Hans-Peter Zehnder, CEO der Zehnder Group: «Wir verfolgen eine langfristig angelegte Unternehmens-Politik, die nicht auf kurzfristig orientierte Anleger abstellt»

Hans-Peter Zehnder, CEO der Zehnder Group: «Wir verfolgen eine langfristig angelegte Unternehmens-Politik, die nicht auf kurzfristig orientierte Anleger abstellt»

Von Alexander Saheb


Moneycab: Das erste Halbjahr hat sich gemischt entwickelt, bei besseren Umsätzen ging der Gewinn leicht zurück. Welche Prioritäten haben Sie für die zweite Jahreshälfte?


Hans-Peter Zehnder: Wir versuchen mit allen Anstrengungen, an das sehr gute 2. Semester des Vorjahres anzuknüpfen. Die Priorität liegt im Verkauf, wo wir die Chancen mit neuen Produkten und in neuen, noch wachsenden Märkten nutzen wollen.


Wieso sind im Hauptmarkt Frankreich sowie Italien und Spanien die Verkäufe von Aluminiumheizkörpern zurückgegangen, bzw. warum kam es zu vorgezogenen Auslieferungen im Vorjahressemester?



«Die Aussichten für das 2. Semester 2007 in Deutschland bleiben meines Erachtens eher düster, die markant rückläufigen Baugenehmigungen sprechen eine deutliche Sprache.» Hans-Peter Zehnder, CEO der Zehnder Group


Im Vorjahr stieg der Aluminiumpreis auf ein neues Rekordhoch. In Erwartung höherer Verkaufspreise haben die Kunden Bestellungen vorgezogen, um noch von tieferen Preisen zu profitieren. Dies führte bei den Kunden  zu sehr hohen Lagerbeständen, die immer noch auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau sind.


In Deutschland haben Sie ebenfalls ein schwieriges Umfeld erlebt. Welche Prognose stellen Sie für den dortigen Markt?


Überraschend schnell hat sich die Baukonjunktur im 1. Semester abgekühlt. Wahrscheinlich haben die Ende 2006 ausgelaufenen Förderungszulagen für Eigenheime und die Mehrwertsteuererhöhung auf anfangs 2007 auch zu Vorholeffekten in der 2. Jahreshälfte 2006 geführt. Die Aussichten für das 2. Semester 2007 bleiben meines Erachtens eher düster, die markant rückläufigen Baugenehmigungen sprechen eine deutliche Sprache.


Der EBIT der Gruppe wurde unter anderem von Entwicklungskosten und höheren Materialpreisen belastet. Werden Sie die höheren Materialpreise künftig an die Kunden weitergeben können? Wann ist angesichts schon länger steigender Stahl- und Aluminiumpreise die Schmerzgrenze erreicht?


Wir gehen davon aus, dass wir auch in Zukunft höhere Materialkosten auf die Verkaufspreise überwälzen können. Allerdings ist dies – je nach Segment und Wettbewerbsintensität – nur zeitverzögert und  teilweise auch nicht immer  im gewünschten Umfange möglich.


Sie erzielten zwar 15 Prozent des Umsatzes mit Ventilation und Komfortlüftungen, doch ist die Marge laut einem Pressebericht tiefer als bei den Heizkörpern. Können Sie das Geschäft optimieren oder braucht es zunächst steigende Volumen?


Im Bereich Komfortlüftungen haben in diesem Jahr höhere Produktentwicklungskosten die Marge beeinträchtigt. Mit der Lancierung dieser neuen Produkte sollte sich die Marge wieder verbessern. Steigende Volumen würden zudem zusätzlich zur Verbesserung beitragen.


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In diesem Bereich offerieren Sie komplette Systeme und weniger einzelne Heizkörper. Ist der Verkauf solcher Lösungspakete für Sie auf längere Sicht lukrativer? Wie stark spüren Sie eigentlich bei den «einfachen» Heizkörpern den Druck der Konkurrenz?



«In der aktuellen Entwicklungspipeline sind einige viel versprechende Produkte enthalten.»


Wir sind überzeugt, dass attraktive Systemlösungen für die Kunden einen Mehrwert bringen. In der Regel sind solche Angebote lukrativer, da die Kundenbindung höher wird und die Eintrittsbarriere für die Konkurrenz steigt. Je nach Segment bewegen wir uns bei Heizkörpern in eher reifen Märkten, wo die Konkurrenzsituation intensiver ist.


