Olivier Pagan, Direktor Zoologischer Garten Basel, im Interview

Olivier Pagan, Direktor Zoologischer Garten Basel, im Interview

Olivier Pagan, Direktor Zoologischer Garten Basel. (Foto: zvg)

von Robert Jakob

Moneycab.com: Herr Pagan: 12500 Franken kostet eine Aktie des Basler Zoos. Ist diese „Schwere“ nicht ein Handicap? In diesem Jahr wurden noch keine zehn Titel umgesetzt.

Olivier Pagan: Der Zolli hat rund 1000 Aktionäre und insgesamt 1700 Aktien. Dabei handelt es sich um „Liebhaber-Titel“, die sehr häufig in den Familien bleiben und von Generation zu Generation weitervererbt werden.

Man muss schon in die Grossstädte Frankfurt, München oder Berlin fahren, um einen ähnlich grossen und weitläufigen Zoo wie den Basler zu finden. Gemessen an der Einwohnerzahl hat der Basler Zoo eine ungeheure Bedeutung. Schafft Ihnen das den nötigen „Goodwill“ bei der Stadtregierung?

Der Zolli ist tatsächlich in Basel, wie auch in der Region und im Dreiländereck sehr gut verankert und sehr beliebt. Dass er diesen hohen Stellenwert hat, ist auch für die Regierung selbstverständlich.

Der Architekt meines Hauses, ein Schüler von Frank Lloyd Wright, hat auch das Basler Affenhaus gebaut. Welche Rolle spielen denn berühmte Architekten für die Attraktivität des Zoos?

Seit Jahrzenten wird im Zoo Basel auf die Gestaltung ein grosses Augenmerk gerichtet. Davon profitieren wir bis heute und die einzigartige Gartengestaltung ist sogar zum Alleinstellungsmerkmal des Zolli geworden. Dabei wurde immer darauf geachtet, dass sich die Architektur der Tiergartenbiologie und der Landschaftsgestaltung unterordnet. In diesem Sinne sind nicht die Architekten allein für die Attraktivität verantwortlich, sondern die Hauptakteure, die Tiere, die Pflanzen und die naturnah gestalteten Themenanlagen.

«Es geht nicht darum, sich mit dem quantitativen Eckwert „Platz“ zufriedenzugeben, sondern darum, sich mit der Qualität des Platzangebotes auseinanderzusetzen und dafür sind uns unsere Hauptakteure, die Tiere, und die Besucher, die gerne in den Zolli gehen, dankbar.» Olivier Pagan, Direktor Zoologischer Garten Basel.

Die umgebaute Elefantenanlage soll Ende 2016 eröffnet werden. Ist alles im Plan?

Die Fertigstellung Ende 2016 ist unser Ziel, und wir sind mit dem Terminplan auf Kurs. Ob die Eröffnung im Winter 2016 oder eher im Frühling 2017 erfolgen wird, werden wir zu gegebener Zeit entscheiden.

Und wie steht es mit dem Ozeanium?

Wir warten auf den Bebauungsplan und sind zuversichtlich, dass die Planauflage anfangs 2016 erfolgen wird.

Platzmangel wird für Zoos immer zum Problem. Wie weit ist, ähnlich den städtebaulichen Herausforderungen, „verdichtetes Bauen“ im Zoo die Lösung? Bei den Autoparkplätzen legen Sie ja bereits Hand an.

Unser Umgang mit der Raumplanung im Zolli hat sich seit Jahrzehnten bewährt. Es geht nicht darum, sich mit dem quantitativen Eckwert „Platz“ zufriedenzugeben, sondern darum, sich mit der Qualität des Platzangebotes auseinanderzusetzen und dafür sind uns unsere Hauptakteure, die Tiere, und die Besucher, die gerne in den Zolli gehen, dankbar. Wichtig ist, dass die Tiere in bestens strukturierten Anlagen ihre Bedürfnisse und ihr Verhaltensrepertoire ausleben können. Dies ist übrigens schwer vergleichbar mit dem Parkhaus, denn das Verhaltensrepertoire eines geparkten Autos ist meines Wissens eher bescheiden.

