Glarner Kantonalbank mit Jahresverlust von 56,8 Mio. Franken

«Die erforderlichen Korrekturmassnahmen sind eingeleitet», erklärte Bankratspräsident Martin Leutenegger dazu. «Das ernüchternde Jahresergebnis 2008 ist das Resultat einer aggressiven Ausleihungspolitik vor allem bei ausserkantonalen Schuldnern in den vergangenen Jahren. Sowohl im personellen als auch im strategischen Bereich sind wichtige Änderungen vorgenommen worden, um die Weichen für eine prosperierende Zukunft zu stellen», fasste Bankratspräsident Martin Leutenegger die Korrekturen zusammen. Mit David Becher konnte eine ausgewiesene Führungspersönlichkeit als neuer CEO gewonnen werden, während auf der strategischen Ebene insbesondere die Risikopolitik grundlegend überarbeitet wurde, heisst es in der GLKB-Medienmitteilung.

Zinsengeschäft auf Vorjahresniveau
Trotz Margendruck und praktisch konstantem Kundenausleihungsvolumen konnte der Erfolg im Zinsengeschäft mit CHF 51.4 Mio. fast auf Vorjahresniveau gehalten werden. Die mit den gefährdeten Forderungen zusammenhängenden Zinsrückstellungen führten zu einem Mindererfolg. Gesamthaft reduzierte sich der Zinserfolg um CHF 1.0 Mio. (-1.9% gegenüber dem Vorjahr).

Erfolg im Handelsgeschäft praktisch halbiert
Der Sturz der Finanzmärkte führte dazu, dass die Kunden weniger Wertschriftengeschäfte tätigten. Der Erfolg im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft reduzierte sich um CHF 1.0 Mio. auf CHF 11.8 Mio. (-7.8%). Der Eigenhandel wurde im Frühjahr mit einem Verlust sistiert. Zudem unterlag das Sorten- und Devisengeschäft grossen Kursschwankungen. In der Folge nahm der Erfolg aus dem Handelsgeschäft um CHF 1.2 Mio. auf CHF 1.3 Mio. ab. Der negative übrige ordentliche Erfolg von CHF -1.3 Mio. ist geprägt von Mehrerträgen aus banktechnischen Beteiligungen, einem kleinen Verlust aus Liegenschaften zum Wiederverkauf und Kursbewertungskorrekturen bei den Finanzanlagen. Mit einem Betriebsertrag von CHF 63.2 Mio. erzielte die Glarner Kantonalbank das zweitbeste Ergebnis in ihrer Geschichte. Gegenüber dem Rekordjahr 2007 nahm der Bruttoertrag um CHF 4.8 Mio. (-7.1%) ab.

Deutlich höhere Aufwände
Der Personalaufwand mit CHF 19.3 Mio. widerspiegelt die individuelle Teuerungsanpassung von +2.4% bei den Löhnen. Der Sachaufwand mit CHF 14.1 Mio. erhöhte sich um CHF 1.2 Mio. (+9.5%) insbesondere wegen leicht höheren Informatikkosten, den gestiegenen Revisionskosten und den einmaligen Kosten für externe Berater im Zusammenhang mit den Sondervorkommnissen sowie der ausserordentlichen Kreditprüfung durch eine unabhängige externe Revisionsstelle. Der Geschäftsaufwand nahm insgesamt um CHF 1.7 Mio. (+5.3 %) auf CHF 33.4 Mio. zu.

Risikopolitik überarbeitet
Mit CHF 29.7 Mio. wurde ein Bruttogewinn im Rahmen der Jahre 2006/2005 erwirtschaftet. Die daraus resultierende Cost-Income Ratio (Geschäftsaufwand zu Betriebsertrag) beträgt 53%. Die Abschreibungen auf dem Anlagevermögen fallen mit CHF 5.2 Mio. um CHF 2 Mio. höher aus als letztes Jahr. Dies resultiert im Wesentlichen aus der bereits im Halbjahresbericht erwähnten Bewertung der Tochtergesellschaft KMU Factoring AG. Die aussergewöhnlich hohen Wertberichtigungen, Rückstellungen und Verluste belaufen sich auf CHF 96.8 Mio. «Der hohe Wertberichtigungsbedarf hat uns veranlasst die Risikopolitik zu überarbeiten, um das bestehende und künftige Ausleihungsgeschäft besser auf die Risikotragfähigkeit und die Eigenmittelsituation der GLKB abzustimmen», erläutert GLKB CEO David Becher. Zur Abdeckung eines Teils des Verlustes wurden stille Reserven von CHF 15.4 Mio. aufgelöst und als ausserordentlicher Ertrag verbucht. Die hohen Wertberichtigungen führen dazu, dass die Glarner Kantonalbank einen Jahresverlust von CHF 56.8 Mio. ausweist.


Bilanzsumme um 3.1% gewachsen
2008 wuchs die Bilanzsumme um CHF 98.3 Mio. auf CHF 3?319.3 Mio. (+3.1%). Wegen sehr tiefen Zinssätzen im kurzfristigen Interbankenbereich blieb per Ende Jahr die Liquidität von CHF 217.6 Mio. in den flüssigen Mitteln. Hingegen nahmen die Forderungen gegenüber Banken um CHF 65.6 Mio. auf CHF 26.7 Mio. ab. In Bereinigung gewisser Firmenausleihungen nahmen die Forderungen gegenüber Kunden (Kredite ohne hypothekarische Deckung) um CHF 34.8 Mio. auf CHF 498.1 Mio. ab. Hingegen konnten die Hypothekarforderungen um CHF 19.9 Mio. auf CHF 2?359.4 Mio. (+0.8%) leicht ausgebaut werden. Der Verkauf der Beteiligung an der Solar Plant Swiss AG sowie die Abschreibungen auf der KMU Factoring AG führen zu einem Rückgang bei den Beteiligungen um CHF 6.9 Mio. auf CHF 4.6 Mio.

Auf der Passivseite wurden die Verpflichtungen gegenüber Banken um CHF 22.2 Mio. auf CHF 323.4 Mio. abgebaut. Die Verpflichtungen gegenüber Kunden in Spar- und Anlageform nahmen auf CHF 1?134.9 Mio. (+1.5%) leicht zu. Die übrigen Verpflichtungen gegenüber Kunden blieben mit CHF 865.6 Mio. stabil. Aufgrund der höheren Marktzinssätze erhöhte sich der Bestand der Kassenobligationen um CHF 33.2 Mio. (+9.3%) auf CHF 389.5 Mio. Weiter konnte die Refinanzierung durch Pfandbriefdarlehen um CHF 30.0 Mio. auf CHF 225.0 Mio. stärker genutzt werden. Durch Entscheide des Landrates und des Regierungsrates wurde das liberierte Dotationskapital insgesamt auf CHF 80.0 Mio. erhöht. Durch den Jahresverlust erfolgt keine Reservenzuweisung. Das Eigenkapital beträgt CHF 184 Mio.

Verstärkung der Geschäftsleitung
Der Bankrat hat mit Hanspeter Rhyner per 1. Februar 2009 einen neuen Leiter des Bereiches Geschäftskunden gewählt und ihn gleichzeitig zum Mitglied der Geschäftsleitung ernannt. (GLKB/mc/pg)

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