Adoboli-Prozess: Banken tragen laut Verteidiger Mitschuld an Verlust

Adoboli-Prozess: Banken tragen laut Verteidiger Mitschuld an Verlust

 Angeschuldigter im Betrugsprozess in London: Kweku Adoboli, früherer UBS-Händler.

London – Im Betrugsprozess gegen den früheren UBS-Wertpapierhändler Kweku Adoboli hat die Verteidigung die Banken aufs Korn genommen. Der Milliardenverlust, den Adoboli bei der grössten Schweizer Bank verursachte, sei auch auf das in den Investmentbanken herrschende Klima zurückzuführen, so die Verteidigung.

Die Pleite von Lehman Brothers, die Rettung der UBS in der Finanzkrise durch den Staat und der Skandal um Libor-Manipulationen seien auf eine Ursache zurückzuführen: «Der Drang, Geld zu machen», sagte Adobolis Verteidiger Charles Sherrard am Freitag in seinem Schluss-Plädoyer.

Davor rief Staatsanwältin Sasha Wass in ihrem Schlussplädoyer die Geschworenen im Londoner Southwark Crown Court dazu auf, sich bei der Urteilsfindung nicht vom schlechten Bild der Banken in Teilen der Öffentlichkeit beeinflussen zu lassen. Den Bankern werde oft Gier, Rücksichtslosigkeit und Arroganz zugeschrieben, sagte sie. «Herr Adoboli versucht, seine Verteidigung auf dieser Stimmung aufzubauen».

Anklage: «Rücksichtsloser Spieler»
Adoboli, dem Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen wird, war nach Ansicht der Anklage ein rücksichtsloser Spieler. Er sei zu grosse Risiken eingegangen. Seine unerlaubten Geschäfte habe er in betrügerischer Absicht auf geheimen Konten getarnt und einen Verlust von 2,3 Mrd USD verursacht.

Geheime Konten
Adoboli gab vor Gericht zu, dass er mit geheimen Konten arbeitete. Den Vorwurf, in betrügerischer Absicht gehandelt zu haben, wies er zurück. Die Bank habe ihn zu Gewinnen gedrängt, von der sie wusste, dass sie bei Einhaltung der offiziellen Regeln nicht zu erwirtschaften waren. Die Bankenskandale der jüngeren Vergangenheit zeigen in seinen Augen ein Branche, die weder Vorschriften noch ethische Standards strikt durchsetzte.

Nach Ansicht der Anklagevertreterin erbrachte die Vernehmung von früheren und gegenwärtigen UBS-Mitarbeitern keine Beweise für die These, dass es UBS nur um Gewinne gegangen war, unabhängig davon wie diese erzielt wurde.

Nach dem Schlussplädoyer der Verteidigung wird der Richter Anfang der kommenden Woche den Fall für die Geschworenen zusammenfassen. Anschliessend werden sie sich zur Urteilsberatung zurückziehen. (awp/mc/ps)

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