Wie beteiligt sich die Stadt denn kostenmässig? Schliesslich wird das unterirdische Parkhaus ja allen, und nicht nur den Zoobesuchern, zur Verfügung stehen.

Wir werden die Parzelle im Baurecht erhalten und einen Investor suchen, der das Parkhaus bauen und betreiben wird.

Seit Eröffnung am 3. Juli 1874 haben weit über 80 Millionen Menschen den Basler Zoo besucht. Konnten Sie in den letzten Jahren auch den Anteil ausländischer Besucher steigern?

Der Zolli ist für alle da, und wir führen zurzeit keine Statistik darüber, wer aus der Schweiz und wer aus dem Ausland anreist.

Die meisten dieser ausländischen Besucher kommen selbstverständlich in Scharen aus Deutschland und Frankreich. Planen Sie auch Zielgruppenwerbung für spezielle andere Nationen?

Der Zolli heisst alle willkommen und betreibt Werbung weit und breit, sei es mit Plakataktionen, hoher Medienpräsenz, Internet, Social Media oder mit Mund zu Mund-Propaganda. Eine grosse Verbreitung finden unsere Medienmitteilungen. Je nach Thema geht die Medienresonanz um die ganze Welt und wir finden Artikel aus England, Neuseeland oder gar China.

Sie verkaufen auch Merchandising-Artikel. Ich nehme an, die machen bestenfalls ein Prozent vom Umsatz aus?

Beim Zoo-Laden betrug 2014 der Nettoerlös genau 1‘208‘715.43 und das Ergebnis 369‘973.48 Franken.

«Wir haben uns vom Sammlungsprinzip seit zwei Jahrzehnten verabschiedet.»

Auch Zoodirektoren hegen Wunschträume. Welches Tier ist das bei Ihnen?

Wir haben uns vom Sammlungsprinzip seit zwei Jahrzehnten verabschiedet. Es geht nicht darum, Wunschträume von Einzelpersonen zu verwirklichen, sondern darum, wie wir unsere Aufgabe als Bildungsinstitution bestmöglich erfüllen, damit unsere Besucher und unsere „Noch nicht“- oder potentiellen Besucher für die Natur und den Artenschutz sensibilisiert und auf deren Interessen aufmerksam gemacht werden. In dieser Hinsicht sind unsere Themenanlagen federführend und das Ozeanium natürlich ein wichtiges Ziel: Dort wird man nämlich ins faszinierende Ökosystem Ozean regelrecht eintauchen können.

Welches war eigentlich Ihr erster Zoo, den Sie als Kind besuchen durften?

Da ich in Dübendorf auf die Welt kam, war es der nächstgelegene schöne Zoo Zürich.

Zur Person:
Olivier Pagan, geboren am 2. Februar 1963 in Dübendorf , ist verheiratet mit Nathalie Zwahlen. Er schloss 1988 sein Studium der Veterinärmedizin an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Bern mit dem Eidgenössischen Tierarzt Diplom ab und promovierte danach über Differentialdiagnose der Abdominal Erweiterungen bei Reptilien. Von 1992 bis 1993 leitete er die Abteilung Zootier Pathologie an der Universität Bern. Ab 1993 wurde er Zoo-Tierarzt im Zoologischen Garten Basel. Seit April 2002 ist er dessen Direktor. Seine Hobbies sind Musik (Klarinette, Saxophon, Schlagzeug), Wandern und Segeln. Von Sommer 2000 bis Herbst 01 nutzte er eine Auszeit für einen transatlantischen Segeltörn mit seiner Frau. In der Armee ist Olivier Pagan Veterinäroffizier im Rang eines Majors.

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