Welche möglicherweise besonders umsatzträchtigen Produkte entwickeln Sie zur Zeit und bis wann wollen Sie damit auf den Markt?


Unsere Gruppe hat in der Vergangenheit immer wieder innovative Produkte auf den Markt gebracht. In der aktuellen Entwicklungspipeline sind einige viel versprechende Produkte enthalten. Nähere Angaben kann ich aber nicht machen, ich betrachte solche Informationen als Geschäftsgeheimnis und deren Veröffentlichung uns schaden und der Konkurrenz helfen könnten.


Das Unternehmen strebt auf mittlere Sicht eine zweistellige EBIT-Marge an. Bis wann halten Sie diese für erreichbar?


So schnell wie möglich – allerdings kann ich den genauen Zeitpunkt heute nicht abschätzen. Dazu müssten wir die weitere konjunkturelle Entwicklung in unseren Hauptmärkten und der Verlauf der Materialpreise kennen.


Die Analysten sind mit ihren Gewinnerwartungen für das Halbjahr recht daneben gelegen. Sicher hat es da viel Erstaunen zu Ihrem Ausweis gegeben. Konnten Sie Anhaltspunkte gewinnen warum sich diese Zunft kollektiv verrechnet hat?


Wir haben im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz im Frühling ein im Vergleich zum Umsatz überproportionales Gewinnwachstum in Aussicht gestellt. Wir gingen davon aus, dass auch dieses Jahr sich der Geschäftsgang ab Mai wie üblich beschleunigen würde. Die ist aber nicht im erwarteten Umfang eingetreten.


Eine feste Gruppe aus dem Familienkreis hält die Stimmenmehrheit an der Zehnder Group. Welche Rolle spielen die übrigen Aktionäre für Sie?

Wir betrachten die Interessen aller Aktionäre als gleichwertig und wollen für alle Aktionärsgruppen Mehrwerte schaffen. Allerdings verfolgen wie eine langfristig angelegte Unternehmenspolitik, die nicht auf kurzfristig orientierte Anleger abstellt.


Die Zehnder-Aktie hat an der SWX in den vergangenen Wochen deutlich nachgegeben. Sollte man jetzt kaufen?


Da enthalte ich mich des Kommentars. Die Prognose des Börsenumfeldes ist ja bekanntlich eine sehr schwierige Disziplin, in der sich auch professionelle Finanzspezialisten schwer tun.


Viele familiengeführte Unternehmen erzielen eine bessere Performance als von Angestellten gemanagte Firmen. Waren Sie schon einmal in einer Situation wo Sie gedacht haben, wenn das nicht meine Firma wäre hätte ich anders entschieden?


Nein, das ist nicht der Fall.





Der Gesprächspartner:
Hans-Peter Zehnder wurde 1954 geboren. Er besuchte die Schulen in Gränichen und Aarau und studierte anschliessend an der Universität St. Gallen, wo er mit dem lic.oec. 1978 abschloss. Danach promovierte er und erlangte 1981 den Dr. oec. Seine erste Berufstätigkeit umfasste verschiedene Aufgaben bei Haenni & Cie, teils noch neben dem Studium. Anschliessend war er bei der Gebr. Bühler AG in Uzwil in der Finanzabteilung tätig. Dort verantwortete er die mittelfristige Unternehmensplanung und war persönlicher Assistent des Konzernleitungsmitgliedes Finanzen und Personal. 1985 trat er in die Gruppenleitung der Zehnder-Gruppe ein. Ab 1988 war er Spartenleiter Heizkörper und VR Mitglied der Zehnder Holding AG. Seit 1993 ist er Präsident des VR der Zehner Group AG und Vorsitzender der Gruppenleitung. Ausserdem hat er in verschiedenen anderen VRs Einsitz. Hans-Peter Zehner ist verheiratet und hat zwei Kinder.


Das Unternehmen:
Die Zehnder Group sorgt für ein gesundes, energieeffizientes und komfortables Raumklima. Zehnder Group entwickelt, produziert und verkauft Heizkörper und Komfortlüftungen. Die Produkte werden unter verschiedenen gut eingeführten Marken vertrieben. In den von ihr bearbeiteten Segmenten gehört Zehnder Group zu den Marktführern. Das wichtigste Absatzgebiet ist Europa. Daneben ist Zehnder Group aber auch in China und in Nordamerika präsent. Die Produkte werden in modernen Werken in Europa und in Übersee hergestellt. Weltweit beschäftigt Zehnder Group rund 3’000 Mitarbeiter.

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