DaimlerChrysler: Freightliner-Boss rückt in Mercedes-Führung

Sie wurden bisher von Mercedes-Chef Eckard Cordes selbst betreut. Mercedes rief am Donnerstag in seiner bisher grössten Rückrufaktion 1,3 Millionen Autos ab Baujahr 2001 in die Werkstätten. Überprüft werden Elektronik und Bremsen. DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp räumte strategische Fehler ein. «Es war falsch, sich voll und ganz auf Systemlieferanten zu verlassen», sagte er dem «Spiegel».


Neuer Posten: Chief Operating Officer
Der 45-Jährige Schmückle wechselt zum 15. April auf den neu geschaffenen Posten des Chief Operating Officer bei der Mercedes Car Croup (Mercedes-Benz, smart, Maybach), teilte das Unternehmen am Samstag mit. Er werde an Cordes berichten und sei verantwortlich für das Effizienzprogramm CORE (Costs down – revenues up: Kosten runter – Einnahmen rauf). Neben den Qualitätsproblemen bei Mercedes leidet die Sparte auch unter den jahrelange n Verlusten bei der Kleinwagenmarke smart. Hier gab der Konzern am Freitag ein drastisches Sanierungsprogramm im Wert von 1,2 Milliarden Euro bekannt.


smart-Sanierungsplan
Nach dpa-Informationen wurde die Entscheidung, den smart-Sanierungsplan bereits jetzt zu veröffentlichen, völlig überraschend auf einer Sondersitzung des Vorstandes am Donnerstagabend getroffen. Offenbar habe Schrempp vor der Hauptversammlung am kommenden Mittwoch in Berlin das Thema geklärt sehen wollen, verlautete aus Unternehmenskreisen. Einem Bericht des «Handelsblatt» (Montagausgabe) zufolge wollen auf der Versammlung zwei Fonds dem Konzernchef die Entlastung verweigern. Dies seien die Fondsgesellschaft SEB und die Fondsgesellschaft der Genossenschaften, Union-Invest, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Informationen aus Banken. Schrempp müsse sich damit abermals auf einen Denkzettel der Anleger gefasst machen, denn beide Fonds halten zusammen rund 16,5 Millionen Daimler-Aktien. Bereits im vergangenen Jahr hatten nur 88,49 Prozent des anwesenden Kapitals dem Management die Entlastung erteilt, nach mehr als 99 Prozent noch ein Jahr zuvor.


Harsche Kritik der institutionellen Investoren
Die harsche Kritik der institutionellen Investoren entzünde sich vor allem an den Qualitätsproblemen der Marke Mercedes-Benz. Sie würden auch auf längere Sicht einen Schatte n auf den Wert der Marke werfen, heisst es in einem internen Papier von Union Invest. Die Probleme seien von der «Sorte Eigenbau» und damit dem Management anzurechnen.


Kompetenz auf dem Elektronik-Sektor deutlich gestärkt
Schrempp betonte im «Spiegel», inzwischen habe Mercedes die Kompetenz auf dem Elektronik-Sektor deutlich gestärkt. «Die Autos, die heute aus den Fabriken kommen, sind die besten, die wir je ausgeliefert haben.» Nun müssten auch ältere Modelle in Ordnung gebracht werden. «Denn wir machen uns nichts vor: Diese Diskussion um die Qualität ist für Mercedes nicht gut.» Die Kosten der Rückrufaktion gibt das Unternehmen nicht bekannt. Der «Welt» zufolge sollen sie zwischen 300 und 500 Millionen Euro liegen. Die am vergangenen Donnerstag verkündete Massnahme betrifft nicht nur ältere Fahrzeuge, sondern auch in diesem Frühjahr produzierte Modelle.


Feinstaub: «Mehr Tempo»
In der Debatte um Feinstaub in deutschen Grossstädten und Diesel-Russfilter forderte Schrempp mehr Tempo. «Wir sollten dieses Thema sachlich diskutieren und rasch zu Lösungen kommen, sonst könnte es Auswirkungen auf den Markt geben.» Durch die Diskussion haben Kunden zuletzt Diesel-Autos ohne Filter gemieden. Mercedes will von Sommer an alle neuen Diesel-Fahrzeuge serienmässig mit Russfiltern ausrüsten, zum Herbst soll es eine Nachrüst-Lösung für ältere Modelle geben. Schrempp wies entschieden zurück, die Lage bei DaimlerChrysler angesichts immer wieder auftauchender neuer Krisenherde nicht im Griff zu haben. «In einem grossen Konzern kann es immer mal in einzelnen Teilen zu Herausforderungen kommen. Entscheidend ist, dass man sie sauber lösen kann.»


Kündigungen bei mehr als 300 Arbeitsplätzen drohen
Durch die Einschnitte bei smart könnten den dpa-Informationen zufolge Kündigungen bei mehr als 300 Arbeitsplätzen drohen. In der Zentrale der smart GmbH in Böblingen sollen durch die Einstellung des Roadsters und den Verzicht auf den Geländewagen smart formore sowie die Übernahme verschiedener Funktionen durch Mercedes-Benz rund 600 der 1.300 Arbeitsplätze wegfallen. Wie zu erfahren war, werden etwa 200 Mitarbeiter zu Mercedes wechseln, 100 scheiden durch Fluktuation aus. Im smart-Produktionswerk im lothringischen Hambach sind lediglich 100 der etwa 850 Stellen betroffen. Davon sollen etwa 60 Mitarbeiter ins A- und B-Klasse-Werk im badischen Rastatt wechseln, wo die Produktion weiter ausgebaut wird. Rechne man die Fluktuation ein, seien nur zirka 20 Stellen direkt vom Abbau betroffen, für die man auch eine Lösung finden werde, hiess es. Entsprechend sei die Stimmung in Hambach relativ gelöst, zumal die neue Generation des zweisitzigen smart ab 2007 dort gebaut wird. In Böblingen dagegen herrsche tiefe Betroffenheit. Schmückles Nachfolger bei Freightliner wird Chris Patterson (50). (awp/mc/gh)

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