Schweizer sollen mehr auf Pump leben

Das Volumen an Konsumkrediten in der Schweiz beläuft sich auf 12,5 Mrd CHF, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Beratungsunternehmens Mercer Oliver Wyman hervorgeht. Im internationen Vergleich ist das indes wenig, europaweit beträgt das Volumen 1,4 Bio CHF. Die Hälfte davon gehen auf das Konto von Grossbritannien und Deutschland. In Grossbritannien kommen 4’122 EUR Konsumkredit-Schulden auf jeden Einwohner, in Deutschland sind es 2’798 EUR.


Geringe Verschuldung
Die Schweiz weist mit einem Volumen pro Kopf von 924 EUR eine geringe Verschuldung auf. Dabei sind die Hypotheken nicht inbegriffen. Tiefer ist der Wert nur noch in Ungarn mit 216 EUR und in der Tschechischen Republik mit 167 EUR. Diese tiefen Werte für die Schweiz haben Gründe. In der Schweiz sind Konsumkredite in der Bevölkerung wenig etabliert, das Image ist geprägt von Kredithaien und der Gefahr, in die Schuldenfalle zu geraten.


Bisher zurückhaltend
Deshalb haben die Banken bisher auch Zurückhaltung geübt. Mit Rücksicht auf ihr Image und weil sie nicht in Konflikt mit dem Konsumentenschutz kommen möchten, drängte sich das Geschäft mit Kleinkrediten trotz eigentlichem Interesse nicht auf. Auch wegen der relativ starken Regulierung hat der Markt bislang wenig Dynamik entwickelt. Doch das ändert sich.


Wachstum in der Schweiz
Der Schweizer Markt sei in den vergangenen vier Jahren jährlich um 8,5% gewachsen, sagte Norman Karrer, Experte für Konsumkredite bei Mercer Oliver Wyman, am Mittwoch vor den Medien in Zürich. Auch in diesem Jahr sei ein «signifikantes Wachstum» zu erwarten. In Europa wird der Gewinn der gesamten Industrie in den nächsten fünf Jahren von rund 29 Mrd CHF auf über 40 Mrd CHF steigen, hiess es. Das Europäische Konsumkreditgeschäft wird gleichzeitig um ein zusätzliches Kreditvolumen von 570 Mrd CHF wachsen. Für die Schweiz liegen Wachstumsraten von 5 bis 7% drin, sagte Karrer. Die Anbieter können bis zu 100 Mio CHF an zusätzlichem Gewinn abschöpfen.


Wenige Anbieter in der Schweiz
In der Schweiz gibt es bislang wenige Anbieter. Unangefochten an der Spitze mit einem Anteil von 60 bis 70% deckt GE Moneybank den Markt ab. Die Credit Suisse Group bringt es laut den Experten von Mercer Oliver Wyman auf etwa 20%, die Migrosbank auf rund 8%. Das absehbare Wachstum lockt weitere Konkurrenten auf den Platz. Neu kämpfen Cashgate von vier Kantonalbanken und der Valiant- Bankengruppe sowie die Raiffeisen-Bankengruppe um Marktanteile. Weitere Zuzüger sind im kommenden Jahr zu erwarten. (awp/mc/as)

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