Roche übernimmt US-Konzern Ventana für rund 3,4 Mrd. Dollar

Der Pharmakonzern Roche kann die Diagnostik-Sparte mit der seit Mitte 2007 angestrebten Akquisition der Ventana Medical Systems nun komplettieren. Die Verwaltungsräte der beiden Unternehmen hätten die Übernahme genehmigt und Ventana empfehle ihren Aktionären, die Titel Roche anzudienen, teilte der Basler Pharmakonzern am Dienstag vorbörslich mit.


Kaufpreis auf 89,50 Dollar erhöht
Roche hat nach mehreren Verlängerungen des ursprünglichen Angebotes von 75 USD je Ventana-Aktie in bar den Kaufpreis auf 89,50 USD/Titel erhöht. Die Übernahme kommt Roche auf rund 3,4 Mrd USD zu stehen. Die Auswirkungen dieser Milliarden-Transaktion auf die finanzielle Situation und den Gewinn je Aktie bezeichnete das Roche-Management an einem Conference Call allerdings als ’nicht materiell›.


Besseren Einblick in Geschäftspotenzial
Den Entscheid, den Übernahmepreis zu erhöhen habe man aus mehreren Gründen getroffen, sagte Franz B. Humer, VR-Präsident CEO von Roche. Nach der Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung Mitte November hätte man einen ‹viel besseren Einblick› in das Geschäftspotenzial von Ventana sowie die Produktepipeline und deren Timing gehabt. Zudem sei eine freundliche Übernahme im Hinblick auf eine weitere Zusammenarbeit einem ‹unfriendly takeover› vorzuziehen.


Führende Position im Diagnostika-Markt weiter ausgebaut
Roche stärkt die nach eigenen Angaben bereits führende Position im Diagnostika-Markt weiter. Zu den Segmenten Blut- und Zelltests gesellt sich mit Ventana nun noch die Gewebediagnostik (Histopathologie). Damit deckt Roche das vollständige Diagnostika-Angebot ab. Das Management stuft den Histopathologie-Markt punkto Margen als ‹attrativ› ein.


Betriebsgewinnmarge «verbesserungsfähig»
Ventana dürfte 2007 einen Umsatz von 296 – 300 Mio USD erzielen. Die Betriebsgewinnmarge soll dabei rund 17,5% erreichen. Diese Marge ist laut Roche-Finanzchef Erich Hunziker ‹verbesserungsfähig›. Ventana ist jedoch eine Wachstumsstory. So stieg der Umsatz in den Jahren 2004 – 2007 jährlich um durchschnittlich 22%. Das Unternehmen in Tucson/Arizona wurde 1985 gegründet und beschäftigt heute rund 1’000 Mitarbeiter.


Roche erzielte im Diagnostikbereich in den ersten neun Monaten 2007 einen Umsatz von 6% auf 6’823 (VJ 6’415) Mio CHF. Die Betriebsgewinnmarge sank im ersten Halbjahr 2007 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 0,5 Prozentpunkte auf 20,8%.


Marktpotenzial bei derzeit 960 Mio. Dollar
Das Marktpotenzial im Histopathologie-Geschäft wird von Roche mit derzeit 960 Mio USD angegeben. Der Markt wachse um ca. 10% jährlich und soll bis ins Jahr 2011 ein Volumen von 1,6 Mrd USD erreichen. Wachstumstreiber sind die Nachfrage nach Automatisierung und Standardisierung von Tests, die steigenden Krebserkrankungsraten und zunehmend zielgerichtetere Onkologiemedikamente, die Diagnostik-Tools unerlässlich machten.


Rasche Integration von Ventana – Gleeson bleibt
Die Integration von Ventana wird gemäss Roche sehr rasch vollzogen werden. Dies sei möglich, weil Ventana unter eigenem Namen weitestgehend selbständig operieren werde. Dabei werde der Ausbau des Ventana-Geschäfts vorangetrieben. So wird denn auch Christopher Gleeson, VR-Präsident und CEO von Ventana, das Geschäft des US-Unternehmens weiter leiten und Mitglied im Roche Diagnostics Executive Committee werden.


Weiterhin kleine bis mittelgrosse Akquisitionen
Roche setzt unverändert primär auf organisches Wachstum. Allerdings werde der Markt ‹weiterhin auf kleine bis mittelgrosse Akquisitionen sowohl im Pharma- als auch Diagnostikbereich› hin überprüft, sagte Humer am Conference Call. Die Übernahmeziele müssten jedoch passen und strategisch Sinn machen.


Roche-Titel verliert an der Börse
An der Börse verliert der Roche-‹Bon› bis gegen 11 Uhr um 2,2% auf 189,50 CHF. Der SMI gibt um 0,7% nach. Die meisten Marktbeobachter begrüssen die Übernahme und haben eine Erhöhung des Angebots erwartet. Dies, zumal das Ventana-Management signalisiert habe, dass es bei einem höheren Angebot einer Zustimmung nicht abgeneigt sei. Den Kaufpreis von rund 10x Umsatz stufen Analysten als ‹marktkonform› ein.  (awp/mc/pg)

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