Volkswagen nach neun Monaten auf Erfolgskurs

Volkswagen nach neun Monaten auf Erfolgskurs

VW-Konzernchef Martin Winterkorn.

Wolfsburg – Dank weltweit steigender Verkäufe hat Volkswagen (VW) in den ersten neun Monaten des Jahres den Umsatz kräftig gesteigert. Der mehr als verdreifachte Gewinn des Konzerns ist aber nicht allein auf die Verkaufserfolge zurückzuführen, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Zwischenbericht hervorgeht. Dort wirkte sich die Neubewertung der Kauf- und Verkaufsoptionen für die zweite Hälfte von Porsches operativem Sportwagengeschäft mit rund 6,8 Milliarden Euro positiv aus.

Von Januar bis September verdiente Europas grösster Autobauer unter dem Strich 13,64 Milliarden Euro, nach 4,03 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Auf operativer Ebene betrug das Gewinnplus 86 Prozent auf 8,98 Milliarden Euro. «Die gute Geschäftsentwicklung zeigt die Stärke und Stabilität des von uns eingeschlagenen Weges», sagte Konzernchef Martin Winterkorn. VW setzte aber nicht nur mehr Autos ab, sondern verdiente mit jedem verkauften Wagen auch mehr Geld. «Wir haben unsere Profitabilität weiter gesteigert», sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Die operative Marge verbesserte sich von 5,2 auf 7,7 Prozent.

16 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft
In den ersten neun Monaten des Jahres wurden 6,2 Millionen Fahrzeuge abgesetzt, 16 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit wuchs VW mehr als doppelt so schnell wie der Gesamtmarkt. Die Erlöse stiegen überproportional zu den Verkäufen um mehr als ein Viertel auf 116,28 Milliarden Euro. «2011 wird ein Rekordjahr für VW», sagte Finanzvorstand Pötsch. Die Ziele für das Gesamtjahr wurden bekräftigt. Demnach werden die Auslieferungen höher ausfallen als im Vorjahr, das operative Ergebnis und die Erlöse sollen deutlich steigen.

Aktie springt nach oben
An der Börse kamen die Zahlen gut an. Die im Dax notierten VW-Vorzugsaktien legten im Tagesverlauf um mehr als 9 Prozent zu und waren damit einer der Favoriten im Leitindex. Nach Meinung von Händlern übertrafen die Zahlen «durch die Bank» die Markterwartungen. Aufgrund der hohen Nachfrage nach den Modellen Polo, Golf, Tiguan, Touareg, Jetta, Touran und Sharan verbesserte sich das operative Ergebnis der Kernmarke VW Pkw im Jahresvergleich von 1,55 Milliarden Euro auf 3,26 Milliarden Euro. Audi verdiente auf operativer Ebene 3,96 Milliarden Euro und fuhr damit erneut eine klar zweistellige Marge ein.

Gut vorbereitet

Für den weiteren Jahresverlauf zeigte sich Winterkorn zuversichtlich, wenngleich Wechselkurse und Rohstoffpreise bremsend wirken könnten. «Angesichts der aktuellen Unsicherheitsfaktoren für die Konjunktur beobachten wir die Entwicklungen auf den weltweiten Automobilmärkten weiterhin sehr genau», sagte der Konzernchef. VW verfügt über ein Liquiditätspolster von 21,2 Milliarden Euro. «Wir sind dank unserer finanziellen Solidität gut gerüstet für die Zukunft, auch wenn diese mit konjunkturellen Unsicherheiten behaftet ist», sagte Finanzvorstand Pötsch.

MAN-Übernahme kurz vor Abschluss
Im nächsten Jahr könnten die Märkte weiter wachsen, sagte Vertriebsvorstand Christian Klingler. Es müsse aber abgewartet werden, wie sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld entwickele. Wachstumsregionen sieht Klingler vor allem ausserhalb Europas, in Nord- und Südamerika sowie China, Russland und Indien. In den nächsten Wochen rechnet der Konzern mit dem Abschluss der 3,4 Milliarden Euro schweren Mehrheitsübernahme des Münchner Nutzfahrzeugherstellers MAN . Nach Ende des Genehmigungsverfahrens durch die weltweiten Kartellbehörden wird VW 55,9 Prozent der MAN-Stammaktien halten. Die Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter liegt bereits vor.

Streit mit Suzuki
Trotz des Streits mit Suzuki hält VW an seiner Beteiligung am japanischen Kleinwagenspezialist fest. «Wir haben keine Pläne unseren Anteil zu reduzieren, sagte Finanzvorstand Pötsch. «Volkswagen betrachtet Suzuki weiterhin als attraktives Investment», hiess es im Zwischenbericht. Die beiden Partner werfen sich gegenseitig Vertragsverletzungen vor. Suzuki dringt auf einen Rückzugs des Grossaktionärs, der fast ein Fünftel am Familienunternehmen hält. Aufgrund des Streits sei «bis auf weiteres die Möglichkeit, massgeblichen Einfluss auf Suzuki auszuüben, nicht mehr gegeben», hiess es im Bericht. Deshalb werde die Beteiligung nun anders in der Bilanz geführt. Diese Verschiebung sei aber in keinster Weise als Schwächung der VW-Position zu sehen, sagte Pötsch. VW warf den Japanern Vertragsbruch vor, als sie Dieselmotoren bei Fiat bestellten. Suzuki zeigte sich dagegen enttäuscht von der Partnerschaft: Der erhoffte Zugang zu Technologien sei nicht gewährt worden.

Ziel mit Porsche bekräftigt
Am Ziel, einen integrierten Autokonzern mit Porsche zu schaffen, hielten alle Beteiligten fest, sagte Pötsch. «Wir sind absolut davon überzeugt, dass es dazu kommen wird.» Nach der Verschiebung der Fusion werden nun auch Alternativen zu den Kauf- und Verkaufsoptionen geprüft. Ergebnisse dieser Überlegungen sollen dem Aufsichtsrat vor Jahresende vorgelegt werden. (awp/mc/ps)

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