MobileCoach hilft guten Vorsätzen auf die Sprünge

MobileCoach hilft guten Vorsätzen auf die Sprünge

(Foto: Pixabay)

St. Gallen – «Ich werde die nächsten Wochen früher zu Bett gehen, acht Kilogramm abnehmen, umsichtiger Autofahren, aufhören zu rauchen und einen Marathon laufen…»: Zu Jahresbeginn sind gute Vorsätze wieder allgegenwärtig. Allein an der Umsetzung hapert es oft. Die offene Software-Plattform www.mobile-coach.eu soll dabei helfen, Verhalten langfristig positiv zu beeinflussen und persönliche Ziele zu erreichen. Die Plattform eignet sich auch für automatisierte digitale Therapien. Die Plattform ist am Health-IS Lab des Instituts für Technologiemanagement (ITEM‐HSG) entstanden.

Die Forschenden haben bei der Entwicklung der Plattform gleich mehrere Ziele verfolgt: «Wir wollten verhaltensorientierte Interventionen ermöglichen, die sich gut skalieren und automatisieren lassen, mobil anwendbar sind und als quelloffene Software von Wissenschaftlern und Dienstleistern weiterentwickelt werden können», sagt Tobias Kowatsch, Projektleiter am Health-IS Lab. Nach rund einem Jahr liegt eine erste Version der Plattform vor, die für die Weiterentwicklung und Nutzung freigegeben ist.  «Derzeit wird der MobileCoach bereits im Rahmen von zwei Interventionsstudien im Suchtbereich eingesetzt», sagt Kowatsch.

Der MobileCoach soll mit interaktiven Diensten helfen, Verhalten langfristig in positiver Weise zu unterstützen. Gleich, ob sportliches Ziel oder Gesundheit – der MobileCoach spornt an und berät. Die Nutzung ist einfach: Teilnehmende melden sich online an und geben Auskunft über ihre individuellen Ziele und das aktuelle Verhalten. Ein einfacher Frage-Antwort-Dialog über mobile Kommunikationsdienste wie zum Beispiel SMS erhebt regelmässig das Verhalten. Auf Grundlage der persönlichen Angaben und des gewünschten Zeitraums erhalten die Teilnehmenden Botschaften und Tipps, wie sie ihr Verhalten langfristig ändern können.

Clevere Technologie, einfache Nutzung
Die Technik hinter der Plattform ist komplex, aber einfach zu bedienen. Der MobileCoach erlaubt eine klare Trennung zwischen dem Ablauf, den Inhalten und den Teilnehmerdaten einer Intervention. So können MobileCoach-Trainings jederzeit einfach überarbeitet und erweitert werden. Sinnvoll ist dies gerade für künftige Kommunikationsschnittstellen. Ergänzend zu den subjektiven Selbstauskünften der Teilnehmenden fliessen in die Ausgestaltung von MobileCoach-Trainings dann auch objektive Informationen  ein – wie zum Beispiel die Herzfrequenz oder andere physiologische Daten.

Die dialogbasierte Kommunikation findet in der ersten Version des MobileCoach ausschliesslich über SMS statt. Dies erlaubt die Entwicklung niederschwelliger Interventionen mit maximaler Reichweite. Teilnehmende brauchen nur ein Mobiltelefon, um den MobileCoach nutzen zu können. Internetzugang ist nur bei Anmeldung und Eingangsbefragung erforderlich.

Die Ablauflogik einer Intervention wird von Fachleuten in Form von Regeln in der Software hinterlegt. Gleiches gilt für die auf diesen Regeln aufbauenden Fragen, Botschaften und Tipps, die den Teilnehmenden im Verlauf einer Intervention zur Verfügung gestellt werden. Die Entwicklung von MobileCoach-Trainings erfordert neben der fachlichen Expertise eines Interventionsautors keine Programmierkenntnisse. Ein dreitägiger Schulungsworkshop genüge, um die Fachleute einzuweisen, erklärt Andreas Filler, Health-IS-Forscher und Hauptentwickler der MobileCoach-Plattform.

Quellcode offen für Industrie und Forschung
«Mit der Nutzung der so genannten Apache-Lizenz für den Quellcode des MobileCoach wird sichergestellt, dass die Plattform auch im Rahmen von kommerziellen Projekten eingesetzt und weiterentwickelt werden darf. Dies, ohne dass der neue Quellcode veröffentlicht werden muss», erklärt Projektleiter Tobias Kowatsch. Die Initiatoren des Open-Source-Projektes wollen damit die Adoption der Plattform in der Praxis unterstützen. Insbesondere wollen sie aber anderen Forschungseinrichtungen sowie Studierenden der Fächer Informatik, Psychologie und Verhaltensökonomie ermöglichen, die Plattform in eigenen Projekten zu nutzen und weiterzuentwickeln.

Weitere MobileCoach-Interventionen im betrieblichen Gesundheitsmanagement sind bereits in Planung. Die Plattform wird Schritt für Schritt um verschiedene Module zur Messung und Unterstützung von bestimmten Verhaltensweisen erweitert. Darüber hinaus soll der MobileCoach auch nach der stationären Suchthilfe oder zur Förderung der Rauchabstinenz zum Einsatz kommen. (Universität St. Gallen/mc/pg)

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