jahr über 70 Mio Tickets von mehr als 100’000 Veranstaltungen vermarktet, erspart sich mit der Übernahme einen Verdrängungskampf im Schweizer Markt.


Kaufpreis 65 Millionen Franken
Ticketcorner, der letztes Jahr mit 130 Mitarbeitern einen Umsatz von 35 Mio CHF erwirtschaftete und ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen von 9,7 Mio CHF auswies, wurde bisher von einem Konsortium um die Beteiligungsgesellschaft Capvis kontrolliert. Der ehemalige Besitzer, das Waadtländer Verschlüsselungsunternehmen Kudelski, hielt einen Minderheitsanteil von 28%. Eventim zahlt für Ticketcorner insgesamt 65 Mio CHF, wie Eventim-Finanzchef Volker Bischoff am Freitag erklärte. Zu diesem Preis werde Ticketcorner allerdings schuldenfrei übernommen. Für die Schulden des 1987 gegründeten Unternehmens müssen für diesen Preis also die ehemaligen Aktionäre aufkommen.


Name bleibt wahrscheinlich
Wie Eventim in Zukunft den Schweizer Markt bearbeiten wird, ist noch offen. Ticketcorner-Chef George Egloff ging auf Anfrage davon aus, dass am Namen Ticketcorner festgehalten werde, da dieser in der Schweiz einen hohen Bekanntheitsgrad habe. Ob die Übernahme durch Eventim zu einem Stellenabbau führen wird, konnte Egloff nicht sagen. Es werde erst in den kommenden Wochen analysiert, welche Synergien durch die Übernahme entstehen würden und wie der Billettverkauf in der Schweiz zukünftig organisiert werde.


«Synergien in Millionenhöhe»
Eventim selbst spricht in ihrem Communiqué allerdings bereits von Synergien in Millionenhöhe, die durch die Nutzung der Eventim-Computersysteme durch Ticketcorner entstehen würden. Teilhaben am Billetthandel in der Schweiz wird zudem auch das Verlagshaus Ringier, das unter anderem den «Blick» und die «Schweizer Illustrierte» herausgibt sowie die Radiosender Energy Zürich und Radio BE1 betreibt.


Bündelung der Schweizer Billettverkaufsaktivitäten
Der im Dezember geschlossene Kooperationsvertrag zwischen Ringier und Eventim sieht nämlich die Gründung einer Gemeinschaftsgesellschaft (Joint-Venture) von beiden Unternehmen vor, in welcher die Schweizer Billettverkaufsaktivitäten gebündelt werden sollen. Wie das Firmenkonstrukt aber genau aussehen wird, sei aber noch nicht festgelegt und werde ausgehandelt, erklärte Eventim-Finanzchef Bischoff. Die Tochtergesellschaften von Ticketcorner in Deutschland und Österreich, die beide defizitär waren, werden dagegen vollständig mit den Geschäftstätigkeiten von Eventim in diesen Ländern verschmolzen. (awp/mc/ps/37)

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