Bolliger: Einkaufstourimus gefährdet Arbeitsplätze

Bolliger: Einkaufstourimus gefährdet Arbeitsplätze

Migros-Chef Herbert Bolliger.

Bern – Der starke Franken und der damit verbundene Einkaufstourimus haben Auswirkungen auf die Arbeitsplätze bei Migros und Coop. In den Migros-Geschäften dürfte die Zahl der Stellen sinken, wie Migros-Chef Herbert Bolliger in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» sagte. «Kosten bedeuten bei uns vor allem Personalkosten, und da nimmt der Druck zu», sagte Bolliger. «Im Kerngeschäft, also bei den Supermärkten, werden wir weniger Stellen anbieten.»

In Grenznähe gebe es Standorte, die wegen des Einkaufstourismus 6 bis 8% Umsatz eingebüsst hätten. Besonders stark sei der Druck in der Nähe zu Deutschland und zu Vorarlberg sowie am Genferseebecken. «Ein Filialleiter, dessen Umsätze im Lande um 8% im Minus liegen, wird die eine oder andere freie Stelle nicht mehr besetzen», führte Bolliger aus. Ein Vorteil in dieser Situation sei die Fluktuationsrate von etwa 10% im Detailhandel. Auch Coop-Chef Hansueli Loosli beklagte im Interview mit der «Basler Zeitung» vom Samstag den Einkaufstourimus in grenznahen Gebieten. «Die neuesten Schätzungen sagen, dass dem gesamten Schweizer Detailhandel wegen des Einkauftourismus dieses Jahr etwa 3 Mrd CHF entgehen», so Loosli. Coop selbst könnte diese Entwicklung gemäss Loosli 200 Mio CHF Umsatz kosten.

Manor zieht nach
Der Detailhändler Manor beobachtet ebenfalls mehr Einkaufstourismus, auch wenn Manor-Chef Bertrand Jungo, die Lage nicht genau beurteilen will. Was auffalle sei aber, dass die Schweizer immer längere Reisen auf sich nehmen würden, um im Ausland einzukaufen. «In Deutschland registriert man vermehrt Leute aus der Innerschweiz», sagte er im Interview mit der Westschweizer Zeitung «Matin Dimanche». Nun regiert auch Manor: Nach den Preissenkungen von Migros, Coop, Denner und Spar senkt die Warenhauskette mit Sitz in Basel die Preise für 500 Artikel. Wie Jungo im Interview ausführt, sollen sie schon ab Montag zum Tragen kommen.

Weitere Preisrunden erwartet

Das Ende der Preisreduktionen scheint nicht erreicht: Coop sowie Migros gehen aufgrund der aktuellen Situation von weiteren Preisrunden aus. Nach den für kommenden Montag angekündigten Preisabschlag für 500 Markenprodukte wird die Migros laut Bolliger «sicher zusätzliche Markenprodukte stark verbilligen». Hansueli Loosli sagte, die aktuelle Runde mit tieferen Preisen für 700 Markenprodukten (seit Samstag) werde nicht die letzte Runde sein. Konkreter wurden die beiden Schwergewichte im Schweizer Detailhandel nicht.

Loosli: LSVA temporär senken
Der Coop-Chef wartet zudem mit Ideen auf, wie man dem Währungsproblem entgegenwirken könnte. Zum einen kann er sich vorstellen, dass der Schweizer Wirtschaft mit einer reduzierten Mehrwertsteuersatz oder einer temporären Senkung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) geholfen werden könnte. Zum anderen erwartet er von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) einen Franken-Euro-Kurs von 1,25 bis 1,30. «Ein solcher Wechselkurs ist wirklich der zentrale Punkt. Daran hängen so viele Arbeitsplätze.» (awp/mc/ps)

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