Swiss Life will deutsche AWD übernehmen

Kostenpunkt: Bis zu 1,9 Mrd CHF. Swiss Life-Konzernchef Rolf Dörig und AWD-Gründer und Hauptaktionär Carsten Maschmeyer bezeichneten den Deal am Montag vor den Medien als Glücksfall. Swiss Life profitiere von einer zusätzlichen Vertriebskraft, einer erweiterten Kundenbasis sowie Zutritt zu den Wachstumsmärkten Zentral- und Osteuropas, sagte Dörig. Zugleich kann die Gesellschaft ihre Marktposition in Deutschland ausbauen und in der Schweiz stärken. Swiss Life ergänzten sich hervorragen, sagte Dörig.


30 Euro je Aktie
AWD will das bisherige Wachstum unter den Fittichen der Swiss Life beschleunigen. Swiss Life strebt die Mehrheit bei AWD an und bietet pro Aktie 30 EUR. Das Angebot wird von Maschmeyer, der das Unternehmen vor nicht ganz 20 Jahren gegründet hat, unterstützt. Die Gründerfamilie dient Swiss Life einen Anteil von 20% an und behält 10%. Swiss Life hält bis jetzt direkt und indirekt rund 5% an AWD. AWD soll als unabhängiges Unternehmen weitergeführt werden und an der Börse kotiert bleiben.


Volle Kassen
Swiss Life wird den Kauf aus eigenen Mitteln finanzieren. Der Preis von 1,9 Mrd CHF ist etwa so hoch wie der Erlös aus dem Anfang November angekündigten Verkauf der Banca del Gottardo an die Generali-Tochter BSI. Mit dem Verkauf der Geschäfte in den Niederlanden und in Belgien werden Swiss Life weitere 2,5 Mrd CHF in die Kasse gespült. Nach dem Verkauf dieser Firmenteile will sich Swiss Life wieder vollständig auf das Versicherungsgeschäft konzentrieren. Dörig erwartet bis ins Jahr 2012 jährliche Synergien von 50 Mio CHF die sich je zur Hälfte aus Ertragssteigerungen und Kosteneinsparungen zusammensetzen.


AWD mit über 1,9 Mio Privatkunden
AWD ist laut eigenen Angaben der grösste unabhängige Finanzdienstleister Europas. Die Gesellschaft zählt mehr als 1,9 Mio Privatkunden. 2006 erwirtschaftete AWD einen Umsatz von 728 Mio EUR. In der Schweiz betrug der Umsatz 108,1 Mio CHF. Die Transaktion wird sich gemäss Swiss-Life-Angaben spätestens ab 2009 positiv auf den Gewinn auswirken. Am angekündigten Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu 2,5 Mrd CHF hält Swiss Life trotz der Übernahme fest.


Skeptische Anleger
Die Anleger reagierten dennoch mit grosser Skepsis. Die Aktie der Swiss Life verlor bis am Nachmittag 6,6% auf 297 CHF. Unter anderem wurde der Preis als hoch bewertet. AWD dagegen stieg um 30% auf den Angebotspreis von 30 EUR. Das Image von AWD als aggressiver Verkäufer von Finanz- und Vorsorgeprodukten passe nicht zur altehrwürdigen Swiss Life, gab etwa die Bank Wegelin zu bedenken. Die Bank Vontobel monierte, dass die Position von AWD als unabhängiger Anbieter in Frage gestellt werde – eines der zentralen Merkmale von AWD.


S&P senkt Ausblick auf «negativ» – «A-» bestätigt
Im Zusammenhang der heute bekannt gegebenen Akquisition von AWD durch Swiss Life hat die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) den Ausblick für die unter der Swiss Life Holding operierenden Kern-Geschäftseinheiten Swiss Life/Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt AG auf «negativ» von «stabil» reduziert. Das Rating bleibt mit «A-» und das langfristige Gegenpartei-Kreditrating der Swiss Life Holding mit «BBB» unangetastet. Die Senkung des Ausblicks reflektiere die Risiken bei der Integration von grösseren Akquisitionen, schreibt die Ratingagentur am Montagabend. (awp/mc/ps)

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