Rekordverlust für Deutsche Bank – Aktie stürzt ab

Rekordverlust für Deutsche Bank – Aktie stürzt ab

John Cryan, Co-CEO Deutsche Bank.

Frankfurt – Schwere Zeiten für die Deutsche Bank und ihre Mitarbeiter: Nach einem milliardenschweren Rekordverlust 2015 schwört Bankchef John Cryan die Beschäftigten auf «harte Arbeit und Belastungen» in den kommenden beiden Jahren ein. Der Radikalumbau des Konzerns sei alternativlos, schrieb Cryan in einer Botschaft an die Beschäftigten.

Cryans erste Jahresbilanz fällt tiefrot aus. Die Bank erwartet nach vorläufigen Zahlen vom Mittwochabend mit rund 6,7 Milliarden Euro den grössten Jahresverlust ihrer Unternehmensgeschichte. Deutschlands grösstes Geldhaus stürzt damit noch tiefer ab als befürchtet. Am Markt war mit einem Minus von etwa fünf Milliarden Euro gerechnet worden.

Aktie zeitweise zweistellig im Minus
Für 2014 hatte das Institut noch rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen – mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Details zur Bilanz 2015 will die Bank am 28. Januar vorlegen. Die vorläufigen Zahlen kamen an der Börse schlecht an: Der Kurs der Aktie stürzte ab und verlor zeitweise fast 10 Prozent. Am Nachmittag war sie mit einem Minus von gut vier Prozent mit Abstand schwächster Wert im Dax .

Der erste Jahresverlust seit der Finanzkrise 2008 (rund 3,9 Mrd Euro) sei zwar «ernüchternd», räumte Cryan ein. Es gehe jedoch darum, die Bank «einfacher und effizienter» zu machen, Risiken zu verringern und «Rechtsstreitigkeiten so rasch wie möglich abzuschliessen», so der Brite. «Mit diesen Schritten schaffen wir das Potenzial, uns zu einer starken, effizienten und gut geführten Institution zu entwickeln.» Cryan hatte am 1. Juli Anshu Jain als Co-Chef abgelöst und soll nach der Hauptversammlung im Mai 2016 die alleinige Führung übernehmen.

Teure Rechtsstreitigkeiten belasten
Teure Rechtsstreitigkeiten, Abschreibungen und Kosten für Stellenstreichungen belasten den deutschen Branchenprimus. Schon Ende Oktober hatte Cryan prognostiziert: «Wenn nicht ein Wunder passiert, werden wir einen Verlust für 2015 ausweisen.» Da hatte der Konzern für das dritte Quartal gerade mit einem Rekord-Fehlbetrag von sechs Milliarden Euro geschockt – wegen milliardenschwerer Abschreibungen im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft.

Für Rechtsstreitigkeiten wird die Bank im vierten Quartal voraussichtlich weitere 1,2 Milliarden Euro zurücklegen. «Diese Belastungen können sich durch weitere Entwicklungen bis zur Veröffentlichung des endgültigen Jahresabschlusses am 11. März 2016 noch verändern», erklärte Cryan. Bisher sieht der Dax-Konzern für 2015 insgesamt 5,2 Milliarden Euro an Rückstellungen für juristische Auseinandersetzungen vor.

Stellenabbau und Filialschliessungen
Eine weitere Milliarde kommt für den geplanten Jobabbau hinzu: Im eigenen Haus sollen unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze gestrichen werden, 4000 davon in Deutschland. Inklusive der beschlossenen Trennung von der Postbank schrumpft die Belegschaft von zuletzt gut 100 000 Mitarbeitern etwa um ein Viertel. Bis Ende 2017 will die Deutsche Bank etwa 200 der 700 eigenen Filialen schliessen.

Die Kosten für Neuausrichtung und Abfindungen belasten das Ergebnis im vierten Quartal mit rund 800 Millionen Euro – vor allem im Privatkundengeschäft. Weil die Software veraltet ist, schreibt die Bank in dem Bereich zudem weitere 100 Millionen Euro ab.

Künftig geringere Boni
Bei Bonuszahlungen tritt die Deutsche Bank auf die Bremse: Künftig sollen die Prämien für aussertarifliche Mitarbeiter noch stärker an den Unternehmenserfolg gekoppelt werden. Vorgesehen sind je nach Verantwortung und Geschäftsbereich Quoten für das Verhältnis von fixer zu variabler Vergütung. «Dies bedeutet, dass einige von Ihnen ab 2016 eine geringere variable und stattdessen eine entsprechend höhere fixe Vergütung erhalten werden», erklärte der Vorstand.

Im Investmentbanking machen dem Institut die immer strengeren Kapitalanforderungen zu schaffen, viele Geschäfte gerade im schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft lohnen sich nicht mehr. Im vierten Quartal lief vor allem der Handel mit Wertpapieren nicht rund, so dass die Erträge auf 6,6 Milliarden Euro zurückgingen – das sind rund 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Zusammen mit den Sonderkosten führt dies zum Jahresende erneut zu einem Quartalsverlust. Dieser belaufe sich auf rund 2,7 Milliarden Euro vor Steuern und rund 2,1 Milliarden Euro unter dem Strich. Im Vorjahresquartal hatte die Bank 441 Millionen Euro Gewinn erzielt. (awp/mc/upd/ps)

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