DJE Kapital: Dividendenstrategien im Schatten steigender Zinsen

DJE Kapital: Dividendenstrategien im Schatten steigender Zinsen
Oleg Schantorenko, Client Portfolio Manager & ESG-Specialist Institutional Clients, DJE Kapital. (Bild: DJE Kapital)

Von Oleg Schantorenko, Client Portfolio Manager & ESG-Specialist Institutional Clients, DJE Kapital

In der Niedrig- und Nullzinsphase haben viele auf stetige Dividendenzahler nach dem Motto: „Dividenden sind der neue Zins“ gesetzt. Mittlerweile gibt es wieder nennenswerte Zinsen. Was hat sich für Dividenden mit dem Zinsanstieg wirklich geändert?

Die bislang gewohnten Korrelationen zwischen Aktien und Zinsen sind im letzten Jahr mehr oder weniger aufgehoben. Wer auf Ausschüttungen abzielt oder angewiesen ist, findet diese nun vermehrt wieder in Anleihen. Betrachtet man die Renditen von sechs Kernmärkten in einem kurzfristigen Zeitraum (Grafik 1), so zeigt sich: Bei den Dividendenrenditen ist die Entwicklung im Grunde stabil. Bei den Gewinnrenditen allerdings ging es recht deutlich nach oben. Wenn also auch in der kurzfristigen Betrachtung Zinsen gegenüber Dividenden wieder sehr attraktiv aussehen, sollten langfristig orientierte Anleger immer auch langfristige Entwicklungen im Auge behalten.

Grafik 1: Dividendenrenditen und Gewinnrenditen seit 2010

Gewinnrenditen bleiben wichtig
Bei einem zehnjährigen Betrachtungszeitraum zeigt sich beispielsweise im Vergleich des MSCI Europa ohne UK – Gewinnrendite und Dividendenrendite – und zehnjährigen deutschen Staatsanleihen: Die Gewinnrendite liegt hier noch sehr deutlich über den Zinsen, die man langfristig verdienen kann. Hier ist also noch alles beim Alten. Im US-Markt ist die Änderung deutlich zu sehen: Zehnjährige US-Staatsanleihen übersteigen mittlerweile zumindest die Dividendenrendite des S&P 500. Dennoch liegen auch in dieser langfristigen US-Betrachtung die Gewinnrenditen weiterhin über zehnjährigen festverzinslichen US-Papieren, auch wenn der Spread gesunken ist.

Grafik 2: Gewinn- und Dividendenrenditen im Vergleich zum Zins in Europa und den USA

Regionale Flexibilität zahlt sich aus
Schaut man auf andere Regionen, liegen im zwanzigjährigen Durchschnitt die aktuellen Dividendenrenditen dort oft und teils deutlich über ihrem Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre – dies gilt z. B. für MSCI Emerging Markets, MSCI Japan oder auch FTSE All Share British. Es lohnt sich also, bei der Suche nach langfristig attraktiven Dividendenrenditen regional flexibel zu sein und nicht nur auf den MSCI World zu schauen, der ja sehr stark von US-Titeln beeinflusst wird.

Grafik 3: Langfristige Dividendenrenditen in verschiedenen Regionen

Inflationsschutz braucht Real Assets
Was sich auch nicht geändert hat: Für den Inflationsschutz in der Kapitalanlage ist man immer noch auf Real Assets angewiesen. Aktien sind Unternehmensbeteiligungen und zählen somit eindeutig zu den Real Assets, sie gehören also weiterhin in ein breit aufgestelltes Portfolio. Diese wichtige Erkenntnis geht derzeit oft unter in der Betrachtung von Anleihen versus Dividendentitel. Real verliert man nämlich teilweise immer noch mit Staatsanleihen.

Auswahl von Dividendentiteln: Die Höhe allein ist es nicht
Bei der Auswahl von Einzeltiteln spielt die Dividendenrendite im Auswahlprozess – neben weiteren Auswahlkriterien wie Momentum oder Verschuldung bzw. wie stark ein Unternehmen von den gestiegenen Zinsen belastet wird – eine wichtige eine Rolle. Bei der Beurteilung von Dividendentiteln achten wir auf folgende Aspekte: Gewinnausschüttungsquoten sollen nicht zu hoch und nicht zu niedrig (40-60%) sein; Unternehmen sollen eine nachhaltige und attraktive Dividendenzahlung gewährleisten können; und Ausschüttungen sollen durch den generierten Cashflow gedeckt sein. Aktienrückkäufe sind ein weiterer wichtiger Aspekt. Wenn man Dividendenrenditen und Anleiherenditen vergleicht, wird dieses Thema oft ausgeblendet. Aber in vielen Sektoren, sowie für breite Märkte wie den gesamten S&P 500, ist die Aktienrückkaufrendite oft höher als die Dividendenrendite. Denn auch eine Aktienrückkaufrendite wird von den Aktionären „verdient“ , auch wenn sie nicht unmittelbar Cashflow-wirksam realisiert wird. Es gibt bei der Analyse von Dividendenstrategien im Schatten steigender Zinsen also einige Aspekte mehr zu beachten als auf den ersten Blick sichtbar.

DJE Kapital

One thought on “DJE Kapital: Dividendenstrategien im Schatten steigender Zinsen

  1. Warum eine Grafik mit lauter, kaum unterscheidbaren Blautönen und nicht unterscheidbaren unterschiedlichen Farben?

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